Mit "Choose" liegt nun
Pearsons fünftes Album vor, in Italien aufgenommen. Dabei hatte er sich 1998 zunächst entschlossen, sich aus dem Musikbusiness zurückzuziehen - gut, dass er sich es anders überlegt hat. Wenn dieses Album auch nicht unbedingt ein Meilenstein in der langen Geschichte des Blues ist, so ist es meines Erachtens jedoch sehr gut gelungen und innerhalb vieler aktueller Veröffentlichungen des Genres nicht die schlechteste. Wir hören nicht dröhnenden Blues Rock à la
Joe Bonamassa & Co., sondern nah am wahren Blues orientierte Musik erwartet uns, was mich positiv stimmt.
Gleich der Opener trifft durch diesen sanften Shuffle ins Mark - ganz im Stil, wie ich ihn von
Ronnie Earl liebe. Sehr auffällig im positiven Sinne ist das erste Solo, gespielt vom Pianisten
Henry Carpaneto, der ganz im Stil von
Otis Spann oder
Pinetop Perkins schmetternd improvisiert. Dies vollbringt er im Laufe der Platte noch das eine oder andere Mal - gut, der Mann!
Der Gesamteindruck setzt sich aus mehreren Elementen zusammen, die verschiedene Spielarten berühren, sodass eine wirklich angenehm abwechslungsreiche Platte entstanden ist. Vom federnden Groove mit leichtem Soul-Anstrich wechselt der Pianist zum elektrischen Instrument. Track drei ist ein Slow Blues, 'wie er im Buche steht' - über acht Minuten lang mit sehr gefühlvoller Gitarre, in an den großartigen
T-Bone Walker angenähertem Stil. Dazu eine kleine Portion
B.B. King und der gefühlvolle, ausdrucksstarke Gesang von
Pearson, der nicht nur mit dieser Ballade beweist, dass er einer der großartigen Blues-Sänger ist, die leider nie in der vordersten Reihe standen. Dabei hätte er es absolut verdient, denn mit seinem rauen und sehr herzlichen Ton weiß er gekonnt jede Stimmung glaubhaft und überzeugend auszudrücken.
Ach, diese Musik ist so herrlich 'altmodisch' und die italienische Band beweist auf eindrucksvolle Weise, dass man nicht aus Chicago kommen muss und selbst als Bleichgesicht authentisch das Bluesfeeling transportieren kann.
The Gamblers, diesen Namen sollte man sich merken. Ich hoffe, dass sie auch als Band - ohne
Pearson - diesen Musikstil pflegen. Wie es sich 'allein' anhören könnte, dazu kann der Titel "The Love You Don't Have" Auskunft geben, der vom Gitarristen gesungen wird.
An
Elmore James orientiert man sich bei "Bad Luck" und modernisiert dessen Sound auf elegante Art und Weise mit dem rauen Charme der Originalmusik im rockenden Ambiente der Gegenwart. Gelegentlich erinnert mich
Pearson gesanglich auch an
Bobby 'Blue' Bland - auf jeden Fall passt er in die lange Reihe großartiger Bluessänger der Fünfziger und Sechziger und ich hoffe sehr, dass er endlich einmal die notwendige Aufmerksamkeit erhält. Ganz, ganz cool mit dem verschleppten Rhythmus ist aus meiner Sicht "Slippery When Wet" - ja, dieser Song erscheint in der Tat ein wenig schlüpfrig. Rockend werden wir mit "Big Let Down" verabschiedet und ich bin zufrieden mit dieser rundum feinen Produktion mit locker vorgetragenem Blues traditioneller Spielart. Well done, Boys!