Das erste Mal im Irish House in Kaiserslautern und es schien, als wäre dies Petrus gar nicht recht, denn just als wir die Stadt erreichten gab es einen apokalyptischen Wolkenbruch, so dass die Scheibenwischer kurz vorm Abheben schienen.
Oder spielte das Wetter etwa verrückt, weil sechs Saarländer sich anschickten, in der Pfalz das Haus zu rocken? Eher weniger, denn diese Frotzeleien zwischen den beiden Nachbarn sollen wohl eher überspielen, dass sich Saarländer und Pfälzer doch eher mögen. Ich habe mich jedenfalls sehr gefreut die Band mal wieder zu sehen - schließlich ist das letzte Mal schon ewig her: 2001 beim Deadheadmeeting in Plauen.
Anscheinend hat es sich leider noch nicht bis Kaiserslautern herumgesprochen, was das für eine Band ist, bzw. was die Jungs für Musik machen. Aber erst mal zum Irish House: Da waren wir wie gesagt noch nie und haben festgestellt, dass es eine sehr schöne Location ist. Altes Holz all over, alte Holzmöbel und jede Menge Whiskeyflaschen und -schachteln, Irisches Bier und sogar das Personal spricht nicht amerikanisch, sondern hat diesen Inseldialekt. Man fühlt sich auf Anhieb wohl und diese Pubatmosphäre macht Appetit auf jede Menge Bier. Der Nachbarraum, ach was heißt hier Raum: er ist so hoch wie breit, hat eine riesige Bühne, eine Empore und natürlich eine schöne, rustikale Holztheke. Perfektes Ambiente also.
Was fehlte, waren Menschen.
Vielleicht 30 Nasen fanden den Weg in den Saal. Eigentlich schade, denn Carsten, Wolfgang, Thomas, Ecki, Uwe und Christian (der zweite Drummer Martin fehlte) boten ein tolles Programm. Wie damals in Plauen ausschließlich Coverversionen - und die aber von allererster Sahne. "Es gibt so viele geile Songs, wieso sollten wir da selbst tätig werden und welche neu schreiben", meinte Carsten damals schon in Plauen. Uns ist das natürlich recht, denn so kann man schön mitgrölen, wenn man die Songs denn kennt. Keine Gassenhauer und totgespielte Originale bekamen wir zu hören, sondern ganz feine, stellenweise kaum bekannte Versionen von Vorbildern wie Willie Nelson, Johnny Cash, Bob Dylan, Beatles, Nancy Sinatra und natürlich Grateful Dead.
Letztere sind sehr schwer zu covern, aber das Organisierte Erbrechen (dafür stehen übrigens die Buchstaben OE) hat es drauf. Mehr als drauf, denn auch die Jams wurden gekonnt dargeboten.
Und wenn dann Uwe in Socken auf der elektrischen Mandoline abgeht, Wolfgang und Carsten sich per Gitarre duellieren, dann merkt man, dass die Band mindestens genau so viel Spaß wie die Zuhörer hat. Thomas ( Schrü) am Bass ist eh' was für Auge und Ohren und Drummer Christian treibt seine Rhythmen mit souveräner Lässigkeit gen Band. Passend die Keyboardlines von Ecki und wenn man jetzt die Augen schließt, kann es passieren, dass man bei manchen Passagen meint DIE ganz großen Vorbilder vor sich zu haben.
30 Besucher im Saal und trotzdem spielte die Band drei Sets!! Insgesamt fast 4 Stunden. Hut ab liebe Saarländer. Andere hätten wohl was runtergerotzt und dann die Koffer gepackt. Ich denke mal, die OE KAPELLE ist in dieser Ecke nicht bekannt, denn wenn eine Band dermaßen viele Dead-Songs im Repertoire hat, müsste in der größten amerikanischen Stadt außerhalb der USA eigentlich der Bär steppen.
Der steppte nicht, dafür aber bei Set drei die wenigen Fans vor der Bühne. Ein paar beherzte Damen machten es vor und schnell hatten sie fast alle Anwesenden vor die Stage geholt und aufgefordert, sich zu bewegen. Auch vor uns wurde nicht halt gemacht und so ließen wir Bier und Kamera zurück und reihten uns in die Schar der Tanzenden ein.
Ich habe den Eindruck, die OE Kapelle hat in den letzten drei Jahren enorm an musikalischer Reife gewonnen. Merkte man seinerzeit in Plauen noch minimale Schwächen - oder besser Anstrengungen - gerade bei den Dead-Songs, so fließt es jetzt gekonnt und mühelos wirkend aus dem Handgelenk.
Nach drei Sets gab es sogar noch eine Zugabe und wie für uns gemacht, einen der schönsten Dead-Songs überhaupt: "Brokedown Palace".
Für uns war es ein schöner Abend und der Band wünschen wir beim nächsten Pfalz-Gastspiel ein volles Haus.
Was das Irish House angeht: Wir werden da wohl wieder hinfahren, denn es ist ein schöner Club und es macht Spaß diese irische Atmosphäre zu genießen. Vielleicht mal mit einer Rory Gallagher-Coverband...
Bilder vom Konzert
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