»The brilliant new voice of Jazz« - so schrieb die Huffington Post. Mit Sicherheit, und da unterstütze ich die Zeitung, eine brillante neue Stimme, aber das, was die neue Platte bietet, ist nicht unbedingt Jazz. Vielmehr höre ich überwiegend Rhythm & Blues, angereichert mit Jazz- und auch Pop-Elementen. Also eine gelungene Fusion zwischen Soul und Jazz - das passt. Drei Titel sind eher am Jazz ausgerichtet, aber alle Elemente zusammen bilden eine geschmeidige Einheit.
Von Beginn an wirkt des Sängers Stimme sehr freundlich, harmonisch und zugewandt. Ein wenig erinnert er mich vom Ausdruck her an Bill Withers in dunklerer, also in Bariton-Stimmlage. Diese angenehme Atmosphäre wird im ersten Titel durch einen kurzen Einwurf in Form eines Saxofonsolos treffend untermalt (»The death of love is everywhere, but I will not let it be«).
Mit einer gehörigen Portion Soul- und Gospel-Groove besticht der Titelsong der Platte, bis dann wirklich ein wenig Jazz Einzug hält, und zwar mit "Lonesome Lover", im 5/4 Takt. Porter hebt mitunter fast in Richtung Leon Thomas ab. So manches Mal erwartete ich, dass er nun dessen besondere Art des Jodelns anstimmt. Ein sehr feiner und ruhiger Song ist das nur mit Pianobegleitung vorgetragene "Water Down The Bridge", wobei Porter mit einer ausgeprägten Modulationsfähigkeit und sehr viel Emotion im Ausdruck die ganze Stärke seines Gesangs zeigt. Es bleibt allerdings nicht nur einmal bei dieser Positivfeststellung, denn insbesondere auch die beiden letzten Songs haben mich extrem begeistern können hinsichtlich dessen. "When Love Was King" ist hierbei mein erklärter Favorit (»I feel like a kite but one without a string, I feel like a bird but one without a home «) Hier kehrt der Protagonist nun wirklich eindeutig den sensiblen Jazzsänger heraus, ähnlich wie man es von Johnny Hartman gewohnt ist. Leidenschaft, Kraft, Einfühlungsvermögen, mit Stimmgewalt wird hier ein Thema fesselnd vorgetragen, ein Supergenuss!
Auch eine fröhlich-verspielte Liebeserklärung kann mich mit dem "Wind Song" erfreuen und dem von Ramsey Lewis wohl am ehesten bekannten Instrumentaltitel "The In-Crowd" kleidet Gregory gekonnt in Worte. Wenn ich mich nicht täusche, dürfte er schon bald, wenn nicht schon jetzt, zur 'In-Crowd' zählen!
Geboren wurde der Sänger übrigens 1971 in Los Angeles, sang im Kindesalter Gospel in der Kirche und zählt zu seinen frühen Einflüssen Nat King Cole. Im Alter von vierzig Jahren erst gelang ihm mit dem Debütalbum "Water" der Durchbruch - ein großartiger Sänger war entdeckt!
Das neue (sein drittes) Album, stellt dies erneut eindrucksvoll unter Beweis und strahlt mit seiner Geschlossenheit so etwas wie Sicherheit aus, das Gefühl, hier uneingeschränkt gute Musik geboten zu bekommen. Musik, die Fans von Jazz, Soul und Rhythm & Blues gleichermaßen begeistern könnte, aber auch Freunde anspruchsvoller Popmusik aufhorchen lassen sollte.
Line-up:
Gregory Porter (vocals)
Yosuke Sato (saxophones)
Tivon Pennicott (tenor sax)
Curtis Taylor (trumpet)
Glenn Patscha (organ)
Chip Crawford (piano)
Aaron James (bass)
Emanuel Harrold (drums)
Tracklist |
01:No Love Dying (3.55)
02:Liquid Spirit (3:37)
03:Lonesome Lover [Abbey Lincoln/Max Roach] (3:10)
04:Water Under The Bridge (3:31)
05:Hey Laura (3:20)
06:Musical Genocide (3:45)
07:Wolfcry (4:08)
08:Free [Gregory Porter/Zak Najor] (4:59)
09:Brown Grass (4:16)
10:Wind Song (3:23)
11:The In-Crowd [Billy Page] (3:35)
12:Movin' (4:47)
13:When Love Was King (6:52)
14:I Fall In Love Too Easily [Sammy Kahn/Jule Styne] (7:48)
(all music and lyrics by Gregory Porter,
except where noted)
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Externe Links:
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