Leo Parker / Rollin' With Leo
Rollin' With Leo Spielzeit: 43:53
Medium: CD
Label: Blue Note Records, 2009 (1980/1969)
Stil: Hard Bop

Review vom 13.04.2009


Wolfgang Giese
Leo Parker - wer ist denn das???
Nicht Charlie, sondern Leo, kein Altsaxofon, sondern Baritonsaxofon.
Groß geworden in der Band Billy Eckstines, das war 1944/45, arbeitete dieser Parker ebenfalls mit Dizzy Gillespie, dem Trompeter, Illinois Jacquet und Sir Charles Thompson, mit dem er zusammen gar einen Hit hatte: "Mad Lad".
Insofern wie sein Namensvetter mit Rhythm & Blues und Bebop groß geworden, war sein Musikstil zu jener Zeit in etwa auch deckungsgleich, vermochte er doch auch Charlies fliegende Läufe auf dem Altsaxofon auf das etwas behäbigere Baritonsaxofon zu übertragen.
1961 feierte der 1925 geborene Parker eine Art Comeback auf dem Blue Note-Label, nachdem er mit einigen Drogenproblemen zu kämpfen hatte. "Let Me Tell You 'Bout It" hiess die Platte, die er am 9.9.1961 aufnahm. Schon wenig später, nämlich am 12. und 20.10.1961, kam es zu weiteren Aufnahmen im Van Gelder Studio, Englewood Cliffs, New Jersey und diese bilden die Titel dieser Platte.
Zum damaligen Zeitpunkt erfolgte jedoch keine Veröffentlichung, sondern erst im Jahre 1980. Das konnte Parker leider nicht mehr erleben, denn bereits am 11.2.1962 verstarb er an den Folgen eines Herzinfarktes.
Wir hören typischen Blue Note-Sound, Hard Bop jener Tage, der aber noch den Geist des Bebop atmet sowie jene Aufbruchstimmung des Rhythm & Blues und Jump Swing mit den 'honkenden' Saxofonen, wo viel Show geboten wurde. Stark kommt das zum Ausdruck im Titel "Mad Lad Returns". Es geht im Stil der 40er Jahre ab und man kann den Rhythm & Blues als Vorläufer des Rock'n'Roll ausmachen. Kraftvoll shoutet Parker hier mit seiner 'Kanne' die alten Zeiten heraus, als er selbst noch den Spitznamen 'Mad Lad' führte.
Die Musik ist vielversprechend und hätte in der Tat ein Sprungbrett für eine neue Karriere sein können, war Parker doch ein virtuoser Saxofonist mit flüssigem und ideenreichem Spiel. Zwischen all den mehr oder wenig heftig swingenden Titeln, schält sich neben dem oben genannten Track als Besonderheit noch der Titel "Talkin' The Blues" heraus.
Wirklich tief aus der Seele scheint Parker hier auf seinem Instrument zu sprechen - das ist richtig ergreifend: dieses sich dahinschleppende, bluesgetränkte Stück, das im Verlauf an Intensität zuzunehmen scheint. Hier meine ich, kommt ein wohl wichtiger Einfluss auf Parker zum Ausdruck, nämlich jener des auch sehr ausdrucksstarken Illinois Jacquet! Parker scheint auf dem Sax zu singen.
Zu den Mitmusikern ist zu bemerken, dass sie sich im Gegensatz der damaligen Produktionen, nicht aus dem üblichen Begleiterstamm zusammen setzen. Relativ unbekannte Namen, bis auf den Trompeter Dave Burns vielleicht, die aber musikalisch nicht hinter den bekannten zurückstehen, vielleicht etwas 'traditioneller' agieren.
So finden wir hier alte Mitstreiter aus der Band Jacquets und solche, die mit Lionel Hampton, Randy Weston und Ike Quebec zusammen arbeiteten.
Sicher kein richtungweisendes Album... jedoch eines, das mit intensiver und bodenständiger Musik, mit einer Menge an Gefühl und Ausdruckskraft sowie mit dem Geist vergangener Zeiten aufwarten kann und für mich insofern eine sehr wichtige Wiederveröffentlichung darstellt, die den Namen Leo Parker hoffentlich wieder etwas in den Mittelpunkt rücken wird!
Line-up:
Leo Parker (baritone sax)
Bill Swindell (tenor sax)
Dave Burns (trumpet)
Johnny Acea (piano)
Al Lucas (bass - #1,2,5-8)
Stan Conover (bass - #3,4)
Wilbert Hogan (drums - #1,2,5-8)
Purnell Rice (drums - #3,4)
Tracklist
01:The Lion's Roar (4:50)
02:Bad Girl (6:12)
03:Rollin' With Leo (6:22)
04:Music Hall Beat (4:53)
05:Jumpin' Leo (4:28)
06:Talkin' The Blues (6:27)
07:Stuffy (5:38)
08:Mad Lad Returns (4:35)
Externer Link: