Neue Bands, die sich dem traditionellen Hard Rock/Heavy Metal verschrieben haben, gibt es viele, und sie alle genießen respektablen Erfolg. Aber sie alle eint auch dasselbe Problem: Sie sind so sehr vom 'Sex, Drugs and Rock 'n' Roll'-Lebensgefühl begeistert, dass auch ihre Songs von nichts anderem handeln und man etwas zu oft Schlagwörter wie 'get drunk', 'get laid', etc. findet.
Diese Eintönigkeit schlägt sich auch in der Musik nieder. Die Betonungen werden auf eingängige, knallende Riffs und rauchige Stimmen gelegt, und um jeden Preis muss der Eindruck eines 'Rock 'n' Roll Rebels' gemacht werden. Der Cowboyhut ist ein deutliches Anzeichen dafür. Häufig dienen Motörhead, AC/DC und Co. als Vorbilder.
Manche Bands treiben es sogar so weit, dass ihre Machwerke den roten Faden eines 'Albums' komplett verlieren. Dadurch erreichen diese Rocker der neuen Generation nie auch nur annähernd den musikalischen Status ihrer Idole. Astral Doors können in der Hinsicht als Ausnahmeerscheinung betrachtet werden, obwohl sie eine etwas andere Nische belegen. Corrosion Of Confirmity haben das Optimal-Ziel erreicht, einen eigenen Stil zu entwickeln. Auch Enemies SWE haben gezeigt, wie's geht - wenn auch vor Klischees triefend.
Jetzt betreten The Order mit "Son Of Armageddon" das Parkett - und legen einen Kracher hin, der einen bleibenden Eindruck hinterlässt, nach vorn wie nach hinten auf lange Sicht ungeschlagen bleiben wird und weit über vielem steht, was in diesem Bereich zuletzt zu hören war. Endlich eine Band, die den Finger aus dem Ohr nimmt, die nötigen Fähigkeiten mitbringt und sich nicht selbst durch eine auf ironische Weise zugeknöpfte Marschroute selbst limitiert und ausbremst.
Sänger Gianni Pontillo (Pure Inc.), einer der besten Frontmänner, die mir in den letzten Jahren untergekommen sind, hat das Heft hier fest in der Hand und schwingt sich von Beginn an zum Star von The Order auf. Zwar klingt er ebenso rauh und heiser wie schon viele vor ihm, aber bei ihm kommt ein beachtlicher Stimmumfang mit in die Waagschale, der ihn zum Archetyp des modernen Rocksängers macht, den er aber auch nur dezent einsetzt. Perfekt eigentlich. Gitarrero Bruno Spring (GURD, Swamp Terrorists, Jerk) mit seinen Top-Soli macht, manchmal an Axel Rudi Pell erinnernd, die Gianni- und Bruno-Show perfekt.
Weite Teile des Songmaterials sind natürlich kommerziell ausgerichtet, aber sie schaffen es auf jeden Fall besser, den Stücken Substanz einzuhauchen, als beispielsweise Fatal Smile. Und ich werde mal so tun, als hätte mich so manche Strophe nicht an Audioslave erinnert.
Großartige Musiker, großartiges Album - hoffentlich werden noch viele folgen.
Hochgradig empfohlen!
Spielzeit: 42:07 Min. Medium: CD, Dockyard 1, 2006, Heavy Metal
1:Madmen With Loaded Guns 2:Sons Of Armageddon 3:On The Radio 4:Sweet Stranger 5:Loved Died 6:Not Satisfied 7:As One Tonight 8:Looser 9:One Man
Christoph Segebard, 04.07.2006
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