Mit "Timestamps" habe ich mir ein virtuoses Instrumental-Album mit Unterstützung verschiedener Bassisten und Schlagzeuger zu Gemüte geführt. Hans Platz aus Erlangen ist seines Zeichens Gitarrist der Band Feuerschwanz. Musik, die nicht unbedingt auf meiner 'Positiv-Gefallensliste' steht, aber es ist eine Band, die gleichwohl eine gewisse Nische gut ausgefüllt hat. So mag ich voreingenommen sein, aber wenn ich die Versammlung guter Musiker auf dieser Platte sehe - seien es der Bassist T.M. Stevens, bekannt als begehrter Sessionmusiker oder der Drummer Wolfgang Haffner, der mir als Jazzfreund durchaus bekannt ist - dann wird mein Interesse dann doch geweckt.
Schon der erste Titel gefällt mir - sehr melodisch, kein zu arg klopfendes Schlagzeug, sondern angenehm groovend und dazu Schichten wohlklingender Gitarrensounds. Ein Sound, der mich hier in den Soloparts ganz spontan ein wenig an den Kollegen Al Di Meola erinnert. Von dem stammt der grandiose Titel "Race With Devil On Spanish Highway", aber nein - der zweite Titel heißt anders! Nämlich eine leichte Abwandlung zu "Spanish Race On A Devil's Highway" nimmt die Stimmung sicher ein wenig auf, doch brettert es hier wesentlich gewaltiger. Hier ist Haffner nicht mehr am Werk - Minnemann ist dagegen als Drummer nicht so mein Fall. Ungeachtet dessen ist ein interessant aufgebautes Stück entstanden, bei dem der Protagonist einige seiner Spielarten vorführen kann - ein sehr guter Mann! Aber das bezieht sich erst einmal auf seine Technik, was mir im Laufe der Platte ein wenig abgängig ist, ist dieses spezielle Feeling. Es bleibt mitunter einfach beim Attribut 'eindrucksvoll'. Doch wer sich beeindrucken lassen möchte, kann seine Ohren weit öffnen und möglicherweise über viele und flinke Fingerübungen staunen, aber ergibt das letztlich auch einen Wiedererkennungswert??
Und genau dies könnte in Zukunft ein Problem werden, dann wenn - wie hier - viele Richtungen und Ausprägungen bedient werden. Oft ist es vordergründig viel Show, die den Blick auf wesentliche Elemente verbauen könnte. Denn Hans Platz hat es drauf und immer dann, wenn er nicht nur den Flinkefinger vorführt, zeigt er Ideenreichtum. Diesen noch in einen speziellen Sound gepackt und mit signifikanten Erkennungsmerkmalen versehen, dann könnten wir einen neuen Gitarrenstar haben, der über den Tellerrand schauen kann. Technisch betrachtet passt er durchaus in die Schublade mit Joe Satriani, Steve Vai und Konsorten. Manchmal vermisse ich identifizierbare Melodienfolgen, es ist eben viel Improvisation. Platz versucht seine Freiheit zu nutzen und wird dabei für mich am besten in den Titeln mit Haffner unterstützt.
Für verbesserungswürdig halte ich überwiegend Aufbau und Arrangements der Titel. Und wenn man ein Instrument speziell in den Vordergrund stellen möchte, dann sollte der Leader stets in der Lage sein, Spannung durch Abwechslung zu erzeugen, damit sich ein Spannungsbogen aufbaut und für die ganze Platte erhalten bleibt.
Dazu bedarf es einerseits einer gewissen Virtuosität und andererseits einen Sack voller Ideenreichtum dabei zu haben. Und wenn dann noch kreatives Potenzial vorhanden ist, dann kann schon ein großartiges Album aus den Zutaten erwachsen. Dazu noch gute Mitmusiker und es wird ein Topalbum. Also: Abwechslung wird weitgehend geboten, doch eher innerhalb der einzelnen Titel, nicht auf das Gesamtbild der Platte abgestellt. Hier ähneln sich viele Stücke im Aufbau und in ihrem Ausdruck.
Virtuosität ist schon vorhanden, diese wird aus meiner Sicht jedoch noch zu oft hinsichtlich ihrer Verbindung mit Kreativität in ein Korsett gepresst. Die oben genannte, genutzte grundsätzliche Freiheit erhält dann doch hin und wieder starre Grenzen und so ist es nicht immer locker genug. Ein wenig Loslassen und noch mehr Raum könnten endgültig zeigen, was in Platz wirklich steckt.
Einmal muss er sich im Duell mit Mattias IA Eklundh beweisen, im achten Titel. Trotz des lockenden Namens des Kollegen hätte ich auf diesen Song gut verzichten können, ergibt er für mich nicht unbedingt einen Mehrwert. Ansonsten sind seine Begleiter sicher auch sehr passend zum jeweilig gewählten Stück, sodass diese sicher eine gute Wahl waren. Okay, ein gutes Album ist es so sicher geworden, doch derzeit 'surfe' ich vorübergehend noch ein wenig lieber mit dem 'Alien' und Joe Satriani.
Line-up:
Hans Platz (guitars)
Fabio Trentini (bass -#1,2,4,6,8,10)
Pete Griffin (bass - #3,5,9,11)
T.M. Stevens (bass - #7)
Marco Minnemann (drums - #2,3,9,10)
Wolfgang Haffner (drums - #1,4,11)
Wolfram Kellner (drums - #5-7)
Simon Michael (drums - #8)
Mattias IA Eklundh (guest guitar solo - #8)
Tracklist |
01:Birdrange
02:Spanish Race On A Devil's Highway
03:Pull It Out
04:Father
05:Red Room Nine
06:Axetasy
07:Freak Sauna
08:Deadman
09:Timestamps
10:This Is War
11:Alive
(produced and written by Hans Platz)
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