Ordo Obsidium / Orbis Tertius
Orbis Tertius Spielzeit: 47:24
Medium: CD
Label: Eisenwald, 2011
Stil: Black/Doom Metal

Review vom 24.05.2012


Andrea Groh
»Melancholy and sadness are the state of doubt…
Doubt is the beginning of despair;
Despair is the cruel beginning of differing degrees of wickedness«

(Comte de Lautréamont)
Dieses Zitat des französischen Dichters, dessen einzige Veröffentlichung "Les Chants de Maldoror" ein eigenwilliges surrealistisches Werk über ein böses Wesen ist, blickt mich von der Rückseite der CD von Ordo Obsidium an. Man gibt sich also gebildet.
Das Debüt der erst 2009 gegründeten Kalifornier heißt "Orbis Tertius" und wenn ich mir das (leider ein wenig zu dunkel ausgefallene Cover) so ansehe, denke ich an den dritten Höllenkreis in Dantes "Inferno". Wobei sich der Titel vermutlich auf "Tlön, Uqbar, Orbis Tertius", eine Erzählung von Jorge Luis Borges, bezieht. Mal wieder schade, dass die CD keine Texte enthält.
Zur Untermalung solcher Literatur gibt es hier abgründigen Doom und finsteren Black Metal. »Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren!« bedeutet in diesem Fall: 'Lasst, die ihr diese CD einlegt, alle Hoffnung fahren!'
Denn positive Momente gibt es nicht, sondern nur schwarzmetallische Raserei und abgrundtiefe Verzweiflung. Selbst die eingestreuten symphonischen und ruhigen Passagen bieten nur eine kurze Erholung bevor der Blick wieder auf unheimliches Jenseitiges fällt, bzw. die Klänge eine dementsprechende Stimmung verbreiten.
Balan, Incitatus und SM nehmen uns mit auf eine okkulte Reise, die durch die Tore des Wahnsinns ("Into The Gates Of Madness") in unnennbare Regionen führt. An einem solchen Ort ist wohl ihr Bassist gefangen, denn er möchte nicht namentlich erwähnt werden. So etwas kann schon mal passieren, wenn man in den Abgrund blickt… und dieser dann zurückblickt… und damit dies neugierigen Hörern nicht passiert, gibt es keine Homepage, die man sich ansehen kann…
Sensible Naturen seien also hiermit gewarnt. Leichte Kost und leicht zugänglich ist "Orbis Tertius" wirklich nicht. Für Fans von Black Doom dennoch interessant.
Ordo Obsidium selbst geben als Vorbilder frühe Emperor, frühe Katatonia und Mortifera an, was nicht unbedingt falsch ist, dennoch nur bedingt zutrifft, da sie schon ihren eigenen Sound haben.
Dieser bewegt sich in den meist langen bis überlangen Songs zwischen schnelleren und eher im Mitdtempo angesiedeltem, etwas holprigem Gerumpel. Teilweise wird auch herumgedoomt, z.B. im letzten Track "By His Unflinching Hand", aber Funeral Doom (wie im Info geschrieben) würde ich das nicht nennen, dafür ist es größtenteils nicht schleichend genug. Jedoch ohne Zweifel mit viel schwarzer Atmosphäre bevor es ganz zum Schluss richtig ruhig ausklingt. Am Ende vielleicht doch ein kleiner Lichtstreif am Horizont...?
Die Musik von Ordo Obsidium scheint wirklich aus der Unterwelt zu kommen, vor allem wenn eine fies keifende Stimme sich durch die finstere Hintergrundmusik quält. Für Schöngeister und Frohnaturen ist "Orbis Tertius" eher nicht geeignet, aber wer einen Soundtrack für eine Führung durch die Hölle und vergleichbare Reiche sucht, sollte mal reinhören.
Line-up
Balan (guitars, keyboards, vocals)
Incitatus (guitars, vocals)
? (bass)
SM (drums)
Tracklist
01:Nequaquam Vacuum (11:54)
02:Into The Gates Of Madness (7:28)
03:Orbis Tertius (6:33)
04:Emptiness Under the Moon (9:13)
05:By His Unflinching Hand (12:16)
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