Bill Ortiz / Highest Wish
Highest Wish Spielzeit: 57:06
Medium: CD
Label: Left Angel Records, 2012
Stil: Crossover Funk

Review vom 31.10.2012


Wolfgang Giese
Zur verkaufsfördernden Wirkung gibt es für diese Platte sogleich einen 'Aufhänger'. Bill Ortiz hat mit Santana in dessen Band gespielt. Nun, das haben auch viele andere und das muss nicht gleich ein Qualitätsmerkmal und 'Freifahrtschein' sein...
Eigenen Angabe zufolge fühlt sich der Trompeter durch Hip-Hop-Künstler aus der Bay Area namens Casual, Zumbi und The Grouch inspiriert. Diese wirken auch an diesem Album mit, was wiederum ein wenig auf die Ausrichtung der Musik schließen lässt. Kontakt mit dieser Szene hat der Musiker bereits lange, hinzu kommen seine Einflüsse aus Rhythm'n'Blues und Soul.
So hören wir mit dem ersten Song gleich Funk wie zu besten Zeiten Stevie Wonders - schwer schleppend und mit sattem Groove versehen. Auf dem zweiten Titel wird das erste Mal gerappt und wer damit so gar nichts anfangen kann, sollte spätestens nun die Finger von der Platte lassen. Wer sich allerdings nicht scheut, sich offen dazu zu bekennen, über den Tellerrand zu schauen, wird das Element Rap als Bestandteil dieser groovenden Musik begreifen und bemerken, wie gut das alles zusammenpasst. Oft spielt Ortiz mit gestopfter Trompete und setzt so einen Gegenpol zur stark treibenden Musik mit viel Elektronik, die sich durch die Verwendung von Samples und programmierten Rhythmen auszeichnet.
Ich bin eigentlich kein Freund von diesen künstlichen Elementen und auch von Rap oder Hip Hop nicht, aber es gibt - ich schrieb es an anderer Stelle schon einmal - solche Projekte wie Gurus "Jazzmatazz", bei dem sich verschiedene Welten treffen und vereinen, denen ich durchaus zugetan bin. Und wenn sie dann noch so gut und mit Leidenschaft vorgetragen werden, kann ich jedem, der Musik zum Grooven und heimlichen Abtanzen braucht, diese Scheibe empfehlen, sie tut gut.
Für mich ist die Version des Songs von Gil Scott-Heron , "Winter In America", Dreh- und Angelpunkt der Platte, was als Widmung an den verstorbenen Musiker zu verstehen ist. Kraftvoll, mit dampfenden - hier echten - Drums und starken Gesangsvorträgen drängt sich der Song in die Gehörgänge und in die Blutbahn.
Wenn man annehmen sollte, dass sich der Trompeter solistisch vorrangig in den Vordergrund drängt, dann irrt man, denn alle Instrumente - so auch ab und zu eine E-Gitarre - integrieren sich sounddienlich und glänzen eher mit kurzen Einschüben. Allen voran ist es jedoch Ortiz, der seine oft elektronisch verzerrte Trompete einsetzt, aufblitzen lässt und damit soundprägend ist. Groovend, cool und lässig wie in Hauspuschen, so schleppen sich einige Titel über die Runden. Manchmal wäre es mir jedoch lieber, wenn diese klatschende Rhythmuselektronik nicht so stark einsetzen würde - bei "In Every Breath" zum Beispiel stört es mich dann doch.
Stark ist auch die Coverversion eines Titels von Isaac Hayes, "Do Your Thing". Ein satter, schwer reißender Funk mit mächtigem Druck - so gefällt mir das, und dann dieses tolle Orgelsolo dazu… Von der auf zwei Songs eingesetzten Sängerin Cait La Dee hätte ich mir etwas mehr Ausdruck gewünscht. Das klingt etwas dünn, mehr nach einer Pflichtübung anstelle einer engagierten Kür, zudem mir die leicht piepsige Stimme auch nicht so zusagt.
