Onesko Bogert Ceo Project / Big Electric Cream Jam
Big Electric Cream Jam Spielzeit: 68:00
Medium: CD
Label: Grooveyard Records, 2009
Stil: Rock

Review vom 28.06.2009


Alexander Mathias
Finden sich mehrere Musiker zusammen, um wiederholt das Gesamtwerk einer bekannten Band zu huldigen, nennen wir das per Definition eine 'Coverband'.
Finden sich mehrere Musiker zusammen, um einmalig Teile des Gesamtwerks einer bekannten Band - beispielsweise im Rahmen eines Konzerts - zu huldigen, nennen wir das per Definition eine 'Jam Session'.
Eine 'Jam Session' der ganz besonderen Art ereignete sich am 09.09.2008 im 'The Beachland Ballroom' in Euclid, Ohio.
Dort trafen sich Sänger und Gitarrist Mike Onesco, sowie Drummer Emery Ceo, beide von der Blindside Blues Band, mit dem Bassist Tim Bogert, um einen Abend lang den "Big Electric Cream Jam" zu zelebrieren. Wie sich aus diesem Arbeitstitel schon schließen lässt, geht es dabei um nichts Geringeres, als das musikalische Werk des von 1966 bis 1968 aktiven Powertrios der Herren
Eric Clapton (Gitarre, Gesang), Ginger Baker (Schlagzeug) und Jack Bruce (Bass, Gesang).
"Sunshine Of Your Love", "White Room" und "I'm So Glad", seien an dieser Stelle exemplarisch als Songs von Cream erwähnt, die mittlerweile Jahrzehnte überdauert und auch heute nichts von ihrem Charme verloren haben.
Bevor wir den musikalischen Abend in Form eines CD-Silberlings beginnen lassen, muss natürlich der Eingangs erwähnte Bassist Tim Bogert etwas genauer ausgeleuchtet werden. Haben wir es doch hier nicht einfach nur mit einem x-beliebigen Saitenzupfer zu tun, sondern mit einem der weltbesten Rock-Bassisten, der zweifelsohne ein Stück Musikgeschichte mitgeschrieben hat. Vanilla Fudge, Cactus und Beck, Bogert & Appice (BBA) sind nur einige seiner musikalischen Meilensteine, die noch heute etlichen Musikbegeisterten einen verklärten Blick und ein seliges Lächeln ins Gesicht zaubern.
Bogert arbeitet auch heute noch kontinuierlich mit den verschiedensten Musikern zusammen, was exzellente Musik als Ergebnis hat.
Doch nun wollen wir nach diesem kleinen Exkurs in der ersten Reihe Platz nehmen und lauschen, was uns das Onesko Bogert Ceo Project zu bieten hat.
Den Auftakt bildet "Crossroads", wobei sofort das massive Pressing der Drei auffällt. Ist das Original im Tempo ursprünglich ein wenig schleppender ausgestaltet, geht es hier mit üppiger Wucht vorwärts, ohne das sich Onesko, Bogert und Ceo dabei verhaspeln. Im Mittelteil des Songs wird dann auch nicht brav nacheinander soliert, wie man es von gängigen Liedkonstrukten her kennt. Stattdessen legen alle drei Musiker gleichzeitig mit einer deftigen Improvisation los, ganz in der Manier, wie es seinerzeit Cream als Standard deklarierten.
Herausragend ist dabei immer wieder Tim Bogert, bei dem jeder Basslauf wie eine eigenständige Komposition daherkommt und den HörerInnen ein Gefühl dafür vermittelt, was man aus einer Bassgitarre alles herausholen kann.
Etwas getragener, aber ohne Reibungsverluste folgen "Politician" und "Sitting On Top Of The World", erneut fabelhafte Interpretationen. Das das Tempo ein bisschen zurückgenommen wurde, kann man lediglich als humanitäre Geste an das Publikum auffassen, in Vorbereitung auf das, was noch kommen mag.
Mit "Outside Woman Blues" und "Tales Of Brave Ulysses" steigt der Druck langsam wieder und man beginnt darüber zu meditieren, wozu man überhaupt einen Sitzplatz hat. Die Bühne strahlt mehr und mehr Hitze ab...
Jetzt ist "I'm So Glad" an der Reihe. Onesko, Bogert und Ceo entfachen ein schwelendes Höllenfeuer. Immer wieder diese Soloausflüge vom Feinsten, die gleichzeitig beweisen, dass hier Musiker versammelt sind, die genau wissen, was sie tun und dabei bestens harmonieren. So geht es stetig weiter, bis schließlich "Sunshine Of Your Love" angesagt ist. Eine 6:30 Minuten lange Version, die die Bestuhlung obsolet macht. Schließlich steht in Folge noch ein knapp dreizehn Minuten langer 'Bonus Jam' namens "Sweet Wine" an. Also vergiss die Möbel, ab ins Feuer damit, damit es heiß bleibt...
Nach 68 Minuten kehrt Stille ein, die CD ist zu Ende, 'Bestuhlung' ein Wort aus vergangenen Zeiten...
Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass Onesko, Bogert und Ceo ein echtes Meisterstück abgeliefert haben. Spielerisch und technisch absolut hochwertig und professionell, haben sie sich innerhalb des Rahmengerüstes der Cream-Songs bewegt und dabei ihr eigenes Herzblut einfließen lassen. Dank der gelungenen Abmischung des Texaners Don Moore wurde dieser Abend dauerhaft als wahrer Genuss für die Ohren konserviert.
Bei den Credits im Booklet stößt man auf die folgende Passage:
»Special Thanks... last but not least to Eric Clapton, Jack Bruce & Ginger Baker for all the awsome, timeless, legendary classic Cream jams/riffage.«
Dem sei nichts hinzuzufügen.
Line-up:
Mike Onesko (guitar, vocals)
Tim Bogert (bass)
Emery Ceo (drums, background vocals)
Tracklist
01:Crossroads
02:Politician
03:Sitting On Top Of The World
04:Outside Woman Blues
05:Tales Of Brave Ulysses
06:I'm So Glad
07:Spoonful
08:Toad
09:We're Going Wrong
10:Sunshine Of Your Love
11:Sweet Wine (Hidden Bonus Jam)
Externe Links: