Fünfzehn Jahre existieren Øl bereits als Band in Deutschland. Mehrere Alben haben sie in dieser Zeit veröffentlicht und touren regelmäßig kreuz und quer durch unsere Republik. Dennoch ist das Quintett relativ unbekannt. Im vergangenen Jahr wurde ihr Song "Heartbeat", der auch auf dem neuen Album "Corello Motello" zu finden ist, zum offiziellen EM-Song gekürt. Das Cover der Single ist sogar mit dem DFB-Logo verziert und ich habe anscheinend etwas verpasst. Jedenfalls lief diese Single nicht in den Radiostationen, die mich durch den Tag begleiten. Nun kann ich mir aber dieses Stück Musik auf der CD zu Gemüte führen und dabei analysieren, ob es an der Musik lag, dass die deutsche Fußballnationalelf den Titel wieder verpasst hat.
Bevor ich allerdings in diesen Genuss komme, erwarten mich ein Instrumental-Intro ohne Namen, das mich erst einmal aus der Bahn wirft, da es auf dem Backprint nicht angegeben ist. Das soll aber nicht die einzige Überraschung bleiben. Im nahtlosen Übergang geht es mit "Feeling" weiter. Anfangs etwas ruhig, steigert sich der Song zunehmend und bekommt von mir ab der Mitte das Prädikat sehr gut. Ich bin bereits warmgelaufen, um den besagten EM-Track in mich aufzunehmen. Aber mehr als ein gewöhnlicher Stimmungsmacher kommt dabei nicht heraus. Wie bei unseren Kickern fehlt der Druck von hinten bis vorne einer, der sich mal was traut. So können wir keinen Pokal gewinnen und die Band wird mit ihrer EM-Hymne ebenfalls keinen abgreifen. Nun ist mir auch klar, weshalb die Band bislang an mir vorübergegangen ist. Genau dieses "Heartbeat" ist für mich das schlechteste ihrer offiziell vierzehn Lieder auf "Corello Motello".
Offiziell deshalb, weil sich auf der CD noch ein weiterer, sogenannter Hidden Track befindet. Ich greife mal dem Ende etwas vor und gebe hier einmal meine Meinung zu diesen verborgenen Tracks kund. Klipp und klar: Ich mag es nicht. Das ist das Gleiche, wie wenn ich in einem Restaurant sitze und nach dem Essen noch eine Weile bleibe, bis mir der Ober einen kostenlosen Nachtisch serviert, nur weil ich vorher mein Essen aufgegessen habe. Ebenso werden die Käufer von CDs mehr oder weniger belohnt, weil sie zum einen bis zum Ende durchgehalten haben und zusätzlich noch die Geduld aufbringen, fast zwei Minuten abzuwarten, um zu erleben, dass da noch mehr kommt. Wer diese Geduld nicht aufbringt, hat sozusagen die A…-Karte gezogen. Im diesem Fall ist der Hidden Track auch noch so miserabel, dass sich das Warten nicht lohnt. Vielleicht dient dieses als Anregung für unsere geschätzten Leser, ihre Meinung dazu in unserem Forum zu veröffentlichen.
Trotz meiner vorangegangenen, punktuell negativen Ausführungen, ist die CD sehr gut. Es sollte sich also niemand von meiner Kritik beeinflussen lassen, denn die Scheibe birgt noch einige Highlights. Die Musik ist eine Mischung aus Pop und Rock, mit kleinen Ausschweifungen in den Prog. Diese Einflüsse kommen bei fast allen Werken jeweils am Ende zum Tragen. Zwar könnten die Keyboard-Orgien von Dirk Weimar manchmal etwas kürzer sein, stören aber im Allgemeinen kaum. Oft gelingt dadurch ein schöner Übergang zum nächsten Titel.
"Corello Motello" bietet abwechselnd schnelle und ruhige Töne. Lange Gitarrensoli bleiben meist aus, in der Band scheint sich niemand profilieren zu müssen. Das Ganze funktioniert als gesunde Einheit. Überraschend ist, dass sich einige ruhige Stücke in ihrem Verlauf deutlich steigern und somit zu richtigen Ohrwürmern werden. Leider ist deren Spielzeit recht knapp, sodass es vorbei ist, wenn es am spannendsten geworden ist. Bestes Beispiel dafür ist der letzte offizielle Titel auf der CD. "All In All" startet als klassischer Rausschmeißer, wird aber zu einer grandiosen, mitreißenden Ballade. Weitere Anspieltipps sind "Girlfriend", "Touchdown" und das aggressiv druckvolle "Somebody Else".
Øl haben ein sehr gutes Werk abgeliefert. Inklusive des Hidden Track bekommt der Hörer eine Stunde Pop Rock, wie er besser kaum sein kann. Zwei Jahre nach ihrer letzten CD "The Merging", hat eine Umbesetzung der Band frischen Wind eingeblasen. Das Ergebnis kann sich sehen und hören lassen.
Line-up:
Sebastian Schimmer (vocals, guitar)
Jens Weimar (guitar, backing vocals)
Dirk Weimar (keyboard)
Marcus Hartmann (bass)
Sascha Brandel (drums)
Tracklist |
01:Feeling
02:Heartbeat
03:Come On, Come On
04:Hold Your Hand
05:Long Way
06:Just Like You, Just Like Me
07:Girlfriend
08:Out There
09:Ballad Of Wild
10:Touchdown
11:You Say
12:Somebody Else
13:Sun In My Hand
14:All In All
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