Ian Parry / Visions
Visions
11 Jahre ist es her, dass der Ex-Elegy-Sänger Ian Parry sein letztes Soloalbum "Thru' The Looking Glass" veröffentlichte, und nach der Prog-Oper "Terra Incognita" von Consortium Project steht jetzt auch seine neue Scheibe "Visions" in den Regalen.
Das Auffälligste an dem Album sieht man erst auf den zweiten Blick: Ian Parry bedient sich vieler verschiedener Genres, lässt etwas Power Metal, etwas Progressive, orientalische Einflüsse und sogar einen Hauch Gothic das Metalgerüst umspielen. Zwar sind die Refrains meist weich und eingängig; manche Songs stellen den geneigten Hörer jedoch vor eine Aufgabe, die er nicht sofort erkennen mag.
Keines der Stücke ist besonders komplex, doch wird man bisweilen von den Chören ein wenig eingelullt, sodass man kaum wahrnimmt, wenn die Marschroute sich ändert - und das tut sie erfreulich oft. Parry schafft es, die verschiedenen Stilrichtungen in ihr ganz eigenes Gerüst einzubetten und einen eigenen Sound zu kreieren, der auf der ganzen CD Bestand hat, ohne Langeweile aufkommen zu lassen. Dazu trägt auch seine tolle, emotionale Stimme bei, die die Rolle eines Roten Fadens übernimmt und "Visions" fast im Alleingang als kohärentes Werk zusammenhält. Sie wirkt, und man mag mir die Metapher entschuldigen, wie ein Ritter, der verschiedenste Abenteuer erlebt und fortwährend davon berichtet.
Den Anfang macht beispielsweise "Innocent Minds" mit einem Riff, das alle Metallerherzen höher schlagen lässt und einem so bald nicht mehr aus dem Kopf geht; bald stellt sich jedoch heraus, dass "Visions" noch viel mehr zu bieten hat als das. Weibliche Stimmen bauen eine beeindruckende Stimmung auf, sich Parry's Organ aber trotzdem unterordnend. Oder das großartige "Lovin' A Stranger", das direkt aus Tausendundeiner Nacht zu kommen scheint und in dem viele Teile ineinandergreifen und ein progressives Stück entstehen lassen - nur zwei Highlights eines super Albums.


Spielzeit: 41:12, Medium: CD, Escape Music Ltd., 2006
1:Innocent Minds (4:15) 2:Anything So Easily (4:05) 3:Fools Don't Cry (3:08) 4:Angels (4:01) 5:Another Day (3:57) 6:Fallin' (4:04) 7:Smiley People (4:04) 8:Slip Away (4:10) 9:Lovin' A Stranger (3:16) 10:No Man's Land (2:33) 11:Visions (3:34)
Christoph Segebard, 11.03.2006