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Charlie Parker / Complete Royal Roost Broadcasts
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"Bird Lives!" ist unter Bebop- und Jazzfreunden wohl noch immer ein geflügeltes Wort. Ja, der 'Revoluzzer' kann sich, nachdem er 1955 im Alter von vierunddreißig Jahren verstarb, immer wieder Gehör verschaffen. Da kommt eine Veröffentlichung wie diese natürlich gerade recht. Neu und bisher unveröffentlicht sind die Aufnahmen jedoch nicht - es gab sie bereits in verschiedenen anderen Ausführungen. Hier sind nun die Aufnahmen aus dem Royal Roost komplett auf vier CDs verpackt worden.
Royal Roost - was ist das? Es klingt etwas nach Brathähnchenbude, oder? Nun, ganz so abwegig ist das nicht, denn dieser später als Tanzpalast fungierende Club war ehemals ein Kellerrestaurant gewesen. Als Jazzclub hatte sich die Einrichtung dann einen guten Namen gemacht. Zu jener Zeit, als Parker beim Savoy Label unter Vertrag stand, schnitt man Auftritte im Club mit, seinerzeit ausgestrahlt im Radioprogramm. Dies sollen die kompletten Sessions jener Tage sein, ergänzt um Aufnahmen aus den WPIX-TV Studios New York am 21. Februar 1949, dem CBS-TV Studio New York am 4. März 1949, aus dem Waldorf Astoria Hotel New York am 5. März 1949 und vom NBC TV-Cast New York am 31. Oktober 1950. Hierbei handelt es sich jeweils um die Bonustracks 15-18, 19-22 auf der ersten sowie 13-18 auf der zweiten CD. Alle anderen Aufnahmen aus dem Royal Roost entstanden zwischen September 1948 und März 1949.
Die Viererbox startet mit der ersten CD und der Ansage von Symphony Sid Torin wie folgt:
» And once again, ladies and gentlemen, we take you back to the Royal Roost, the Metropolitan Bopera House, where you sit back and relax every night, every morning, and listen to a lot of the wonderful and modern Jazz that I hope you really enjoy. And don't forget, here at the Royal Roost, we're bring to you starting the, um, 7th, the great Dinah Washington, and on the 9th, the great Count Basie and his wonderful organization. It'll be Count Basie, Dinah Washington, and the great Miles Davis organization. And as our surprise for this morning here on the all-night, all-frantic one, with our microphones down here at the Royal Roost, we bring to you once again the wonderful and outstanding Charlie Parker and his wonderful organization... That's right, for the weekend, ladies and gentlemen, we're bringing you the great Charlie Parker and his wonderful organization, featuring Miles Davis on trumpet, Max Roach on... on drums, Tadd Dameron on piano, and Curley Russell on bass. I know that you'll have a lot of fun over the weekend - come on down and dig the great Charlie Parker, the one and only, the man of jazz. And to start things jumpin' let's hear... an original done by, or written by, Thelonious Monk, part of the RCA Victor album, here's '52nd Street Theme'...«
Die bereits schon einmal veröffentlichten kompletten Aufnahmen wurden ohne die jeweiligen Ansagen vorgelegt. Für Einige waren diese vielleicht zu nervig und unterbrechend. Hier hat man sich entschlossen, sie alle zu belassen, ein jeder möge das für sich beurteilen.
Elastisch swingend startet die Musik dann sogleich und die Spitzenklasse der beteiligten Musiker zeigt sich sofort, leider wurde das Piano etwas leise abgemischt. Bereits mit dem zweiten Titel zeigt sich das, womit sich der Bebop im Allgemeinen und Parker im Besonderen auszeichneten: Hitzigkeit, Schnelligkeit, Atemlosigkeit und eine Art freche Aufbruchsstimmung, der Ruf des Neuen, der Aufmüpfigkeit und das mit einer großartigen Virtuosität - Parker in seiner Einzigartigkeit als Musiker. Als großartig ist auch der noch später sehr aktive Schlagzeuger Max Roach zu nennen, auch einer der besten seines Fachs. Unglaublich, wie er treibt, seine Breaks, Rolls und Fills dazwischenschlägt und dennoch alles am Swingen hält. Auf der zweiten CD wird es weihnachtlich. Die ersten vier Titel wurden am 25. Dezember 1948 aufgenommen. Und so hören wir als absolute Besonderheit den Titel "White Christmas"! Das kann man sich fein für eine persönliche Weihnachtsmusikkollektion einreihen. Lustig, wenn Parker kurz das Thema von "Jingle Bells" einstreut. So lasse ich mir weihnachtliche Klänge gefallen.
