Lee Roy Parnell / Back To The Well
Back To The Well
Lee Roy Parnell ist ein mittlerweile 49-jähriger Slide-Gitarrist aus Abilene, Texas, der nun nach einer fünfjährigen Pause seine neues Werk "Back To The Well" vorlegt. Geboten wird ganz starker Americana, Southern-Soul-Blues, der stellenweise an die Allman Brothers Band und auch mal an Little Feat erinnert.
Während "Back To The Well" mit einer schönen Slide-Guitar und dezentem E-Piano daherkommt und sich im groovenden Midtempo-Bereich aufhält, wird es bei "Something Out Of Nothing" ruhiger, bluesiger und besinnlicher, als sich Parnell textlich bei einer nicht näher erwähnten Lady bedankt, seinem Leben wieder einen Sinn gegeben zu haben. Neben der erneut dezenten, aber effektiven Gitarrenarbeit gefällt hier der soulvolle weibliche Background-Gesang.
"Just Lucky That Way" ist wieder ein ruhiges Stück, bei dem das E-Piano die musikalische Hauptrolle neben Lee Roys Gitarre übernimmt. Erneut langsam und bluesig ist "Old Soul", dieses mal zu dem wie auf dem gesamten Album angenehmen, warmen 'Teppich' von Bass und Schlagzeug. Dazu wird hier der Sound noch von einer seligen Hammond getragen. Von dem Texaner gibt es keine ausufernden Gitarren-Solo-Orgien, Lee Roy Parnell weiß sein Instrument vielmehr sehr effektiv und zu den richtigen Zeitpunkten einzusetzen.
Mit "Don't Water It Down" geht's zurück in den Midtempo-Bereich und Lowell George mit Little Feat und irgendwie auch Ronnie Van Zandt und der Rest seiner Bande lassen hier grüßen. "Daddies & Daughters" ist ein Duett, das Parnell mit - ja, tatsächlich - seiner Tochter Allison eingesungen hat. Die gute Allison ist allerdings bestenfalls im Background und ganz weit nach hinten gemischt wahrzunehmen. Insgesamt nicht unbedingt das beste Stück dieser Scheibe.
"You Can't Loose 'Em All" erinnert dann ganz stark an die Allman Brothers Band, was im Prinzip ja kein Fehler ist, aber der Rezensent kommt dann doch wieder mal nicht drum herum festzustellen, dass Sänger vom Kaliber eines Gregg Allman nicht gerade vom Himmel fallen. Trotzdem guter Song mit starker Gitarre. Auch "Breakin' The Chain" kann wieder mit einem sehr gefühlvollen Slide-Solo und warmem Sound überzeugen, verfügt aber leider nur über mittelmäßige Gesangslinien.
Und "The Hunger" lässt in mir dann den Hunger nach richtig guten Gesangslinien noch mehr steigen.
Parnell war an allen Songs dieses Albums als Co-Songwriter beteiligt, wobei sich bei mir der Verdacht eingeschlichen hat, dass er dabei vor allem die Kompositionen übernommen hat. Der Gesang und speziell dessen Melodieführung kann das zweifelsohne musikalisch hochwertige Niveau nicht ganz halten, Gesang und Musik wirken nicht immer wie 'aus einem Guss'.
Es folgen "That's All There Is", das zwar nicht abfällt, allerdings die ein oder andere Überraschung oder außergewöhnliche Wendung vermissen lässt.
"Saving Grace" weiß dann allerdings wieder zu überzeugen. Superschöne Akustik-Slide-Gitarre und eine der überzeugenden gesanglichen Leistungen des Texaners lassen das Stück zu einem Ohrenschmaus werden.
Den Abschluss bildet die Instrumental-Nummer "Cold Breeze", die mich an einen Zwitter aus Stevie Ray Vaughn und den Allman Brothers denken lässt. Starker Song, wieder mit einer starken Hammond B-3 Organ, die einen vom Sound her dann gar in die 60'er Jahre zurückversetzt. Nach ein paar kleinen Durchhängern im Mittelteil der CD ein durchaus versöhnlicher Abschluss des Albums.
Keine Beanstandung, was die musikalische Seite und den Sound dieses Albums betrifft. Ein etwas versierterer Sänger mit dem Vermögen den Songs noch das 'i-Tüpfelchen' aufzusetzen, hätte das ohnehin insgesamt erstklassige Gesamtbild des Albums dann noch abgerundet.
Trotzdem absolut gutklassige, soulige, Americana-Musik.


Spielzeit: 52:57, Medium: CD, Vanguard Records, 2006
1:Back To The Well 2:Something Out Of Nothing 3:Just Lucky That Way 4:Old Soul 5:Don't Water It Down 6:Daddies & Daughters 7:You Can't Loose 'Em All 8:Breakin'The Chain 9:The Hunger 10:That's All There Is 11:Saving Grace 12:Cold Breeze
Markus Kerren, 23.05.2006