Outlaws / It's About Pride
It's About Pride Spielzeit: 57:31
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2012
Stil: Southern Rock

Review vom 25.06.2012


Steve Braun
Nein, ich wage mich jetzt nicht auf das verdammt dünne Eis, die Querelen um die Outlaws seit Hughie Thomassons plötzlichem Tod im Jahr 2007 zu kommentieren. Hab definitiv keine Lust, Teilnehmer an einer Schlammschlacht zu werden. Nur so viel: Dass eine jahrzehntelange Feindschaft zwischen zwei Musikern nicht mit dem Tod des einen beendet werden kann, schadet nicht nur dem Ruf des überlebenden Streithansels, sondern dem der gesamten Band und Southern Rockszene...
Als Hughie Thomasson am 9. September 2007 in seinem Haus in Brooksville/Florida von einem schweren Herzinfarkt dahingerafft wurde, hinterließ er ein nahezu komplett fertiges Album 'seiner' neuen Outlaws-Inkarnation. Und damit das klar ist: Die Outlaws waren immer SEIN Baby. Er hatte extra zwei Jahre zuvor Lynyrd Skynyrd verlassen, um ihnen wieder neues Leben einzuhauchen.... und hier begann der Hick-Hack. Unkommentierter Cut!!
Es dürfte außer Frage stehen, dass sich die Truppe, die sich nun Outlaws nennt, diesen Namen mit Fug und Recht tragen darf. Henry Paul, der neue Bandleader, war in den besten Zeiten - von 1972 bis 1977 - einer der wichtigsten Songschreiber der Band. Drummer Monte Yoho ist ebenfalls ein Originalmitglied und mit Chris Anderson (Ex-Henry Paul Band) und vor allem Billy Crain sind zwei absolute Szenegrößen an Bord. Von daher sollten die Namensrechte kein Thema mehr sein...
Wie groß das Bedürfnis hierzulande nach einer neuen Outlaws-Platte war und ist, belegt die Tatsache, dass der Mailorder des stiftenden Rezensions-Exemplares innerhalb von nur drei Tagen komplett ausverkauft war und neu ordern musste. Das beweist die Treue der Southern-Rockfans zu 'ihrer' Musik.
Der Blick auf die Trackliste ernüchtert erst einmal: "It's About Pride" basiert weitgehend auf den Songs von Demos, das vor eineinhalb Jahren über die Website der Outlaws vertrieben wurde. "Train" und "Can't Break It" fehlen - "Born To Be Bad", "Right Where I Belong" und "So Long" sind neu dabei. Ebenso das phänomenale "Trail Of Tears", das auf Hughie Thomassons 2007er Outlaws-Album erscheinen sollte. Die Songfolge wurde komplett neu durchgewürfelt, wobei nun "So Long" statt dem Titelsong das Album beschließt. Passt schon, in beiden Nummern wird dem Hörer die für das Genre obligatorische Gitarrenschlacht um die Ohren gehauen. Bis auf vier von Crain und dem einen von Anderson sind alle Takes aus Henry Pauls Feder, der auch überwiegend singt - näselnd, wie es so seine eigenwillige Art ist.
Los geht's mit dem für die Outlaws typischen Satzgesang auf "Tomorrow's Another Night" - ein entspannter Rocker mit hohem Wiedererkennungswert. "Hidin' Out In Tennessee" ist ein lupenreiner Henry Paul-Song. Diese klar von eingängigem Country Rock bestimmten Strukturen kennen wir aus den frühen Outlaws-Tagen und natürlich von der Henry Paul Band. Mit "It's About Pride" folgt bereits der epische Longtrack auf Position drei - für meinen Geschmack etwas früh. Jede Southern Rock-Band, die etwas auf sich hält, hat mindestens einen solchen Klassiker auf ihren Alben: Eine sich langsam in ein furioses Finale steigernde Ballade, die mit Twin-Läufen verschwenderisch um sich wirft. Keyboarder Dave Robbins, der ansonsten (genretypisch) etwas im Hintergrund verschwindet, darf sich hier auch mal zeigen. "Green Grass And High Tides" ist als 'untoppbarer' Outlaws-All-Time-Klassiker zwar zu keinem Zeitpunkt gefährdet - trotzdem ist "It's About Pride" eine superstarke Klassenummer!
