Und schon wieder ein Tributalbum.
Und schon wieder ein Tributalbum für Duke Ellington.
Irgendwie gehe ich bereits mit negativen Aspekten im Sinne einer Präjudiz an dieses Album heran.
Einerseits eben diese manchmal einfach 'totgelaufene' Schiene von Tributalben, andererseits ein Künstler, den ich von hochwertigen Produktionen kenne und dazu lese ich dann noch, wer für einige der Arrangements verantwortlich zeichnet, wobei einem das musikalische Wasser im Munde zusammen läuft: Don Sebesky, der Altmeister, einigen vielleicht noch bekannt aus der großen Zeit des Labels 'CTI'.
Jazzfreunden sollte der Name Pizzarelli ein Begriff sein, nicht wegen einer italienischen Hefespeise, sondern in Verbindung mit dem Vater des Gitarristen, ebenfalls ein Gitarrist, nämlich Bucky Pizzarelli, ein Musiker, der mit namhaften Kollegen spielte, von Benny Goodman über Zoot Sims hin zu Stephane Grappelli.
Erfolgreich in die Fußstapfen seines berühmten Vaters ist der 1960 geborene John schon lange getreten. Ich nehme es gleich vorweg, sein aus meiner Sicht bestes Album ist dieses nicht geworden. Davor stehen noch Werke wie "The Rare Delight Of You" (2002) oder "Knowing You" (2005). 'Referenz' stellen überdies auch frühere Tributalben dar, jene an Richard Rodgers, Frank Sinatra und die Beatles.
Gleichwohl erwartet uns hier kein 'Verreißer', sondern eine ganz besondere und außergewöhnliche Widmung.
Mit zarter Stimme, die in ihrem Ausdruck auch leicht an Chet Baker erinnert, dazu Scat im Einklang mit der klar gespielten Gitarre, eingesprenkeltes Piano, plus die ganzen 'Bläser satt', so swingt die Eröffnungsnummer "In A Mellow Tone" eher kraftvoll als sanft daher. Ein furioser Auftakt, der klar macht, dass dieses Duke Ellington-Tribut kein Überflüssiges sein wird.
Die Arrangements klingen irgendwie angenehm 'altmodisch', vor allem, wenn man vordergründig die Klarinetten hört, ganz klasse!
Auch ganz wunderbar mit authentischem Anstrich, wenn sich der Geiger Aaron Weinstein der Rolle von Ray Nance, der ja auch die Violine beim Duke spielte, annimmt, das passt 'wie die Faust aufs Auge', aber - und das ist das absolut Brillante - es wird nicht versucht, die alten Ellington-Nummern dumpf nachzuspielen, hier werden sie vielmehr zu einem anderen Leben erweckt, das klingt so frisch, als seien sie speziell für Pizzarelli geschrieben worden.
Obwohl kein großartiger Sänger, versprüht er irgendwie diesen vor Leichtigkeit sprühenden Charme, wie man es zum Beispiel von Interpreten wie Michael Franks kennt. Auch Mel Tormé, Tony Bennett, Nat King Cole und vor allem Chet Baker fallen mir noch ein. Vater Bucky Pizzarelli ließ es sich nicht nehmen, eines jener Stücke, die er bereits früher selbst so oft interpretiert hatte, hier mit seinem gefühlvollen Solo zu veredeln! Dem "C Jam Blues", diesem alten Schlachtross, werden in einer langen Version ordentlich die Sporen gegeben! Harry Allen offeriert ein beherztes Solo auf dem Tenorsaxofon, ebenso lässt das knapp acht Minuten lange Stück genug Raum für packende Beiträge weiterer Solisten.
"In My Solitude", schon von so vielen Sängern mit viel Gefühl vorgetragen, erfährt auch hier ein richtiges 'laid night feeling'. Don Sebesky hat dabei seine Professionalität wie bei den übrigen sechs seiner Arrangements ausspielen können, da sitzt jeder Ton, aber nichts wirkt statisch, da quellen so viel Anmut und Gefühl aus den Boxen, das sich eine wohlige Stimmung einstellt.