Die Titelzusammenstellung rekrutiert sich aus den seinerzeit bekannten Titeln, und weil es eben mehrere Shows sind, wiederholen sich einige Songs eben auch. Dennoch ist es interessant, die verschiedenen Versionen zu vergleichen, zumal sie auch in unterschiedlichen Besetzungen eingespielt wurden. Neben den 'Schlachtrössern' des Be Bop auch ist auch ein seinerzeit bekannter Schlager dabei, "Slow Boat To China". Immer dann, wenn die alte Glut des Bebop wieder entfacht wird und das Feuer heiß brennt - wie zum Beispiel auf dem gleichnamigen Titel auf der zweiten CD, "Be Bop" - kommen die Füße mit dem Wippen nicht nach. Geschwindigkeitsrekorde scheinen von den Solisten gebrochen werden zu wollen. Zwei weitere Male wird man diesen Titel noch zum Vergleich hören können. Auch eine Jamsession mit bekannten Stars bietet diese CD und hier die Bonustracks, die unter anderem als Mitmusiker den Vibrafonisten Milt Jackson präsentiert. Ja, eine wahre Ansammlung von Stars ist durchweg zu finden - man schaue sich einmal genau das Line-up an.
Skurrile Momente gibt es obendrein, wenn sich auf Titel Nummer 15 und den nachfolgenden ein Akkordeonspieler einfindet und beim nächsten ein Steptänzer zu hören ist, unglaublich! Beim Titel 17 gesellt sich noch ein Sänger dazu. Überhaupt scheint bei diesem Konzert im Broadway Open House eine Bombenstimmung geherrscht zu haben! Auffällig ist, dass Parker unglaublich energiegeladen und gleichzeitig entspannt agiert. Er präsentiert sich in wirklich guter Form und beweist wieder einmal, welch großartiger Saxofonist er war. So dürften diese Aufnahmen sicher zu den wichtigsten des Musikers zählen. Die Live-Aufnahmen bieten darüber hinaus noch die einzigartige Möglichkeit, sich außerhalb starrer Studiozeiten der einzelnen Titel zu bewegen und so findet sich Raum für Improvisation. Und in seine wilden Soli packt Parker immer noch ein Quäntchen Blues, sehr viel Feeling strahlen seine Exkursionen aus.
"Bird Lives!", angesichts dieser hervorragenden Einspielungen wird dieser Ausspruch mehr als untermauert, Charlie Parker war unbestritten ein Genie.
Line-up:
Charlie Parker (alto saxophone, all tracks) Miles Davis (trumpet - CD 1 - #1-14,19-22) Tadd Dameron (piano - CD 1 - #1, 2) Dillon "Curley" Russell (bass - CD 1 - #1, 2, CD 2 #12) Max Roach (drums -CD 1 - #1-14, 19-22, CD 2 - #1-4,13,14, CD 3 - #1-20, CD 4 - #1-24) Al Haig (piano - CD 1 - #3-14, CD 2 - #1-14, CD 3 - #1-20, CD 4 - #1-24) Tommy Potter (bass - CD 1 - #3-14, CD 2 - #1-14, CD 3 - #1-20, CD 4 - #1-24) Shorty Sherrock (trumpet - CD 1 - #15-18) Sidney Bechet (soprano saxophone - CD 1 - #15-18) Joe Bushkin (piano - CD 1 - #15-18) Chubby Jackson (bass - CD 1 - #15-18) George Wettling (drums - CD 1 - #15-18) Max Kaminsky (trumpet - CD 1 - #19-22) Kai Winding (trombone - CD 1 - #19-22) Will Bradley (trombone -CD 1 - #19-22) Joe Marsala (clarinet - CD 1 - #19-22) Mike Caluccio (piano - CD 1 - #19-22) Joe Sullivan (piano - CD 1 - #19-22) Gordon 'Specs' Powell (drums - CD 1- #19-22) Ann Hathaway (Ann Baker) (vocals - CD 1 - #19-22) Kenny Dorham (trumpet - CD 2 - #1-11,13,14, CD 3 - #1-20, CD 4 - #1-24) Joe Harris (drums - CD 2 - #5-12, CD 3 - #1-20) Flip Phillips (tenor saxophone - CD 2 - #12) Charlie Ventura (tenor saxophone - CD 2 - #12) Conte Candoli (trumpet - CD 2 - #12) Bennie Green (trombone - CD 2 - #12) Shelly Manne (drums - CD 2 - #12) Ed Shaughnessy (drums - CD 2 - #12) Lucky Thompson (tenor saxophone - CD 2 - #13,14, CD 4 - #5-24) Milt Jackson (vibes - CD 2 - #14, CD 4 - #5-24) Milton DeLugg (accordion - CD 2 - #15-18) Ray Malone (tap dancing - CD 2 - #15-18) Buddy Stewart (vocals - CD 4 - #5-20) Dave Lambert vocals - CD 4 - #5-20)
Externe Links:
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