Es gibt auf unserem Planeten wohl nur begrenzt inspirierende Fleckchen Land, deren gleiche Anteile von robuster Schönheit und entrückten Naturellen den musischen, zudem kulturpflegenden Duktus seiner Bewohner schon wesentlich geprägt haben.
Lustige Kleiderordnungen sowie bizarre Spielchen unter Männern, Tinnitus-Töne generierende Ziegenhäute und desinfizierende Windhauche edler Whisky-Destillen, sind mit Schottlands National-Mythen ebenso stark verbunden, wie deren unablässiger Drang nach vollendeter Unabhängigkeit.
Einerseits ein Wunsch, welche die historisch gebeutelte Insel, angesichts gescheiterter Abnabelungsversuche in ihrer Umtriebigkeit bestärkte, andererseits eine künstlerische Geisel, blieben doch die Rock'n Roll-erfinderischen Missionen ihrer vergrollten Nachbarn stets allgegenwärtig.
Vom gegenseitigem Befruchten musikalischer Traditionen profitierten jedoch einst schon Mike Oldfields, aus schwungvoller Hochland-Folklore und ausufernden Etno-Prog kreierten Erfolgsrezepturen, oder Beggars Opera von britischen Klassik-Adepten sowie allerlei Bewusstsein vernebelnden Rock-Importen besetzte Schaffenskapitel.
So wagten einst auch die Schotten Pallas jene, von Mainstream-Widerständlern sowie symphonischem Komplex-Rock 'königlicher' Prog-Despoten beeindruckten, überdies von unseligen Plattenbossen verwässerten Angriffe auf Marillions kommerziell vordiktierten und erfolgsgaranten Konsum-Erwartungen.
Ihr perfektionierter, zudem irgendwo zwischen sinfonischem Biedermeier und archaischem Stadion-Rock platzierter Studio-Einstand beschwor somit, ein zwar Fanboni-gehuldigtes, dennoch vorweggenommenes Himmelfahrtskommando.
Mittlerweile ganze drei Jahrzehnte, inklusive längerer Kreativpause sowie Überraschungs-Comeback, später, köchelt die einst 'Graue Eminenz' des wohlkomponierten Bombastes selbstbewusster denn je ihren musikalisch recht eigengeschmacklichen Eintopf.
So entladen sich im verflixten siebenten Machwerk der Aberdeener die hörbar neuerstarkten Dämonen ebenjener vom unverdrossenen Kampf gegen Windmühlen gezeichneten Musikerseelen, ferner noch deren strikter betriebene Inklusion zeitgeistkonformer, dazu Elektro-übermannter, Alternative-Rock-Reizen.
Nach einigen Frontmann-Rochaden scheinen die Protagonisten mit dem, sprichwörtlich aus nachgiebigem Holz-geschnitzten, Rocker-Kehlchen Paul Mackie einen passablen Resonanzraum für ihr virtuos verlötetes Soundgeflecht aus Wucht und kühler Präzision gefunden zu haben.
Schon nach wenigen Hörmomenten offenbaren sich die Qualitäten des unter Eigenregie vollbrachten Brockens, begatten sich auf Bombast-gezeugten Rhythmusunterlagen zuweilen durch melodramatisch aufplusterndes Synthie-Gefrickel und sphärisches, teils Dickbrett-verquicktes, Gitarrenspiel mit reichlich Pathos-ausgeschmückter Sanges-Opulenz.
Damit machen Pallas dem Albumtitel "wirsindwerwirsind" alle Ehre, wurden doch die konzeptionell schulterblickend aufgeladen Prog-Sinfonien, mal abgesehen von maßvoll potenzierten Hardrock-Modernismen sowie leicht düsteren Feldversuchen, wiederum eindrucksvoll zementiert.
Unter handwerklich hochgestreckter Faust und schwergewichtiger Melodramatik geraten Glam- mit Prog Rock-koalierendes wie "Shadow Of The Sun", "Harvest Moon"s gruftig-schauriges Hörkino und "Winter Is Coming"s zerhacktes, jedoch essentiell restauriertes Klassikrock-Gewand, zu großspurigen Statements von längst nicht müden Verfechtern proggistisch kalorienhaltiger Hauptgänge.
Ausnahmslose Verdauungsprobleme dürften somit jene Neoprog-Grundformeln aufbrechenden Riff- und Tasteneskapaden, ferner noch Mackies voluminös begrenztes Wehklagen, beim konsumieren von "Dominion"s megalomanisch arrangierter, zudem Orchestral-Rock-verklumpter Mehlspeise, bereiten.
Im Ganzen gleicht Pallas' schwarmfinanziertes Eigenwerk einem von der progstilistischen Kette genommenen Wonneproppen, zudem bisweilen einem verwurzelten Manifest für den noch immer ungeschwächten Einfallsreichtum progressiver Rocker.
Allen polarisierenden Stimmen sowie gleichgeschalteten Neo Prog-Traditionalisten jedenfalls, welche "Wearewhoweare" als aufgepimpten Größenwahn und Jugend-akquirierende Metal-Anbiederei abstrafen, werfen die Schotten damit ihren Fehdehandschuh in die ausdruckslosen Visagen.
Line-up:
Paul Mackie (vocals)
Graeme Murray (bass, 12-string, taurus pedals, vocals)
Niall Mathewson (guitars)
Ronnie Brown (keyboards, vocals)
Colin Fraser (drums, vocals)
Tracklist |
01:Shadow Of The Sun
02:New Life
03:Harvest Moon
04:And I Wonder Why
05:Dominion
06:Wake Up Call
07:I Cold Blood
08:Winter Is Coming
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