Welche Musik macht eine Band, die sich Paganland nennt?
Wer richtig rät, interessiert sich vielleicht für eine musikalische Reise durch die Ukraine mit dem Namen "Wind Of Freedom"...
Ist immer wieder faszinierend, welche Wege es gibt, z. B. wenn eine CD einer ukrainischen Band über Portugal nach Deutschland für ein Review geschickt wird.
Paganland wurden 1997 von Ruen und Bilozor in Lwiw (Lemberg/Ukraine) gegründet, einer Stadt, die russische, polnische und österreichische Phasen erlebt hat und damit kulturell vielseitig ist. Paganland sehen sich jedoch noch mehr geprägt von der Natur ihres Heimatlandes, insbesondere der Karpaten. Aber auch von der weitgehend unbekannten Geschichte der letzten zehn Jahrhunderte bis zurück zur vermuteten Wiege der slawischen Menschen, zu den Megalithen und Petroglyphen von Kamenaja Moglia und vergleichbaren Objekten; außerdem den Runen aus dem "Buch von Veles" und Manuskripten aus dem Besitz von Anna Yaroslavna.
Ich muss zugegeben, die genannten Dinge waren mir nicht wirklich ein Begriff, auch wenn ich bereits am Rande davon gehört hatte, dass es dort eine Megalithen-Kultur gab. Schön, etwas Neues (kennen) zu lernen.
… und wenn es der Name noch nicht verraten hätte, spätestens jetzt ist klar, dass wir es hier mit Pagan Metal zu tun haben, einer Musikrichtung, die immer wieder solche Inhalte aufgreift.
Doch als Musiker hat man auch mit anderen Sachen zu tun: Besetzungswechsel, anstrengende Proben und Konzerte führten 2005 zu einem Bruch der Band, die bis dahin nur ein Demo veröffentlicht hatte: "Gods Of Golden Circle" (1999). 2008 gab es die "Shadows Of Forgotten Ancestors/Carpathia" Split-CD mit Tini Zabutyh Predkiv.
2013 erscheint nun endlich das Debüt "Wind Of Freedom".
Beginnend mit einem Keyboard-Intro wird hier in recht harmonischer Weise von der Schönheit der Ukraine erzählt - passenderweise in der Landessprache, netterweise gibt es dazu englische Übersetzungen im Booklet. Das hat natürlich für westeuropäische Ohren etwas Fremdartiges, zudem klingen bei den Melodien (natürlich) folkloristische Einflüsse aus der Heimat von Paganland mit durch.
Auf der anderen Seite gibt es typische Elemente heidnischen Metals, sei es im Aufbau mancher Songstrukturen, gesangliche Klischees ('heeja hey') oder die bereits bekannten Samples wie Schlachtenlärm, Wind oder Wasserplätschern. Das ist teilweise nicht so originell (okay, der Wind passt zum CD-Titel…), wer darauf steht, wird sich darüber freuen. Zumal der große Pagan-Trend ziemlich abgeflaut ist und nicht mehr so viele Scheiben in dieser Sparte erscheinen.
Die Musik ist oft sehr symphonisch angelegt, teilweise gibt es jedoch auch schwarzmetallische Ausbrüche und kleine Geschwindigkeitsanfälle, auch die Vokals von Volodymyr werden dann 'böser'. Meistens wirkt "Wind Of Freedom" jedoch eher flott und fröhlich, ohne zu sehr nach 'Methornpartygehüpfe' zu klingen.
Positiv ist außerdem anzumerken, dass man sich um Abwechslung bemüht, sowieso musikalisch als auch stimmlich, wobei alleine schon die ukrainische Phrasierung etwas Eigenwilliges hat, was vielleicht manche als störend empfinden mögen, was jedoch im Kontext absolut dazu gehört - englisch wollte ich hier gar nicht hören.
Eine interessante Auflockerung ist die zarte Stimme von Victoria Dzubenko am Anfang von "Podolyanka". Gerne mehr solcher Ideen. Schön, wenn Paganland den Mut zum Ungewöhnlichen zeigen statt sich in den Genrefans vertrauten Gefilden zu bewegen. Das können sie meinetwegen noch etwas ausbauen.
Doch auch so haben wie es bei "Wind Of Freedom" mit einer gelungenen Scheibe zu tun, die ein wenig frischen Wind aus Osten in den Pagan Metal bringt.
Line-up:
Volodymyr (vocals)
Ruen (keyboards)
Vladislav (guitars)
Stanislav (bass)
Yor (drums)
Guest: Victoria Dzubenko (vocals - #5)
Tracklist |
01:Коло Вiчностi - iнтро / Wheel Of Eternity [intro] (2:37)
02:Тiнi Минулого / Shadows Of The Past (4:41)
03:Сила Духу / Power Of Spirit (5:05)
04:Чорногора / Chornohora (6:44)
05:Подолянка / Podolyanka (4:16)
06:Нiчний лiс / Night Forest (5:25)
07:Тумани i сутiнки / Fogs And Twilights (3:57)
08:Вiтер волi/ Wind Of Freedom (5:00) |
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