Böswillig könnte man sagen: Ach, schon wieder welche, die die "Edda" gelesen haben und meinen, jetzt Viking Metal machen zu müssen. Aber hier heißt niemand Loki und so wollen wir nicht unfair zu Obscurity sein…
Man kann den 'Bergischen Löwen' (wie sie sich selbst gerne nennen) nicht vorwerfen, jetzt auf einen bereits wieder abflauenden Trend aufgesprungen zu sein, denn mit Gründungsjahr 1997 gehören sie eher zu den Vorvätern als den Nachfolgern innerhalb der deutschen Pagan-/Viking-Szene.
Fleißig waren sie in dieser Zeit auch - nach zwei Demos gab es folgende auf Silberscheiben gebrannt musikalische Schlachtzüge: "Bergisch Land" (2000), "Thurisaz" (2004), "Schlachten & Legenden" (2007), "Várar" (2009), "Tenkterra" (2010), "Obscurity" (2012) und jetzt aktuell "Vintar".
"Vintar" klingt - wie der Titel und auch das Cover vermuten lassen - recht kalt. Und natürlich kriegerisch. Es gibt flotten Pagan-/Viking-Metal, der kaum Ruhepausen zum Erholen zwischen den Schlachten lässt. Die wackeren Recken setzen ihre Äxte wie Schwerter ein, die alles kurz und klein schlagen, was ihnen an Feinden in den Weg kommt. Unterstützt wird ihr Voranrücken von der Rhythmussektion, die die Schlachtformation stabilisiert.
Agalaz ergänzt das Ganze mit Keifen und Growlen, so wie es sich gehört - wobei er sich durchweg der deutschen Sprache bedient. Manchen mögen die Texte deswegen ein wenig platt erscheinen, aber sie sind nichts anders als der übliche (englischsprachige) Viking Metal-Stil. Politische Inhalte sind nicht zu finden, lediglich Schlachten, Krieger und alte Götter - dem Gesamtkonzept entsprechend und durchaus passend.
"Vintar" bringt sozusagen im Norden nichts Neues… das jedoch ordentlich gemacht, mit genügend Härte und Energie, dennoch auch genügend Melodie dabei. Auflockerungen gibt es recht selten, so etwas wie der Anfang von "Legiones Montium" hätte ruhig öfter eingebaut werden können. Allerdings erinnern manche Riffs in (und nicht nur in) diesem Song an
Amon Amarth. An die Größe der schwedischen Wikinger kommen
Obscurity jedoch nicht ran, weder musikalisch noch an die großartige Stimme von
Johan Hegg.
Manche (Untergrund-) Metaller wissen es wahrscheinlich zu schätzen, dass die 'Bergischen Löwen' roher und kälter (dadurch schwarzwurzeliger) klingen als die Schweden, vor allem diejenigen, denen das neuere Material des 'Schicksalsberges' zu langsam und harmonisch ist.
Wobei sich bei
Obscurity ebenfalls ein Trend zu etwas mehr Melodie abzeichnet, jedoch nicht so viel, dass es Fans verschrecken könnte.
Auch wer einen Musikgeschmack hat, der sich in den Richtungen Viking-/Pagan-/Black-/Death Metal bewegt, könnte hieran Gefallen daran finden.