Nanu, die Oysterband ist ruhiger geworden? Bekannt wurde die in Canterbury gegründete Band durch die raue und mitunter ruppige Art ihrer Interpretation von Folk - Folk Punk stand auch als Begriff im Raum. Ja, den Bandnamen brachte ich stets mit rauen Burschen, rauem Sound, hochgepegelten E-Gitarren und einem satten Schuss Punk in Verbindung.
Seit sieben Jahren - zwischendurch gab es ein Album mit June Tabor - legt die Band nun ein neues Werk vor. Gleichzeitig ist es die erste Platte ohne den alten Mitstreiter Chopper alias Ray Cooper.
Wie ich bereits anmerkte, ist das Wilde und Raue der Vergangenheit gewichen und hat einer Fülle von Harmonie und Melodik Platz gemacht. In diesem angenehmen und schnell zugänglichen Umfeld ist es immer wieder das Fiddle-Spiel von Ian Telfer, das wichtige Akzente setzt. Die selbstgeschriebenen Songs scheinen wie aus dem Ärmel geschüttelt - gute neue Ideen wurden umgesetzt.
Rowan Godel hat dazu beigetragen, die gesangliche Gestaltung gekonnt abzurunden und der gelegentlich eingesetzte akustische Double Bass bringt eine gewisse Elastizität in den Rhythmus. Die Musik wirkt sehr emotionsgeladen. "A Clown's Heart", so startet die Scheibe und der zunächst unbegleitete Gesang erinnert mich unvermittelt an ein Stück der britischen Folkband Steeleye Span, "All Around My Hat". Im Verlauf des Titels brechen Assoziationen zu ruhigeren Songs der schottischen Kollegen von Runrig auf. Und dann dieser schöne Einsatz der Fiddle - da merkt man bereits schnell, dass die Musik dieser Platte in eine andere Richtung rudert.
"A River Runs" - hier schleicht sich nun ein ganz spezieller Sound ein, der mich stark an Musik der Byrds erinnert, 'klingeln' doch auch entsprechend die Gitarren. So ist die Platte nicht arm an Höhepunkten und sogar einige poporientierte Songs, wie "The Wilderness", sind es, die für Abwechslung sorgen. Dieser Titel erinnert mich gar an einige Stücke von R.E.M. hinsichtlich der Stimmung und Atmosphäre, wozu sicher auch der Einsatz der Mandoline beiträgt.
Doch so ganz durchgehend ruhig ist es dann auch nicht - "Palace Of Memory" gibt ein Beispiel dafür ab. So ist ein sicher nicht nur folkinspiriertes Album entstanden, vielmehr hält sich der Folkanteil relativ stark zurück und fließt in den fast durchgehend einheitlichen Sound eher mit ein, als dass er bestimmend wird und wirkt. Auf jeden Fall ist aber eine sehr unterhaltsame Platte von hoher musikalischer Qualität entstanden.
Mit "Like A Swimmer In The Ocean" schwebt die Musik in Richtung einer amerikanisch ausgerichteten Folkweise, mit einem Bein im Singer/Songwriter-Bereich, bis dann erneut die Fiddle eine sehr wehmütige keltische Stimmung einbringt. Mir gefällt die Musik, sie ist ganz einfach schön.
Line-up:
Dil Davies (drums, percussion)
Alan Prosser (guitars, vocal)
Ian Telfer (fiddle, concertina, keyboards, vocals)
John Jones (vocals accordion)
Al Scott (bass, mandolin, vocals)
Gäste:
Adrian Oxaal (cello)
Rowan Godel (vocal)
Lindsey Oliver (double bass)
Peter Davison (brass arrangements and trumpet)
Eira Owen (french horn)
Sarah Leeves (euphonium)
Lee Partis (vocal)
Tracklist |
01:A Clown's Heart (3:52)
02:A River Runs (4:33)
03:Spirit Of Dust (4:38)
04:Lay Your Dreams Down Gently (3:33)
05:Diamonds On The Water (3:00)
06:The Wilderness (3:33)
07:Palace Of Memory (3:38)
08:Once I Had A Sweetheart (4:25)
09:No Ordinary Girl (3:20)
10:Call You Friend (2:52)
11:Steal Away (4:33)
12:Like A Swimmer In The Ocean (2:24) |
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Externe Links:
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