The Orange Beach / Fuzz You
Fuzz You Spielzeit: 38:09
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2009
Stil: Rock, Psychedelic

Review vom 16.09.2009


Ulli Heiser
Vierzehn Songs in 38 Minuten. Das macht etwa 160 Sekunden pro Titel. Eine Zeitspanne, die Musiker meiner Geschmacksrichtung in der Regel zum Aufwärmen brauchen, bevor sie überhaupt an die ersten offiziellen Töne denken.
In Punkto Esskultur ist das genau andersrum. Da ist in Sekunden das komplette Mittagessen Geschichte. Nicht so bei The Orange Beach, denn die sind Italiener und wissen, was Esskultur bedeutet. Somit gehe ich davon aus, dass sie uns kein musikalisches Junk Food servieren, sondern in der Kürze der Zeit ein adäquates Ohrenmahl bereiten.
Auf der Bandseite taucht auch gleich der erste Hinweis auf, wieso die Tracks relativ schmal gehalten sind: »Rock, Post Punk, Psychedelic«, steht da als Stilbeschreibung. Klar, da der Punker ja permanent unter die Nähmaschine muss, bleibt wenig Zeit für lange Songs. So, genug der Klischees. Schließlich steht da Post Punk und Rock... und Psychedelic. Außerdem bekam ich die Platte, weil jemand, der meinen Musikgeschmack in Teilen kennt, meinte, das wäre was für mich.
Gegründet hat sich die Band im Jahre 2005. Als Jam Band. Stilistisch war man nicht festgelegt und die Jungs sagen, sie klingen wie die »Stray Cats on LSD«. Zwar sucht man noch ein Label - ein Umstand, den sie mit vielen Bands, die hervorragende Musik machen, teilen -, aber was die Produktion angeht, haben sie mit Kramer (Shockabilly) einen Guten an Land gezogen. Auf "Barbon" hören wir den 'Shimmy'-Kramer auch am Vibrafon.
Überwiegend instrumental zocken die Azzurris durch die Nummern, glasklar und messerscharf zerschneidet die Gitarre die latent psychedelische Luft, die um die rockigen, in Jam-Manier groovenden Stücke weht. Orgiastisch und treibend wabert sie dagegen in "Fairies Wear White Shoes" zu stoisch pumpendem Bass. The Orange Beach jammen sich mal schwer, mal locker-flockig durch ihre Tracks, die sich nicht an Titelende und neuem -namen orientieren. Wie aus einem Guss und mit Konzept zieht sich ein Faden durch "Fuzz You". Nicht nur auf dem Gebiet des psychedelischen Jams bewegt sich die Truppe äußerst sicher - mit "Ernest's Fear" knallen sie uns einen galoppierenden Rocker um die Ohren. "Exotic Thrills" zeigt gar progressive Züge und da ist es wieder, das Gespann aus Gitarre und Bass, das so prima für Laune sorgen kann.
Die drei Musiker agieren selten als Individuen: Selbst Soli der Gitarre sind immer und nur dem Kontext mit Bass und Schlagwerk unterworfen. Fast organisch und untrennbar verbunden ist dieses Trio.
Wie das leider oft der Fall ist, steht dieser starken Musik nur eines im Wege: Kein Label. Die Band sucht. Auch, um mit Labelhilfe zu touren. Man merkt es der Konserve an, die Jungs sind heiß auf Live-Auftritte und so sicher wie das Amen in der Kirche, werden sie die Bühnen rocken und verschwitzte, begeisterte Fans zurücklassen. Wenn für das Album schon folgendes Zitat gilt, wie mag das dann erst live sein?
»Warning: Listening to this album can give you addiction!«
Line-up:
Paolo Broccoli (guitars)
Agostino Pagliaro (bass, vocals)
Maurizio Conte (drums & percussion)

Kramer (vibraphone - #8)
Tracklist
01:Hey!Oh!Eh!
02:BDS (Bar Del Sole)
03:I Talk To The Wine
04:Quoque Tu BMW?
05:Country Billy
06:Cwhawha
07:Fairies Wear White Shoes
08:Barbon
09:L'Abbaye De Thélème
10:Ghost To Ghost
11:Ernest's Fear
12:Exotic Thrills
13:Jingle #1
14:The Orange Beach
 
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