Das folgende "Just Squeeze Me" ist ein unbegleitetes Gitarrenstück, das Pizzarelli als sehr virtuosen Musiker vorstellt, und ständig swingt es. Toll! Gut gelungen ist auch die Abwechslung aus den Quartett-Einspielungen und jenen mit vollem Bläsersatz, mit den 'Swing Seven Horns'.
Noch ein Titel, der sich herausschält durch die individuelle Einspielung ist "Perdido", das unweigerlich sofort Reminiszenzen an die fantastische Vokaltruppe Lamberts, Hendricks & Ross weckt. Die Rollen der Drei übernehmen hier Pizzarelli, seine Frau Jessica Molaskey und der als hervorragender und gefragter Jazzsänger bekannte Kurt Elling. Super, wie das swingt und wie die perlenden Pianoläufe mit den Scat- und Gitarreneinlagen den Titel vorantreiben!
Auf "Cottontail/Rockin' In Rhythm" werden noch einmal einige Register der Jazzgeschichte gezogen, mit Anklängen an Ragtime, an den typischen Big Band Swing der 30er usw., ein ganz spannender und fröhlicher Abschluss, der so richtig Spaß macht. Ganz satt hier die Bläserarrangements und immer wieder versprüht Pizzarelli mit seiner Gitarre Funken dazu. Der Duke wäre stolz gewesen und sicher glücklich über diese gelungene Interpretation seiner Titel.
Man sollte auch noch berücksichtigen, dass die meisten dieser Titel entstanden, als Jazz noch nicht den ihm aufgedrückten, intellektuellen Stempel hatte und er einfach nur als Unterhaltungsmusik fungierte! So haben alle diese Stücke einen hohen Wiedererkennungswert.
Dieses Album kann, nein, muss ich, allen Freunden der Musik Duke Ellingtons, also gepflegter und hochwertiger Bigbandarrangements, allen, die es teuflisch swingend lieben und jenen, die den Jazz als Unterhaltungsmusik verstehen und lieben sowie denen, die einfach nur gute Musik lieben, dringend empfehlen. TIPP!!!
Line-up:
John Pizzarelli (guitar, vocals)
Martin Pizzarelli (double bass)
Tony Tedesco (drums)
Larry Fuller (piano)
Tony Kadleck (trumpet)
John Mosca (trombone, alto horn)
Andy Fusco (alto sax, clarinet)
Kenny Berger (baritone sax, bass clarinet)
Harry Allen (tenor sax - #4, 11)
Kurt Elling (vocals -#7)
Jessica Molaskey (vocals -#7)
Bucky Pizzarelli (electric & acoustic rhythm guitar - #3, 5, 8, 11, guitar solo - #3)
Aaron Weinstein (violin - #2,4, 5)
Don Sebesky (arrangements)
Tracklist |
01:In A Mellow Tone (Ellington, Gabler) 4:10
02:East St.Louis Toodle-Oo/Don't Get Around Much Anymore (Ellington, Miley/Ellington, Russell) 3:39
03:Satin Doll (Ellington, Strayhorn, Mercer) 3:37
04:C Jam Blues (Ellington) 7:57
05:In My Solitude (Ellington, Mills, DeLange) 3:50
06:Just Squeeze Me (Ellington, Gaines) 3:19
07:Perdido (Tizol, Drake, Lengsfelder, additional lyrics by Molaskey) 4:09
08:All Too Soon (Ellington, Sigman) 3:08)
09:I'm Beginning To See The Light (Ellington, James, Hodges, George) 4:05
10:Love Scene (Ellington) 3:46
11:I Got It Bad And That Ain't Good (Ellington, Webster) 3:45
12:Cottontail/Rockin' In Rhythm (Ellington/Ellington, Carney, Mills) 4:00
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