Fazit: Das ist Crossover vom Feinsten - Spuren zu Santana lassen sich nicht nachweisen. Bills Trompetenspiel erinnert mich an Freddie Hubbard und Miles Davis zu jener Zeit, als der Jazz sich dem Rock zuwandte und Fusion geboren wurde.
Line-up:
Bill Ortiz (trumpet, effects - #1,5,7, synth bass - #1,12, samples - #1,7, drum programming - #1,2,7,11, flugelhorn - #3,6,9,11, Arp 2600 - #3, OB-8 - #6, piano melody - #6, RMI piano - #9, organ - #11, ARP Pro Soloist - #13, synth pads - #13)
Lugman Frank (vocals - #1,2,12, lead vocals - #4)
Omega Rae (vocals - #1,4)
Charles Spikes (guitar - #1,4,5,7 12)
Mike Aaburg (Wurlitzer piano - #1,12, organ - #1, clavinet - #12)
Casual (rap - #2)
Femi Andredes (vocals - #2)
David Kirk Matthews (piano - #2, Fender Rhodes piano - #7,11, piano solo - #11)
Anna Karney (guitar -#2)
Lance Striplin (bass - #2)
Paul Rekow (congas - #2)
Zumbi (rap - #3,7)
John "Jubu" Smith (guitar - #3,6,8,10,11,13)
Matt Clark (Fender Rhodes piano - #3)
Phoenix Black (drum programming - #3, keyboards - #5, drums - #5, samples - #5)
Victor Little (bass - #3, 9)
Karl Perazzo (percussion - #3, congas - #11)
Lloyd Richmond (piano - #4,8,11,12, harpsichord - #4, strings/pads - #4, synth bass - #4,8,10, samples/drum programming - #4,8,10, 12, synths - #8, strings - #10,12, samples/drum loop -#11, vibraphone - #11, bass - #11)
Tony Lindsay (lead vocals - #5, vocals - #9)
Linda Tillery (vocals - #5, spoken word - #7 excerpt of Rev. Martin Luther King's Nobel Peace Prize speech)
"The Grouch" (rap - #5)
Charles Thomas (acoustic bass - #5)
Nicholas Hasty (vocal beat box - #5)
K-Maxx (piano solo - #6, guitar - #6,12, keyboards - #6, synth bass - #6, drum programming - #6, vocals - #6, rap - #12)
Peter Horvath (Wurlitzer piano -#6,13)
"Church Boy" (vocal fills - #6)
Cait La Dee (vocals - #8, lead vocals - #12)
Chester Thompson (organ - #9)
Ray Obiedo (guitar - #9)
Andy Vargas (samples/drum programming - #9,12, bass synth - #13)
Jesus Diaz (congas - #9, bongo - #13)
Ken Byars (vocals - #10)
DJ Sol Rising (turntables/scratching - #11)
Tracklist
01:Ha-Va (Means Life) [Clark] (2:31)
02:We Are What We Are (feat. Casual) [Diallo/Owens] (4:21)
03:Highest Wish (Phoenix Black Remix, feat. Zumbi of Zion I) [Ortiz] (3:32)
04:Since You've Been Gone (feat. Lugman Frank) [Richmond] (3:58)
05:Winter In America (feat. Tony Lindsay / The Grouch) [Scott-Heron] (5:34)
06:In Every Breath (Left Coast Remix, feat. K-Maxx) [Ortiz] (4:00)
07:I Still Believe (Phoenix Black Remix, feat. Linda Tilley / Zumbi of Zion I) [Ortiz/Gaines] (5:12)
08:Word Play (Red Velvet Remix, feat. Cait La Dee) [Richmond/Ortiz] (3:56)
09:Do Your Thing (feat. Tony Lindsay) [Hayes] (4:57)
10:Ease My Mind (Mental Remix, feat. Keyn Byars) [Richmond/Byars] (5:14)
11:Highest Wish (Kush Remix, feat. DJ Sol Rising) [Ortiz] (3:55)
12:Don't Make Me Wait (feat. Cait La Dee) [Hopkins/Rushen] (4:12)
13:Full Circle (Andy Vargas Remix) [Ortiz] (5:53)
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