Omar & The Howlers / I'm Gone
I'm Gone Spielzeit: 43:09
Medium: CD
Label: Big Guitar Music, 2012
Stil: Blues, Rockabilly, Country

Review vom 15.08.2012


Steve Braun
Ich liiiiiebe den ollen Omar Kent Dykes!! Warum? Weil ich bei ihm zwischen jedem Ton seine Liebe und seinen Respekt vor den 'Farbigen' und ihrer seelenvollen Musik herauszuhören glaube. Schaut man in seine Biografie, scheint sich dieser Eindruck zu bestätigen. In den Fünfzigern und Sechzigern, in Zeiten tiefster Apartheid und Rassismus, büxte er regelmäßig nachts aus seinem Elternhaus in McComb/Mississippi [Anm.: nahe der Absturzstelle der Convair Lynyrd Skynyrds] aus, um in den Juke Joints des benachbarten 'Ghettos' Bear Town mit seinen schwarzen Freunden zu jammen. Diese inspirierten den jungen Omar 1962, seine eigene Karriere zu starten.
Heute schreiben wir das Jahr 2012 und Omar Kent Dykes feiert mit der hier vorliegenden Scheibe nicht nur seinen fünfzigsten Jahrestag als Musiker, sondern zieht zugleich den Hut vor seinen Bear Town-Freunden und der Musik, die ihn mehr als ein halbes Jahrhundert inspiriert hat. So ist "I'm Gone" eine Mixtur aus Rockabilly, Blues, Country und Rock'n'Roll geworden - in dieser Form sicher eher ungewöhnlich für den 'Bär aus Mississippi'!
Seit geraumer Zeit hatte Omar nichts mehr mit seinen Heulern veröffentlicht. Zuletzt war er mit Jimmy Vaughan auf dem Jimmy Reed Highway unterwegs. Seine letzte Veröffentlichung - "Big Town Playboy" vor drei Jahren - war als 'Soloprojekt' zu sehen und wurde mit Gästen (allen voran erneut SRVs Bruder) eingespielt.
Der Titelsong legt mit vollem Tempo einen typischen Rockabilly hin, aber gleich mit "All About The Money" präsentieren Omar & The Howlers das, was auf "I'm Gone" selbstredend dominiert: klassischer Blues. Vorher wird aber mit "Drunkard's Paradise" noch ein lupenreiner Old-Time-Countrysong dazwischen geschoben. "Wild And Free" - der Titel ist Programm: urwüchsig, rau, dynamisch und genau passend auf Dykes ungeschliffenes Power-Organ zugeschnitten. Grundsolide werden dann mit "Down To The Station" und "Lone Star Blues" zunächst Shuffle und dann Slow Blues bedient. Mit "Omar's Boogie" spielen Omar & The Howlers zwar ebendiesen, aber in einer sehr ursprünglichen Form, wie man sie in den Fünfzigern oft bei prominenten Rock'n'Rollern hörte. Und um gleich noch mal 'The Pelvis' zu zitieren, wird mit "Let Me Hold You" eine herrliche 'Schmalztolle' nachgelegt. Bei genau solchen Nummern ist sich meine Elterngeneration seinerzeit nah und noch sehr viel näher gekommen...
"I'm Gone" bietet genau das, was man von Omar's Heulern erwartet: bodenständig-raubeinigen Blues, diesmal mit ein wenig Country und etwas mehr Rockabilly gewürzt bzw. in dem Fall veredelt. Elf Eigenkompositionen und ein Hooker-Cover ("Move Up To Memphis") überzeugen allesamt. Vor allem gegen Ende, wenn der powervolle Slow Blues "I'm Mad Again" die gesamte Körperbehaarung noch einmal auf Widerborsten stellt.
"I'm Gone" ist eine bärenstarke Scheibe und die Unterfütterung einer - zugegebenermaßen recht gewagten - These eines guten Bekannten: »Bei allem Respekt: Den besten Blues spielt der weiße Mann.«
Line-up:
Omar Kent Dykes (vocals, electric guitar, acoustic guitar - #4)
Casper Rawls (acoustic and electric guitar - #1,3,8,12)
Derek O'Brien (electric guitar - #2,5,9,10)
Ronnie James (upright bass - #1,3,8,12, electric bass - #5,11)
Bruce Jones (electric bass - #2,4,6,7,9,10)
Mike Buck (drums - 2,4,6,7,9,10, maracas - #4)
Wes Starr (drums - #1,3,5,8,11,12)
Tracklist
01:I'm Gone (2:39)
02:All About The Money (2:41)
03:Drunkard's Paradise (2:52)
04:Wild And Free (3:35)
05:Down To The Station (3:47)
06:Lone Star Blues (4:39)
07:Omar's Boogie (3:15)
08:Goin' Back To Texas (3:42)
09:Let Me Hold You (3:01)
10:Move Up To Memphis (2:54)
11:I'm Mad Again (4:43)
12:Take Me Back (5:07)
Externe Links: