Haven Quint
Haven Quint
Schon wieder ein neuer Stern am Country Rock-Himmel, diesmal aus einer Ecke, die für solche Musik nun nicht wirklich bekannt wäre: New Hampshire. Sei's drum, dieser Haven Quint hat jedenfalls eine Menge musikalischer Argumente, die er mit seiner Telecaster vehement vertritt.
Saftig und knackig springt sofort der erste Song "Keep On Rollin' To Memphis" ins Gehör, mit geilen Slides und man staunt, auch Orgelklängen, untermalt. Nach knapp zweieinhalb Minuten das erste Gitarren-Statement, das wirklich beeindruckt. Dieser Track hat's faustdick hinter den Ohren, den kann man getrost für alle Zeiten vormerken!
In dieser Art und Klasse geht's auch weiter. "I Can't Make Her Love Me" führt dann vor, wie perfekt man einen Akzent (den aus New England nämlich) durch einen anderen ersetzen kann - in diesem Fall den 'Southern Drawl'. Auch hier gibt es nur eine Richtung - vorwärts.
Rockige, dreckige Gitarre, vertrackter Rhythmus, Slidegitarren - der "Nascar Superstar" dreht zuverlässig seine Runden und bleibt nichts schuldig, inklusive einer Hommage an Jimmy Johnson.
Mit der platten Textzeile "You're working hard all day to make the payments on the car, the money you make don't seem to go very far..." - der Blueser hätte gesungen: "...woke up this morning, my Baby left without a warning..." - startet "Have It All", wer an sprachlichen Plattitüden vorbeihört, hat auch an diesem Song seine helle Freude.
Das Geschehen zieht am Hörer vorbei wie ein schwerer Mack-Truck auf dem Freeway. Klar gibt's mit "Song For You" auch mal einen kurzen Halt am Truckstop, wo dann die Country-Basis funkelnd herausscheint. Haven Quint klassifiziert seine Musik als Country-Rock, es ist aber mehr als 'nur' das, eher ein komplettes, scharf gewürztes Rock'n'Roll-Menü der kulinarischen Sonderklasse.
Mit den gefühlvollen Klängen des Midtempo-Reißers "The Long Road" klingt die Platte aus, der man nur einen einzigen Vorwurf machen kann: Mit knapp 36 Minuten ist das einfach zu kurz ausgefallen. Bleibt zu hoffen, dass Haven Quint noch mehr solcher hochkarätigen Pfeile im Köcher hat, der er gerne möglichst bald auf uns abschiessen kann.
Haven Quint hat alle Songs selbst geschrieben und obwohl in Nashville aufgenommen und produziert, umgeht er geschickt die Klippen des Sounds der Country-Hauptstadt dieser Welt - hier verfängt sich nichts in süßlichen Klängen.
Der Mix vereinigt gekonnt die vielen Instrumente, das sind immerhin drei elektrische Gitarren, Banjo, akustische Gitarre, Bass, Fiddle, Steel Gitarre, Drums, Percussion, Piano, B3 Organ und Keyboards. Da könnte man - gerade auf einem Debüt - viel falsch machen, aber es ist weder eine Überproduktion noch ein Geschrammel einer Garagenproduktion herauszuhören. Es passt einfach alles.
Da dies auch klanglich überzeugend ausgefallen ist, kann es nur die Empfehlung geben, sich zumindest diese Songs mal anzuhören. Könnte gut sein, dass der Funke sofort überspringt. Auf der Artist-Website gibt's die entsprechenden Soundbeispiele jedes Tracks.


Spielzeit: 35:47, Medium: CD, Sea Tac Records, 2005
1. Keep On Rollin' To Memphis 2. I Can't Make Her Love Me 3. Nascar Superstar 4. Have It All 5. I Don't Know What To Say 6. Standing In The Rain 7. Without You 8. You're The One 9. Song For You 10. The Long Road
Manni Hüther, 18.9.2005