Eine Menge Vorschusslorbeeren gab es zur aktuellen Veröffentlichung dieser walisischen Dame aus dem Bereich Singer/Songwriter zu lesen, die im Jahre 1996 mit "Emotions On A Postcard" ein erstes Album veröffentlichte. Einige Platten später... und sogleich fällt mir die hochkarätige Besetzung auf, mit der diese CD eingespielt worden ist, das lässt zumindest Rückschlüsse auf eine hochqualitative Ausgestaltung der Musik zu, sind doch unter den Mitwirkenden Musiker, die einst eine Band bildeten namens The Section. Einige mögen sie vielleicht noch kennen: Waddy Wachtel, Leland Sklar und Russ Kunkel. (eine hervorragende Platte übrigens!)
»Die beste Platte, die Joni Mitchell nie gemacht hat « , so lautet eine Aussage des Rolling Stone Magazins zu Judith Owens "Ebb & Flow". Gleich beim Opener, "Train Out Of Hollywood", erinnert mich die Stimme im Ausdruck und in der Klangfarbe ein wenig an dieses Vorbild der Waliserin, jedoch fühle ich mich entfernt davon, dieser obigen Aussage zuzustimmen. Denn um das zu erreichen, was Joni Mitchell mit ihrer so ganz besonderen und eigenen Art ausgedrückt hat, bedarf es dann doch ein wenig mehr. So sehe ich den Wirbel um diese Veröffentlichung auch ein wenig im Bereich des Hype angesiedelt.
Um es auf einen Punkt zu bringen: Hat mich bisher fast jede Platte der Sangeskollegin Mitchell hinsichtlich ihrer Spannungsbögen, der besonderen Stimmung und Abwechslung mitreißen können, herrscht auf der vorliegenden Platte vergleichsweise Langeweile vor - ohne, dass es nun langweilig wäre. Es gehört nicht allein eine stimmliche Ähnlichkeit dazu - die Atmosphäre muss insgesamt passen, unabhängig davon, dass Joni Mitchell darüber hinaus stimmlich viel flexibler und ausdrucksstärker ist. Nein, ein Verriss soll das nicht sein, ich versuche mich nur von diesem hohen Anspruchsdenken an diese Veröffentlichung zu lösen, um auf andere, isolierte Weise, frei von Vorurteilen, an die Betrachtung und Beurteilung zu gehen.
Zunächst, und das ist auffällig, führt mich die Musik auf positive Weise zurück in die Siebziger und in die Zeit der damalig so beliebten Singer/Songwriter. Und da sind es eben jene Namen, die damit eng verbunden sind, nämlich unter anderen Joni Mitchell, Carole King und James Taylor. Ja, genau diese Richtung ist durchgehend präsent, doch als Liebhaber der damaligen Szene mag das Ergebnis zwar erfrischend sein, bleibt jedoch letztlich nur ein Aufguss, wenngleich auch ein wohlschmeckender.
So reduziert sich die Darstellung eines eigenen Profils letztlich nur auf Judith Owens Stimme. Und die kann mich nicht durchgehend überzeugen, allerdings kann ich auch keine böse Beschwerde über eine schlechte Qualität führen. Letztlich sind es dann noch die Texte, die recht aussagekräftig sind und als Positivposten gewertet werden können. Dieses gilt natürlich auch für die Umsetzung der Musik generell, die von den Profimusikern locker aus der Hand geschüttelt wird. Mit anderen Worten: hochqualitative Musik, auf der sicheren Seite, ohne viel Innovation, ohne richtunggebende Elemente, ganz einfach nur angenehm und gemütlich... und das ja eigentlich auch nicht so schlecht, oder?
Sollte ich einen Höhepunkt herausstellen, dann ist das "Under Your Door", denn hier gibt es eine stimmige Atmosphäre, bei der für mich alle Komponenten ideal zusammenpassen und ein relativ individuelles Ergebnis hervorgebracht haben. An zweiter Stelle folgt, hinsichtlich der gerade genannten Attribute, der letzte Song: "Some Arrows Go In Deep", mit diesem lasziven lateinamerikanischen Flair. Ach, übrigens, den Beitrag "In The Summertime" von Mungo Jerry finde ich entbehrlich. Es mag ja eine gute Idee gewesen sein, aber diese Entschleunigung entzieht dem ursprünglichen Song doch sehr die dort bestehende fröhliche Atmosphäre - hier klingt der Sommer dann doch eher traurig.
Line-up:
Judith Owen (piano, vocals, Hammond B3 - #9)
Leland Sklar (bass)
Russell Kunkel (drums)
Waddy Wachtel (guitar)
Lenny Castro (percussion)
Carmen Carter (backing vocals)
Lori Perry (backing vocals)
Oren Waters (backing vocals)
Geoff Gascoigne (double bass - #3)
Pedro Segundo (percussion - #3)
Gabriella Swallow (cello - #3)
Jeff Young (Hammond B3 - #4,5,7)
Chris Caswell (Hammond B3 - #6)
Tracklist |
01:Train Out Of Hollywood
02:I Would Give Anything
03:In The Summertime
04:Hey Mister That's Me Up On The Jukebox
05:Under Your Door
06:About Love
07:I've Never Been To Texas
08:You're Not Here Anymore
09:One In A Million
10:You Are Not My Friend
11:Sweet Feet
12:Some Arrows Go In Deep
(all songs by Judith Owen,
except #3 by Raymond Dorset, #4 by James Taylor)
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