"Born To Be Bad" ist klar erkennbar eine Crain-Nummer - so einen ebenso simpel wie feinen Southern Boogie hat der Junge voll drauf. "Last Ghost Town" wäre mit seinen 'catchy' Hooklines und Double-Leads eine echte Hitsingle. Zwei entspannt losrockende Country-Rocker folgen, bevor sich mit "Trail Of Tears" das nächste Highlight ankündigt. Die Eröffnung hat etwas von "Green Grass..." - Anderson singt selbst und erinnert dabei ein wenig an Hughie Thomasson. Der Song setzt sich erfreulich kritisch mit dem Schicksal der nordamerikanischen Ureinwohner auseinander. Ein bärenstarker Southern-Rocker!
"Right Where I Belong" ist eine der 'neuen' Nummern und eine der besten auf dieser Scheibe obendrein. Die stets wiederkehrende 'Erkennungsmelodie' - ein Twin-Lauf - bekommst du nicht mehr aus dem Ohr. Dagegen hat man für meinen Geschmack bei "Alex's Song" etwas zu tief in den mainstreamigen 'Country-Schminktopf' gegriffen. Bassist Randy Threet singt obendrein vielleicht etwas unvorteilhaft. So was hörst du täglich im Country-Sender rauf und runter. Da ist "Trouble Rides A Fast Horse" schon eine ganz andere Hausnummer. Schwül-hitzige Strophen münden jeweils in einen Refrain mit Ohrwurm-Charakter und nach dreieinhalb Minuten eröffnet ein Paul'scher Kiekser eine Gitarrenschlacht, die sich gewaschen hat. Wow - erstmals Luftholen.
Bei "So Long" nervt zunächst Henry Pauls allzu quäksiger Gesang, was zunächst von zuckersüßen Chören wettgemacht wird und dann in einen sehr typischen, countryinspirierten Southern-Rocker mündet. Ein sehr guter Abschluss einer lange und ungeduldig erwarteten Scheibe.
Mehrstimmiger Satzgesang und eine fette Gitarrenmacht waren stets die Markenzeichen der Outlaws. Diese werden mit "It's About Pride" aufs Vortrefflichste bedient. Der Hardcore-Southern-Fan mag vielleicht etwas enttäuscht über das wenige brandneue Material sein, sollte aber bedenken, dass "Demos" in einer sehr überschaubaren Auflage produziert wurde und viele den relativ hohen Preis plus Zollgebühren scheuten.
Im Booklet, in dem ganz klar klärende Liner-Notes fehlen (!!), werden dann die verstorbenen Originalmitglieder Hughie Thomasson, Frank O'Keefe und Billy Jones geehrt, was zu der Hoffnung Anlass geben mag, dass nun ruhigere Fahrwasser vor den Outlaws liegen mögen.
Line-up:
Henry Paul (electric-, rhythm- & acoustic guitars, lead & harmony vocals)
Monte Yoho (drums)
Billy Crain (electric-, rhythm-, acoustic- & lead guitars, harmony vocals)
Chris Anderson (electric-, rhythm- & lead guitars, lead & harmony vocals)
Randy Threet (bass, lead & harmony vocals)
Dave Robbins (keyboards, harmony vocals)

Additional Musician:
Joe Lala (percussions)
Tracklist
01:Tomorrow's Another Night
02:Hidin' Out In Tennessee
03:It's About Pride
04:Born To Be Bad
05:Last Ghost Town
06:Nothin' Main About Main Street
07:The Flame
08:Trail Of Tears
09:Right Where I Belong
10:Alex's Song
11:Trouble Rides A Fast Horse
12:So Long
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