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Axel Rudi Pell
Live Over Europe
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Nachdem ich seine beiden letzten Alben Mystica, und Diamonds Unlocked mit viel Freude begutachten durfte, habe ich jetzt auch Axel Rudi Pells neue Doppel- DVD "Live Over Europe" zur Rezension vorliegen, was mir ausgezeichnet in den Kram passt, weil ich schon lange mit dem Gedanken spiele, mir Herrn Pell mal auf der Bühne reinzuziehen, dies allerdings bis dato irgendwie nie geschafft habe.
Das Werk ist in zwei Parts gegliedert, so erhält man auf DVD 1 quasi ein Konzert am Stück im Gelsenkirchener Amphitheater serviert, DVD 2 enthält jeweils kleine Happen von diversen Auftritten der Band, die aus Axels Privat-Archiv stammen. Der zweite Silberling ist eigentlich eine schöne Zugabe, die jedoch meiner Meinung nach eher für den ARP-Hardliner gedacht ist. Bei der Bild- und Tonqualität muss man doch einige Abstriche machen, dazu kommt noch die Dopplung vieler Stücke. Trotzdem ist es ganz interessant, die Band mal in unterschiedlichen Locations und bei diversen Anlässen wirken zu sehen. Für mich persönlich kommt hinzu, dass ich mit der Bochumer Zeche, die hier auch recht umfangreich enthalten ist, eigentlich immer ganz positive Erinnerungen (wenn auch bei anderen Bands wie z.B. Dr. Hook, Thunder oder Molly Hatchet) in Verbindung bringe.
So gefallen mir hier auch die dort in einer Unplugged-Version abgelieferten Stücke "Love Gun" und "Oceans Of Time" am besten, weil sie ein wenig Ruhe in das recht anstrengend zu begutachtende Material (Sänger Johnny Gioelis oft kreischende Stimme ist bei der minderen Tonqualität doch auf die Dauer manchmal recht nervig) bringen. Beeindruckend natürlich besonders die Atmosphäre auf dem Wacken Open Air. Trotzdem ist die DVD ein Beleg dafür, dass die Band sich als starkes und sympathisches Kollektiv, sowohl in kleinen Hallen wie auch auf Freiluft-Festivals zu präsentieren weiß.
DVD 1 bietet dann aber alles, was das Herz des Axel Rudi Pell-Sympathisanten begehrt. Ein schöner Open Air-Gig, aufgenommen bei prächtiger Stimmung der Fans und einer richtig gut aufgelegten Band. Johnny Gioeli singt sich die Seele aus dem Leib, bewegt sich wie ein Energiebündel und weiß auch sofort eine angenehme und stimmungsreiche Atmosphäre zwischen sich, der Band und dem Publikum aufzubauen. Er erinnert mich ein wenig
vom Charisma an den bekannter Weise nicht mehr unter uns weilenden Freddie Mercury. Keyboarder Ferdy Doernberg, Bassist Volker Krawczak und Drummer Mike Terrana sind mit ihren wuchtigen Erscheinungsbildern schon für sich allein ein optisches Erlebnis.
Gerade Mike Terrana scheint einen Schreck für jeden Oberbekleidungs-Verkäufer abzugeben, sein von wüsten Schlagzeugperformances gestählter und zur Schau getragener, nackter Oberkörper lässt anscheinend kein Obermaterial lange standhalten. Herrlich wie der Irokesenschnittträger bei seinem schweißtreibenden Drumsolo auch seine Qualitäten als Jongleur unter Beweis stellt. Axel Rudi Pell strahlt eine wohlige Ruhe aus und zaubert in gewohnter Weise seine reichhaltigen Gitarrenparts rauf und runter. Für mich als Nichtmusiker bisher neu und irgendwie irritierend, dass der Gitarrenkopf seiner Stratocaster entgegengesetzt zur herkömmlichen Position am Gitarrenhals bei einem Rechtshänder angebracht ist. Ein optischer Gag oder eine klangtechnische Verfeinerung seiner filigranen Spielkünste, die dem gemeinen Gehör des Konsumenten verborgen bleibt? Man weiß es nicht.
Insgesamt beinhaltet das Gesamtwerk, wie auch Pells Studiowerke, eine gelungene Mischung aus gut abgehenden Rocksongs ("Fly To the Moon", "Strong As A Rock", "Rock The Nation"), die zum Headbangen und auch Mitgrölen anregen und seinen ebenfalls immer wieder schön anzuhörenden Balladen ("Temple Of The King"), wo die starke Gitarrenarbeit natürlich besonders wirkungsvoll in Erscheinung tritt. Und beim starken "The Masquerade Ball / Casbah" bekommt man Beides direkt in Einem geboten. Mit "Call Her Princess", bei dem Gioeli noch mal gesangstechnisch alles aus sich herausholt und einem wüsten Duell zwischen Ferdy Doernberg, der sein Keyboard plötzlich wie ein Akkordeon schultert und Axel, findet ein Klasse-Gig sein furioses Ende. Axel Rudi Pell hat mich mit seinen Mannen ein weiteres Mal voll überzeugt, es wird höchste Zeit, dass ich zu einem seiner zukünftigen Konzerte, wie man so schön im Ruhrpott-Slang sagt, mal 'in echt aus den Puschen' komme!
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