Ozric Tentacles / Eternal Wheel (The Best Of)
Eternal Wheel (The Best Of)
Spacerock, organische Musik, Kiffermusik, in einer lägst vergangenen Zeit nannte man so etwas Krautrock. Zumindest wenn die Bands aus Deutschland kamen und Namen wie Guru Guru oder Kraan hatten.
Aber Ozric Tentacles gehen einen Schritt weiter: richtige Metal-Riffs - ja oftmals Highspeed-Gefrickel - geht schwanger mit Ethno und Trance. Alles instrumental und gerade deswegen kann man so schön dabei chillen. Kein Gesang, der zum Texte verstehen animiert, stört die Reise durchs eigene Ich.
Eine Jamband sollen die Tentacles sein. Löst man sich von der Vorstellung, dass dieser Begriff nur auf die bekannten Verdächtigen gemünzt ist, muss man uneingeschränkt zustimmen, denn Tracks im ureigenen Sinne gibt es nicht. Sicher, es hat Einzelspielzeiten und auch kurze Pausen zwischen den Titeln, aber es ist doch meistens so, dass man meint, der Player fischt sich die Songs aus einem imaginären Schmelztiegel.
Es ist eine musikalische Reise, bei der man angeschnallt im Wagen sitzt, diesen nicht verlassen kann und sich vom Chauffeur durch verträumte, oftmals surrealistische Landschaften kutschieren lässt. Vögel zwitschern, Geräusche huschen am Ohr vorbei und immer wieder dieser trance-metalische Space-Mix
Inspiriert - neben den erwähnten Krautrockern - ist die Band auch von Musikern wie Steve Vai, Steve Hillage und Jimi Hendrix. So jedenfalls die Aussage des Promoters.
Hillage und Vai kann ich uneingeschränkt zustimmen. Viel interessanter für mich ist jedoch die Tatsache, dass die Band bereits auf eine mehr als 20-jährige Geschichte zurückblickt und dass sich die Fans aus der Hippie-, House- und Technoszene rekrutieren. Vielfältiger kann ein Melting Pot wohl kaum sein.
22 Alben, darunter auch ein Top Ten Album in England ("Jurassic Shift", 1993) und eine Million verkaufter Tonträger zeigen, dass die Band Bestand hat - auch (oder gerade deswegen) ohne größeres Plattenlabel.
Einen Titel besonders herausheben? Unmöglich - aber wenn ich das müsste, dann vielleicht "Sultana Detrii", eine Art Spacereggae. Oder den Titeltrack, der mit seinem entspannten Rhythmus für pures Wohlbehagen sorgt. Aber um die Musik in ihrer Gesamtheit zu erfassen, sollte man das Album am Stück hören. Ist man danach noch aufnahmefähig, bringt das Video auf der Bonus CD den letzten Kick. Es braucht keinen Spoon, keine Hundertdollarnote und auch nichts Flüssiges und am Besten sitzt man fest im Sessel, denn sonst kann es passieren, dass man durch die visuellen Effekte und das Treiben auf und vor der Bühne massive Kreislaufprobleme bekommt.
Diese Best-of CD kommt mit wunderschönem, aufwendigem Fold-out Cover daher, hat ein informatives Booklet und ich kann das Teil somit uneingeschränkt empfehlen.
Spielzeit: 112:25, Medium: Doppel-CD, Snapper Music, 2004
CD 1: - The Best Of 1:Jurassic Shift, 2:Myriapod, 3:Saucers, 4:Wob Glass, 5:Coily, 6:Sultana Detrii, 7:Sunscape, 8:Eternal Wheel, 9:Vibuthi, 10:Sploosh!
CD 2: - Bonus 1:Oolite Grove, 2:Ashlandi Bol, 3:Iscence, 4:Pyramidion, 5:Spyroid, 6:Neurochasm, 7:Kick Muck (Enhanced Video Bonus Track)
Ulli Heiser, 28.07.2004