Ozzy Osbourne / Under Cover
Under Cover
Mountain, John Lennon, Joe Walsh, Cream, Mott The Hoople, King Crimson, Buffalo Springfield, Eric Burdon, Moody Blues, Arthur Brown und die Stones.
Und Black Sabbath.
Bei den meisten Namen dieser Aufzählung dürften viele Rockfans mit der Zunge schnalzen.
Sie dürften sich auch wundern, was diese Aufzählung mit Ozzy zu tun hat.
Außer bei Black Sabbath.
Ein Blick auf den Albumtitel lässt eine Ahnung keimen. Vielleicht auch ein Zusammenzucken, oder ein ungläubig gestammeltes "Bitte mach, dass das nicht wahr ist".
Es ist wie mit dem Besuch eines unbeheizten Freibades im Sommer: nicht lange zögern und zieren, sondern mit einem mutigen Ruck das ungewohnte Terrain betreten.
Ozzy, sicher ein Mensch und Musiker über den man diskutieren und streiten kann. Man denke nur an die Serie 'The Osbournes'. Das hat ihn einerseits zwar Altersschichten nahegebracht, die sich unter Black Sabbath keine Rockband vorstellten. Andererseits lässt die Serie aber den Schluss zu, dass er einen ...... - lassen wir das, es geht um Musik.
Apropos Schatten: Es gibt gelungene und weniger gelungene Coverversionen.
Logisch, "Rocky Mountain Way" ist im Original so geil, dass es schwer zu toppen ist. Klappt bei Ozzy auch nicht ganz, aber ich attestiere, dass der Drive erhalten ist. Die Klampfe dampft und das Wah-Wah darf sich auskotzen.
Bei der Beatles Nummer "In my Life" muss ich sogar gestehen, dass der 'Prince Of Darkness' besser hinlangt. Die Stimmung des Songs bleibt erhalten, ja es klingt gar noch ne Schippe trauriger. Bei "Woman" jedoch sollte man John Lennon den Vorzug lassen.
"Mississippi Queen"! Mountain! Die Nummer hat noch einem gefallen und zwar Leslie West persönlich, denn er steuert das Gitarrensolo bei. Er ist übrigens nicht der Einzige, der Ozzy, Mike Bordin (d), Jerry Cantrell (g) und Chris Wyse (b) unterstützt. So steht der 'junge Dude' Ian Hunter himself mit Ozzy am Micro. Der Klassiker kommt auch in dieser Version sehr gut.
Überrascht hat mich die Auswahl an Ozzy's Lieblingssongs, ist doch mit King Crimson's "21st Century Schizoid Man" kein leichter Tobak auf der Setlist. An die Dichte und Dramaturgie des Originals kommt die Band auch nicht ran. Aber Respekt für den Versuch.
Zwei Nummern, von denen ich nie gedacht hätte, dass man sie so stark covern könnte sind "For What Is Worth" und "Good Times". Für Buffalo Springfield gilt das zumindest für das Intro und einige Riffs. Die Gitarren braten der alten Nummer ordentlich eins über, was allerdings das Flair nimmt. "Good Times" -alle Blueser mögen mir verzeihen - toppt die Burdon Version. Der Track groovt und verbreitet permanent gute Laune und scheint perfekt mit Ozzy's Stimmbändern zu harmonieren.
Nicht mit meinen Ohren harmonieren will aber "Sunshine Of Your Love". Den drei alten Recken kommt er nicht mal nahe. Auch "Fire" driftet an mir vorbei, was nichts heißen will, denn auch der Mann mit dem Feuertopf auf dem Haupt hat mich mit dieser Nummer noch nie begeistert.
Im Gegensatz zu "Woman" ist "Working Class Hero" wieder recht gut getroffen. Es gibt weitere Gastmusiker: Robert Randolph etwa spielt bei "Sympathy For The Devil" die Pedal Steel. Und das kann er. Auch die Backing Girls verbreiten Wohlfühlmomente. Man möge keine Vergleiche mit den Stones heranziehen, denn die eine Version ist alt und quasi unantastbar, die andere lecker dargeboten. Anders eben und man kann beide neben sich haben. Wie zwei Frauen, oder einen alten Rotwein neben jungem Riesling. It's the moment that matters. Apropos Robert Randolph, der ist auch für das Gitarrensolo in "21st Century Schizoid Man" zuständig. Und noch einer der es kann steht im Booklet: Joe Bonamassa.
Was fehlt noch? Die Moody Blues Ballade "Go Now" hab ich noch nicht erwähnt. Hat keinen besonderen Grund und es bedarf auch keiner besonderen Bemerkung. Klar, Ozzy klingt anders. Ist aber auch so ein Teil, auf welches ich verzichten kann. Und zwar in beiden Interpretationen.
Nicht verzichten mag ich auf das Black Sabbath Cover (stark, gell? Er covert sich selbst) "Changes". Bat ich vorhin die Blues Fans um Nachsicht, so bitte ich nun die Sabbath Jünger um das Gleiche. Ich hab einen Narren am Duett mit Tochter Kelly gefressen. Don't ask me why.
Das iss eben so!
Ich wünsche mir, dass mich Ozzy noch lange mit seiner Stimme erfreut; ihm wünsche ich weniger Motorradunfälle und dass er lernt, auch mal einer Frau zu widersprechen.
Auch wenn's die Eigene ist, weil das bringen eh' die Wenigsten. *g*.
Die DualDisc Version wartet außerdem mit dem Video der Singleauskopplung "In My Life" und einem "Dinner mit Ozzy und Freunden"-Video - u.a. mit Lemmy und Ozzy's Sohn Jack.


Spielzeit: 59:18, Medium: CD,Sony/BMG, 2005
1:Rocky Mountain Way (Joe Walsh) 2:In My Life (The Beatles) 3:Mississippi Queen (Mountain) 4:Go Now (Moody Blues) 5:Woman (John Lennon) 6:21st Century Schizoid Man (King Crimson) 7:All The Young Dudes (Mott The Hoople) 8:For What It's Worth (Buffalo Springfield) 9:Good Times 10:Sunshine Of Your Love (Cream) 11:Fire (Jimi Hendrix) 12:Working Class Hero (John Lennon) 13:Sympathy For The Devil (The Rolling Stones) 14:Changes (feat. Kelly Osbourne) (Black Sabbath).
Ulli Heiser, 17.11.2005