Outside The Box / Bridge
Bridge Spielzeit: 42:41
Medium: CD
Label: Schaeffer Records, 2011
Stil: Rock


Review vom 07.02.2012


Steve Braun
Einmal mehr beweist sich, was Kollege Jochen kürzlich anmerkte: Die Bands, die von Teenage Head Music promotet werden, könnte man geradezu 'blind' weiterempfehlen! Mit traumwandlerischer Sicherheit picken sie ambitionierte Bands aus dem kaum mehr überschaubaren, riesenhaften Fundus der nordamerikanischen Rockszene und bringen sie dem staunenden Westeuropäer zu Gehör.
Neuester Coup der Belgier: Outside The Box, in New York City und den angrenzenden, zu New Jersey gehörenden Bezirken beheimatet. So mag sich auch der Titel ihrer Debüt-Scheibe "Bridge" erklären. Wie die George-Washington-Bridge die beiden Bundesstaaten, verbindet "Bridge" die Wohnorte der Bandmitglieder.
Unüberhörbar stehen Outside The Box (OTB) in der Tradition ihrer 'Nachbarn': Bruce Springsteen und Southside Johnny. Und um dies noch zu unterstreichen, wurde "Bridge" vom Southside Johnny And The Asbury Jukes-Keyboarder Jeff Kazee produziert - da kann also schon mal nix schiefgehen! Das Ergebnis ist grundehrlicher, rauer, hemdsärmeliger (natürlich Karo!), sich mit Gefühlen überschlagender Rock mit Uptempo- und Blues-Elementen gespickt. Die augenscheinlich junge Band braucht sich hinter ihren großen Vorbildern wirklich nicht zu verstecken!
OTB wurde 2004 gegründet und entwickelte sich schnell zum Geheimtipp innerhalb der Musikszene New Jerseys. Im legendären Stone Pony-Club, in Ashbury Park direkt am Ozean gelegen, ist man seit vier Jahren in jedem Sommer die Hausband. Wenn sie The Bands "The Last Waltz" in voller Länge spielen, platzt das Stone Pony regelmäßig aus allen Nähten.
Bei den Ashybury Music Awards räumte man alljährlich eigentlich alles ab, was man da so gewinnen kann. Nicht nur dort wurde das erste reguläre Album also mit Spannung erwartet.
Gleich der Opener "Love Is The Villain" gibt schon mal eine ordentliche 'Hausnummer' vor: Schmutziger Uptempo-Garagenrock, der an die 'seligen' Georgia Satellites erinnert, gepaart mit dem rebellischen Geist eines Elvis Costello. Das ist schon mal ein saustarker Start! Aber die Perlen sind wie an einer Kette aufgezogen: Nehmen wir also mal den 'Dreier' "Safe Tonight", I'm A Bridge" und "I Think It's Love" auseinander. Das sich von einem coolen Bar Jazz in einen formidablen Rocker steigernde "Safe Tonight" zeigt, was ein guter Produzent aus vier großartigen Musikern herausholen kann. Der rohe, seelenvolle Gesang Jeff Cafones setzt ebensolche Glanzpunkte wie der abwechselnde Einsatz mit glockigem Fender Rhodes und jammernder Hammond von Mark Masefield. Der schwere Backbeat der Gitarren und die klagenden Vocals stehen bei "I'm A Bridge" im krassen Kontrast zu den eleganten Gitarrenlinien, die in Twin-Läufen mit dem Fender Rhodes gipfeln. "I Think It's Love" rockt in Southside Johnny-Manier geradlinig nach vorne - eine echte Stimmungskanone! Drei Songs, die exemplarisch für das gesamte Album stehen...
Die Ballade "Wisconsin" trieft nicht nur vor Gefühl, sondern offenbart auch eindrücklich die lyrischen Qualitäten des Jeffrey G. Cafone, aus dessen Feder alle elf Songs stammen. Vertrackt donnert "The Ballad Of Jackie Chan" aus den Boxen - der Song brodelt beständig knapp unter dem Siedepunkt. Der raubeinige Beat wird von geschliffenen Gitarrensoli konterkariert.
"So Confused" macht einem Herrn Springstein gewaltig Beine - die Hookline im Refrain bekommt man nicht mehr aus dem Ohr. Und weil das Beste immer zum Schluss kommt, haben OTB "Love To See You Leaving" zum Rausschmeißer von "Bridge" erklärt. Die schwerblütige Nummer erinnert durchaus an unser geliebtes Maultier. Wie uns hier Mr. Cafone den Warren Haynes macht, ist schon reichlich sensationell!
God damn, ist das eine verflucht geile Scheibe! Ein umwerfender Sänger, ein filigraner Keyboarder und eine kompakte Rhythmusabteilung ergeben eine ebenso grundehrliche wie leidenschaftliche und intelligente Mischung. Musik wie Texte von Outside The Box haben gleichermaßen 'Eier' wie 'Hirn' - selten habe ich in letzter Zeit diese eigentlich unüberbrückbaren Gegensätze (auch hier haben wir eine 'Bridge'!) überzeugender dargeboten bekommen.
Folgerichtig ein dicker, fetter Tipp!! Wenn OTB im September/Oktober 2012 erstmals nach Europa kommen, sollte man sich dieser Urgewalt wirklich hingeben.
Line-up:
Jeff Cafone (vocals, guitar)
Mark Masefield (Hammond B3, Fender Rhodes, piano)
Ryan Wheeler (bass)
Francis Valentino (drums, percussions)
Tracklist
01:Love Is The Villain
02:You And Me
03:Safe Tonight
04:I'm A Bridge
05:I Think It's Love
06:Robert Schaeffer (Part II)
07:Wisconsin
08:The Ballad Of Jackie Chan
09:Suddenly Saturday
10:So Confused
11:Love To See You Leaving
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