Scorpion Child / Blues Pills / Orchid
13.11.2013, 60er Jahre Halle, Hannover/Faust
Kulturzentrum Faust
Scorpion Child, Blues Pills, Orchid
60er Jahre Halle, Hannover/Faust
13. November 2013
Konzertbericht
Stil: Classic Rock, Doom Metal


Artikel vom 20.11.2013


Hans-Jürgen Schmidt
Das ist schon mal ein amtliches Paket, das hier geschnürt wurde. Freunden des 70er-Jahre-Rocks und Anhängern der Retrowelle wird hier ein besonderes Schmankerl goutiert. Die Senkrechtstarter Blues Pills und Scorpion Child mit den schon seit ein paar Jahren umtriebigen Orchid.
Scorpion Child

Mit der 60er Jahre Halle wurde eine geeignete Location gefunden, allerdings ließ der Sound doch hier und da zu wünschen übrig.
Scorpion Child Entgegen meiner Erwartung eröffneten Scorpion Child aus Texas den Abend. Die stiegen sehr straight mit "Kings Highway" ein und schoben gleich den Ohrwurm "Polygon Of Eyes" hinterher. Stück an Stück reihte sich aneinander. Obwohl die Band schon seit mehreren Wochen auf Tour ist, spielte sie mit Druck, Freude und Elan. Die anfängliche Zurückhaltung beim Publikum legte sich dann spätestens bei "Liqour". Sänger Aryn Jonathan Black hatte alles im Griff, die Rhythmusabteilung mit Basser Shaun Avants und Schlagwerker Shawn Alvier trieb gnadenlos an, während Tom Frank den Kampf seines Lebens mit seiner Gitarre ausfocht. Der ruhigere Stromgitarren-Gegenpart Chris Cowart ließ unterdes unentwegt seine Finger über das Griffbrett gleiten, um seinem Spielgerät alle möglichen Töne zu entlocken. Mit "She Sings I Kill" gab es einen Song, den man noch auf keinem Tonträger dieser Band findet.
Scorpion Child
Scorpion Child   Scorpion Child   Scorpion Child
Blues Pills

Nach einer kurzen Umbaupause kam die zweite Band des Abends an die Reihe, Blues Pills aus Schweden, jedoch mit internationaler Besetzung unterwegs. Der Opener "Bliss" machte den Blues Pills fachkundigen Beobachter der Szene schon vor zwei Jahren auf die Band aufmerksam. Anschließend folgt mit "Dig In" ein tolles, eher ruhiges aber doch spannungsgeladenes Blues-Stück. Einfach hören und wirken lassen - »Ohhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh, Devil Maaaaaan, you got money in your pocket, you got blackness in your soul...« - ein Song für die Ewigkeit geschrieben. Der Funke sprang sofort auf das Publikum über. Ab jetzt ging alles wie von selbst. Sängerin Elin Larsson hatte nach anfänglichen Soundproblemen sichtlich Spaß an der Sache. Überhaupt ist es ein Wahnsinn, zu welchen stimmlichen Höchstleistungen sie fähig ist, immer gepaart mit einem - sagen wir mal - whiskeygeschwängerten Timbre. Auch der Rest der Band braucht sich keineswegs zu verstecken. Gitarrist Dorian Sorriaux spielte sein Instrument so laid back, stimmungsvoll und doch präzise, wie man es nur von den großen Bluesgitarristen kennt - hier wächst zweifelsohne ein wahres Talent heran. Schlagzeuger Cory Berry, stilecht gekleidet mit Kadavar-Shirt, bildete zusammen mit Basser Zack Anderson das Untergerüst, das die Songs nach vorne treibt. Mit "Black Smoke" endete der zweite Teil eines wahrhaft denkwürdigen Abends.
Blues Pills   Blues Pills   Blues Pills
Orchid

Vorhang auf für Orchid! Die Headliner aus Kalifornien zeigte sofort was Sache ist. Die Mannen um Sänger Theo Mindell legten mit "Heretic" schon mal gut los. Gitarrist Mark Thomas Baker hatte sich einen Vollbart zugelegt. Überhaupt scheint es eine Renaissance der haarigen Mannespracht zu geben, was zweifelsohne der Retrowelle geschuldet ist. Auch bei den Bandkollegen Keith Nickel (Bass) und Carter Kennedy (Drums) ließ sich dieser Trend beobachten. Einzig Sänger Theo Mindell zeigte sich bart- aber keineswegs stimmlos. "Mouths Of Madness" und das anschließende "Capricorn" heizten so richtig ein. Um die Temperatur im Saal nicht überkochen zu lassen, wurde das Bühnenlicht auf Minimalpegel gefahren und die wenigen Lichtspots von den Musikern gemieden. So bekam ich von diesem wahrhaft großen Auftritt der Jungs nur ein paar wenige brauchbare Bilder. Es folgten nur noch Songs mit Ohrwurmcharakter. Die einzige Band, die an diesem Abend Zugaben geben durfte, ließ sich aber auch nicht lange bitten. "Wizard Of War" und "Saviours Of The Blind" bildeten einen krönenden Abschluss.
Orchid      Orchid      Orchid
Wer anschließend noch wollte, der konnte das eine oder andere Wort mit den Musikern wechseln oder sich die am Merchstand erworbenen Tonträger signieren lassen. Gelebte Fan-Nähe!
Setlist Scorpion Child:
01:Kings Highway
02:Polygon Of Eyes
03:The Secret Spot
04:Liqour
05:Salvation Slave
06:My Woman In Black
07:Paradigm
08:She Sings I Kill
Setlist Blues Pills:
01:Bliss
02:Dig In
03:Devil Man
04:Little Sun
05:Mind Exit
06:Astral Plane
07:Black Smoke
Setlist Orchid:
01:Heretic
02:Mouths Of Madness
03:Capricorn
04:Silent One
05:Eastern Woman
06:Masters Of It All
07:Black Funeral
08:Eyes Behind The Wall
09:Down Into The Earth
10:He Who Walks Alone

Encore:
11:Wizard Of War
12:Saviours Of The Blind
Externer Link: