AC/DC auf dem Kiez - das ist mein erster Gedanke zum Doppel-Live-Album der Hamburger Band Ohrenfeindt. Sie schaffen es, den typischen Sound der Australier mit deutschen Texten zu versehen, die in puncto Rotzigkeit den Originalen in nichts nachstehen.
Gleich zur Eröffnung gibt es eine geballte Ladung "Energie", die schon erahnen lässt, was den geneigten Zuhörer in den nächsten zwei Stunden erwartet: Peitschende Gitarren, wummerndes Schlagzeug, und ein Gesang, der die Stimmbänder schon vom Zuhören schmerzen lässt.
Die Themen ergeben sich schon aus der Musikrichtung - Sex and Drugs and Rock'n'Roll.
Vor allem Letzterer spielt bei den Hamburger Vollgasrockern die Hauptrolle. Mit "Vollgas und Blaulicht" holen sie ihr "Rock'n'Roll-Mädchen" ab, um mit ihr den Fluchtwagen zu fahren.
In "Heut Nacht" wird zunächst ein kleiner Umweg über die NDW ("Gib' Gas, ich will Spaß") und Drafi Deutscher eingeschlagen, bevor es zur eigenen Interpretation dieser Themen geht.
Bei den allermeisten Titeln ist der Ohrenfeindt-Stil dermaßen dicht an AC/DC dran, dass ich mehrfach überlegen musste, ob das gecoverte Nummern sind, oder sie es tatsächlich schaffen, eigene Ohrwürmer in diesem markanten Sound zu fabrizieren. "Rock'n'Roll Sexgott" sei nur als ein Beispiel dafür angeführt. Doch singen die Hamburger durchgehend mit deutschen Texten, die vor Augenzwinkern und Ironie nur so strotzen. "Kalten Kaffee" präsentieren Laut, Henning und Lehmann ganz sicher nicht. Ob sie nun besagten "Rock'n'Roll Sexgott" auf die Schippe nehmen
»Meine Geige hängt tiefer als der Marianen-Graben.
Und wo wir grad bei "graben" sind,
kann ich mal Deine Nummer haben?«
oder die Plastikpeople in "Alles nur aus Plastik" enttarnen, sie sind bissig und böse, aber nie ausfallend oder gar verletzend.
Eine leichte Verschnaufpause gönnen sie ihrem heftig mitrockenden Publikum bei "Es wird Tag auf St. Pauli", einer relativ ruhigen, fast melancholischen Nummer. Fast schon bluesig, aber immer noch im australischen Schema verankert, macht sich der "Parasit" in den Gehörgängen breit, bevor das Publikum mit der Aussicht "Zum Rocken geboren" zu sein, wieder kräftig aufgeheizt wird. Der "Ohrenfeindt" gibt dann auf der "Harley-Luja" wieder Vollgas, das er auch bei den letzten beiden Nummern nicht drosselt.
Eingespielt wurden die Scheiben in Bremen, Heilbronn, Müden und München auf Konzerten, bei denen mit Sicherheit die Post abgegangen ist. Das Publikum wird immer wieder angeheizt und zieht auch kräftig mit. Live ist die Band mit Sicherheit ein absolutes Erlebnis - das Doppel-Live-Album sollte auf keiner ordentlichen Party fehlen.
Line-up:
Stefan Lehmann (Schlagzeug, Gesang)
Dennis Henning (Gitarren, Gesang)
Chris Laut (Bass, Mundharmonika, Gesang)
Tracklist |
CD 1:
01:Energie
02:Immer Rock'n'Roll
03:Komm schon und hol's dir
04:Mit Vollgas & Blaulicht
05:Rock'n'Roll Mädchen
06:Fluchtwagenfahrer
07:Der Scheck ist in der Post
08:Heut' Nacht
09:Nicht die Nerven verlieren
10:Kalter Kaffee
11:Spiel mit dem Feuer
12:Kann ich dich nach Hause fahr'n?
|
CD 2:
01:Rock'n'Roll Sexgott
02:Alles nur aus Plastik
03:Ein allerletztes Mal
04:Es wird Tag auf St. Pauli
05:Parasit
06:Zum Rocken geboren
07:Ohrenfeindt
08:Harley-Luja
09:Rockstar
10:So laut wie ich kann
|
|
Externe Links:
|