Eigentlich ist die Schublade Power Metal nicht groß genug, um Orden Ogan stilistisch treffend zu beschreiben. »Hollywood Soundtrack meets Fantasy Metal« steht im Titel-Tag ihrer Website.
»...eine Mischung aus Irish Folk, mittelalterlichen Elementen und bombastischem Fantasy-Metal... ist dann auf der HP zu lesen.
Das passt und gleich der Titeltrack mit seinem sakral klingenden Männerchorgesang lässt einen an einen mittelalterlichen Orden denken. Fast schon gruselig und man wartet bis die Gitarrenbretter sägend einfallen. Das tun sie auch, nachdem das Keyboard "Ethereal Ocean" startet und die Männerrunde erst mal gesprengt hat. Bereits jetzt zeigt sich eine Stärke dieser Band: hervorragender, mehrstimmiger Gesang um Melodien, die man nicht anders als großartig bezeichnen kann.
"Angels War" offenbart dann Stärke Nummer zwei: Spannung erzeugen. Ein verhaltender Beginn, der nur ein Ziel zu haben scheint: Den Hörer voller Ungeduld mit schweißnassen Händen warten zu lassen, bis er headbangen und Luftgitarre spielen darf. Und das kann er, nachdem die beiden Gitarren ihre Salven schießen. Tolle Breaks, Tonartänderungen, Tempo runternehmen und Wechsel zu ruhigen Passagen in denen Verenas Flöte Akzente setzt. Die Hände werden wieder feucht, die Finger greifen erneut zur imaginären Gitarre und die Matten kreisen.
Vergleichen fällt schwer. Sicher, Blind Guardian oder Iced Earth kommen mir als erstes in den Sinn. Damit das Querhören nicht zu lange dauert, gibt es daher schnell Demons & Wizards. Kaum 'ne Chance - der Orden dominiert. Traumhafte Melodien (Stärke Nummer drei) wandern auf verschiedenen Pfaden und führen in "Moods" an Irlands wilde Steilküste. Überhaupt hat diese junge deutsche Band keinerlei Hemmungen, dem Headbanger mal die Flötentöne beizubringen. Oder ihm per Violine einen zu geigen.
»Bass und Schlagwerk legen das Fundament«, zitiere ich mich mal selbst, weil das ein gern genommener Satz ist, der i.d.R. ja auch häufig zutrifft. Hier legen sie kein Fundament, das wäre untertrieben - auch der Bass steht in der Frontlinie der Saitenphalanx und wenn man diese Phalanx als Kavallerie bezeichnen mag, dann ist die Trommelbude nichts anderes als die Artillerie.
Fünf Leute singen zu (ich sagte es bereits) traumhaften Melodien. Harmonien, die plötzlich in 'schöne' Mollabgründe führen. Die Gitarren, ab und an Speed Metal-Läufen sehr nahe ("Y, U, Id Ant My"), ohne je die Melodik des Tracks auch nur annähernd zu verlassen, begeistern einfach nur. Entweder beide Klampfen brettern, oder aber eine hebt zu solistischem Lauf ab, währen die anderen sechs Saiten Licks und Riffs abfeuert. Der Chorgesang sorgt für epische Stimmung und immer wieder ist es erstaunlich zu hören, zu welchen choreografischen Spitzenleistungen Orden Ogan fähig sind. Hinzu kommt eine Produktion vom Feinsten und man mag es kaum glauben, dass diese mittlerweile zwei Jahre alte und in Eigenproduktion hergestellte Scheibe keine Label-Heimat hat!
Durchhänger sucht man vergebens. Im Gegenteil, es gibt nämlich eher ein anderes Problem: Welche Nummer soll man hervorheben? Die geilen Gitarrensoli, begleitet vom abgehackten Sägen der zweiten Gitarre in "Golden"? Die sirenhaften und sehnsuchtsvollen Vocals der Ladies im halbakustischen Rauschmeißer? Kinners, ich kriege die CD nicht mehr aus dem Laufwerk und kann nur attestieren, dass alles passt. Auch ein dickes Booklet liegt im Tray, welches aber gleichzeitig den einzigen Schwachpunkt enthält, den ich ausmachen kann: Die gewählte Schriftart für die Lyrics sieht zwar rattenscharf aus, macht das Mitlesen der Texte jedoch zur Geduldsprobe. Kein Problem, denn es verbleiben neun 'Orden'-tliche und powervolle RockTimes-Uhren. Und außerdem soll hier gerockt und nicht in Lyrics gebadet werden.
Ihr, liebe Leser, solltet nun unbedingt die Bandseite ansurfen, um die Truppe näher kennenzulernen. Dazu empfehle ich das Höhlenrock-Interview. Einfach ein Muss!
Was die Musik angeht: Das "Angels War"-Video sollte euch überzeugen.
Line-up:
Sebastian 'Seeb' Levermann (vocals, lead guitars, studio keyboards)
Stefan 'Terrazo' Manarin (lead guitars, vocals)
Sebastian Severin (bassmodule)
Sebsatian 'Ghnu'Grütling
Nils Weise (keyboards, vocals)
Verena 'Jinx' Melchert (flute)
Gastmusiker:
Alexandra Schneider (violin)
Sara Wyss (choir)
Christina Decker (choir)
Tracklist |
01:Testimonium A.D.
02:Ethereal Ocean
03:Angels War
04:Moods
05:Y, U, ld ant my
06:Golden
07:The Step Away
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Externe Links:
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