Chris Pickering / Circles
Circles Spielzeit: 23:37
Medium: EP
Label: Eigenproduktion, 2013
Stil: Rock, Pop, Folk

Review vom 01.09.2013


Steve Braun
Mit schöner Regelmäßigkeit bringt der junge Australier Chris Pickering, in Warwick/Queensland aufgewachsen und mittlerweile in der Musikmetropole Nashville/Tennessee beheimatet, seit 2005 Alben und EPs heraus. Zuvor hatte er seine ersten musikalischen Sporen bei der Indie Pop-Band Brisbane Boat People verdient.
Pickering fühlt sich ganz sicher der (nordamerikanischen) Folkmusik und der Americana-Bewegung zugehörig, kann aber - so mein Eindruck - seine tief im Pop verankerten Wurzeln nicht verleugnen.
Die hier zu besprechende EP "Circles" ist der zweite Teil einer Trilogie, die im vergangenen Jahr mit "Corners" - ebenfalls ein Kurzalbum - begonnen wurde.
Gleich der Opener und Titelsong fegt dem Hörer stürmisch entgegen. Der Multiinstrumentalist lässt die Hammond röcheln und die Slide heulen, dass es eine wahre Freude ist. Der überaus dynamische Song erinnert in Anlage und Spielfreude sehr angenehm an die frühen Doobies.
Leider scheint hier Chris Pickering schon die gesamte Rockmunition verschossen zu haben, die er auf Lager hatte. Wenn auch etwas gemäßigter im Druck, verströmt das folgende "Trivia" angenehm-folkiges Westcoast-Feeling. Das Duett mit Gastsängerin Caitlin Rose wird sehr stimmungsvoll von Grant Johnsons Pedal Steel unterfüttert.
Ab dann widmet sich Pickering seiner wahren Leidenschaft, der Popmusik. Er tut dies mit einem nicht bestreitbaren 'Näschen' für die unwiderstehliche Harmonie. Mehr als einmal muss man an die Beatles bzw. Paule McCartneys Soloausflüge denken. Vor allem das abschließende "Slip In Time" erinnert (mich) frappierend an so manchen starken Wings-Klassiker.
Wie bereits angedeutet, hat Pickering für "Circles" erneut fast alle Instrumente selbst gespielt. Ob Gitarre, Hammond, E-Piano oder Schlagwerk - er tut dies überzeugend. Einzig bei seinem für meinen Geschmack etwas dünnen Gesang muss man Abstriche machen. Seiner hohen Stimme, manchmal sogar fast an einen Countertenor erinnernd, fehlt es etwas an Volumen. Da scheint es sehr hilfreich, dass er sich bei nahezu jedem Song gesangliche Unterstützung für den Background besorgt hat.
Etwas mehr Rock, wie beim Titelsong von "Circles", hätte dieser EP gut zu Gesicht gestanden. Bitte mehr davon beim abschließenden letzten Drittel; und vielleicht bei der Gelegenheit auch eine etwas tiefere Stimmlage wählen...
Ansonsten sind auch die folgenden Stücke - vielleicht vom etwas schmalbrüstigen "Broke My Own Heart" abgesehen - feine kleine, 'mundgerechte' Pop-Häppchen. Für einen genussvollen Verzehr, abseits der deftigen Rock-Küche, gut geeignet.
Line-up:
Grant Johnson (pedal steel - #1,2,6)
Mark Fredson (background vocals - #1,3,6)
Caitlin Rose (background vocals - #2,5)
Tom Myers (background vocals - #5)
Chris Pickering (all other instruments, lead vocals)
Tracklist
01:Circles (4:36)
02:Trivia (3:39)
03:Oscillate (3:20)
04:Broke My Own Heart (3:12)
05:Hold You To That (3:53)
06:Slip in Time (4:17)
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