Ocean Chief / Universums härd
Universums Härd Spielzeit: 42:29
Medium: CD
Label: I Hate, 2014
Stil: Sludge-/Doom Metal

Review vom 06.08.2014


Andrea Groh
Was haben der Ozean und das Universum gemeinsam? Einerseits das Gefühl von Unendlichkeit… von unendlicher Tiefe. Beim Ozean wurde ein Ende entdeckt, beim Universum (noch) nicht… dies regt die Fantasie an, fasziniert die Menschen.
Andererseits handelt es sich um eine menschenfeindliche Umgebung, es ist nicht möglich, das Universum oder den Ozean zu bereisen, außer geschützt durch ein (Raum-) Schiff.
Es ist aber möglich, mit einem kleinen Silberling, den Ozean und das Universum zu bereisen, ohne die eigene Wohnung zu verlassen. Wie?
Mit der CD "Universums härd" von Ocean Chief. Nebenbei: Der Titel ist schwedisch, die englische Übersetzung lautet "The Hearth Of The Universe". In Deutsch bedeutet das: 'Der Herd des Universums'; was hier im Sinne von Energiequelle (ich denke spontan beispielweise an eine/n Fixstern/Sonne) gemeint ist.
Bevor wir uns dieser Quelle widmen, ein kurzer Blick zurück. Ocean Chief hatten ihren Urknall 2001. Nach zwei kleineren Schöpfungen demo-artiger Natur, wurde 2006 der erste Fixstern (in CD-Form) geboren und auf den Namen "Tor" getauft.
Danach vereinigte sich die kosmische Materie von Ocean Chief einmal mit Runemagick und einmal mit Kongh, bevor 2009 der nächste Stern ("Den förste") entstand. Eine weitere Kollaboration gab es 2010 mit The Funeral Orchestra, das nächste eigene Licht 2013, genannt "Sten".
2014 hat der 'Chef des Ozeans' (wer? Kapitän Nemo? Cthulhu?) dann den "Universums härd" gefunden.
Nun… steigen wir ins (Raum-) Schiff und schauen (hören), wohin die Reise führt… in tiefe Gefilde. Nämlich in tiefe doomige/sludgische Gefilde, um es genauer zu umschreiben. Also langsam, zäh, schwer - man meint, in der Tiefe des Ozeans zu sein und den Druck des vielen Wassers obendrüber zu spüren.
Titellied und Opener "Universums härd" ist zugleich das längste Stück - macht schnell klar: dies ist nicht leicht verdaulich, wer damit nicht zurechtkommt, sollte gleich wieder aussteigen.
Freundlich ist die Welt nicht, in die uns Ocean Chief mitnehmen, sondern rau, dröhnend und verzerrt. Gleichzeitig wohnt ihr eine gewisse Erhabenheit inne, eine beeindruckende Mächtigkeit. Ein Strudel aus Schwärze scheint das (Raum-) Schiff mit den mutigen Reisenden (Hörern) einzusaugen und den Kurs zu bestimmen. Manchmal wird es ein wenig heller, doch meistens herrscht Finsternis. Manche Momente wirken fast schon verspielt und leichter, dann kommen wieder tonnenschwere Riffs. Die zwei Gitarren bauen die unterseeischen Berge auf, dezente elektronisch-psychedelische Klänge zaubern die Korallen drauf. Oder um bei dem Weltraumbild zu bleiben: Planeten werden geschaffen, mit zarter, dezenter Vegetation darauf. Egal, welches Bild man lieber vor dem geistigen Auge hat, das Weltall oder die Tiefsee, beide passen gut zu dem hier erzeugten Klangkosmos.
Schlagzeuger Tobias Larsson sorgt ebenfalls für den rauen Gesang, erwartungsgemäß gibt es davon nicht allzu viel. Drei Stücke sind komplett instrumental, die anderen haben auch nicht gerade viel Text, den längsten gibt es im Titellied. Dass die Lyrics in Schwedisch sind, fällt kaum ins Gewicht, denn die Stimme wirkt hier eher wie ein gelegentlich eingesetztes Instrument, ein Werkzeug, das zur Gestaltung beiträgt.
Mir war die Sprache anfangs gar nicht aufgefallen, so sehr habe ich das gesamte Klangerlebnis auf mich wirken lassen. Für die Neugierigen kann ich übrigens eine Übersetzung der Titel in Englisch anbieten.
Doch eigentlich ist es gar nicht so wichtig, was die einzelnen Worte bedeuten, es geht mehr um die Reise, die musikalische Umsetzung von Schwere/Schwerkraft. Ein doomig-kosmisches Erlebnis ausgehend von einer Energiequelle, dem "Universums härd".
Line-up:
Jocke Pettersson (bass)
Tobias Larsson (drums, vocals)
Björn Andersson (guitar)
Christian Sandberg (guitar)
Johan Pettersson (electronics)
Tracklist
01:Universums härd / The Hearth Of The Universe (10:18)
02:Oändlighet / Infinity (8:58)
03:Färden / The Journey (4:12)
04:Urtiden / The Prehistoric Times (3:33)
05:Frihet / Freedom (2:23)
06:Mörker / Darkness (8:43)
07:Vandringen / The Wandering (4:22)
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