Das Album "Night Surfer" ist das 13. Studiowerk von
Chuck Prophet, den viele vielleicht noch aus den Achtzigern als Mitglied von
Green On Red kennen. Wir treffen bei dieser Platte auf lässig gespielte Musik, die von großer Gelassenheit und Professionalität zeugt. Das ist Roots Rock par excellence, ohne großen Schnickschnack, ohne Anbiederung an Trends. Nichtsdestotrotz halte ich die eine oder andere Vorgängerscheibe für ein wenig gelungener. Gelungener in der Hinsicht, dass er mir einst extravaganter erschien, mehr gegen den Strom schwimmend. Ich habe das Gefühl, dass die Kompositionen nun doch etwas geglätteter und zugänglicher geworden sind, ohne natürlich auch nur in die Nähe von Mainstream zu geraten, soviel Independent-Anstrich ist dann doch noch geblieben.
Und dennoch, wie auch immer - wieder lebt alles durch eingängige Melodien und Hooklines, und neben dem ersten Song, der verdammt hart an die
Rolling Stones erinnert, gibt es weitere relativ offene Assoziationshinweise auf die
Kinks (u. a. "Wish Me Luck") oder andere Bands aus den Siebzigern wie zum Beispiel
Mott The Hoople oder auch
David Bowie.
Allen Songs gemein ist die direkte Ansprache, diese gehen sofort ins Blut, springen den Hörer unvermittelt an und vermitteln eine angenehme Atmosphäre, selbst der Gesang ist typisch, manchmal auch leicht genuschelt -
Prophet weiß zu begeistern. Aber am meisten fällt mir hier in der Tat eine stimmliche Nähe zu
Ray Davies auf. Oft fühle ich mich, durch die Art der Ausstrahlung der Musik, an die
Kinks erinnert.
Die Stücke sind straff arrangiert und die den Sound bestimmenden Gitarren schaffen eine dichte Wand, die vom straighten Rhythmus getragen wird.
"Lonely Desolation", das 'hat was', hier paaren sich alternativer Sound, pfiffige Ideen, Harmonie und Melodik zu einem ganz besonderen Song, ja, ich könnte mir gar ein wenig Chart-Potential vorstellen.
Mit wilder Schlagzeugeinleitung und einem Übergang mit Gesang, der schon fast an 'gute alte Tage' des Glam Rock erinnert, werden wir ungewöhnlich verabschiedet, auch das Streicherarrangement weiß positiv zu überzeugen.
Auf meinem Promo-Exemplar gibt es leider keine Hinweise auf die Besetzung, aber meines Wissens sollen sowohl Peter Buck als auch Prairie Prince an Gitarren resp. Schlagzeug ausgeholfen haben.