Schlechte Karten für ein Review von jemandem, der den HSV in der Bundesliga für obsolet hält und sich stattdessen lieber den FC St. Pauli zurück ins Oberhaus wünscht... Mit "Hamburg meine Perle" begrüßt Carsten Pape mit seinem Kumpel Lotto King Karl seit ziemlich genau zehn Jahren die Fans des 27-Punkte-Krösus zu jedem Heimspiel. Es sei ihm gegönnt, dass sein neues Album "Die Einsamkeit des Schwimmers" mehr Käufer findet, als der HSV noch Liebhaber hat.
»Fussballerische Freunde feiern hier den HSV, nur den HSV... Lalalaaah-Lalallalaaa-Lalallalaahh...« ("Komm in unsere Mitte")
Schluss jetzt mit den schlechten Scherzen - auf am Boden Liegende tritt man schließlich nicht mehr, politisch völlig unkorrekt, gehört sich nicht!!
Jetzt aber den Spaß endgültig beiseite, denn selbstverständlich hat der Schreiber dieser Zeilen ein Herz... für Minderheiten und ganz besonders für deutschrockende Sänger!
Carsten Pape ist - zumindest im Norden der Republik - fraglos seit Jahrzehnnten eine Institution. Der Riesenhit seiner Band Clowns und Helden, "Ich liebe dich" (1986), wurde von der 'Hitparade im Zett dee Eff' selbst in das Tal der Ahnungslosen transportiert und soll - wie unsereins vom Hörensagen weiß - noch heute ein Renner in manchen Nobel-Diskotheken sein. Als Songschreiber für Universal Music verfasste Pape zudem so manchen Knaller für Uns' Udo, Nena und Peter Maffay, macht mit seinen Feuerbrüdern Entertainment im Hamburger Kammerspiel und auch sonst kann man den 58-jährigen Hanseaten ohne Übertreibung als 'Hansdampf in allen Gassen' bezeichnen.
Gemeinsam mit Christof Osburg bildet Carsten Pape das Duo pape. Seit ihrer ersten Band Zulu kennen die beiden einander. Ein langer, fünfjähriger Weg zeitigte nun das gemeinsame Album "Die Einsamkeit des Schwimmers", dessen Songs mit akribischer Detailversessenheit mindestens fünfmal neu produziert wurden, bis die beiden endgültig von der Qualität überzeugt waren. Als Verstärkung holte man sich die Musikerinnen Katja Rauschenberger und Maja Kim für die Akustikgitarren- bzw. Bassparts ins Studio.
Auch wenn man beim Hören der dreizehn Songs spontan an Sänger wie Heinz-Rudolf Kunze, Klaus Lage oder meinetwegen auch Herbert GrÖnemeyer denken muss, bei pape hat man stets das Gefühl, einer 'gewachsenen' Band zuzuhören - keinem Liedermacher mit Begleitung. Nur das gelegentlich eingesetzte programmierte Drumming hätte man sich wirklich schenken können. Mit einer echten Schießbude wären bspw. - die ansonsten tollen - "Ich bin dagegen" oder "Der Blick aufs Meer" [warum muss ich da nur immer an You Ain't Seen Nothing Yet denken??] zwei Kracher im wahren Wortsinn geworden!
Das gesamte Album ist sehr kompakt und knackig gehalten, alle Songs auf das Wesentliche reduziert worden. Hier klingt alles perfekt durchorganisiert und wohltuend abgestimmt. "Die Einsamkeit des Schwimmers" wird Leuten gefallen, die Musik genau auf diese Art und Weise mögen. Liebhaber von spitzen Ecken und rauen Kanten werden die Scheibe möglicherweise als etwas zu glatt empfinden.
Die Texte erscheinen authentisch, direkt aus Carsten Papes Leben gegriffen. Natürlich bergen solche persönlichen Ansätze so manches 'Glatteis' von Plattitüden, aber diese Gratwanderung gelingt Cartsen Pape weitgehend. Musikalisch finden sich genau die deutschrockigen Ansätze der drei im vorigen Absatz genannten Künstler wieder: Viel eingängiger Rock, gelegentlich etwas ins 'Poppige' abdriftender Zuckerguss und einfühlsames 'Liedermaching' garnieren die insgesamt glaubwürdig-stimmige Melange.
Persönlich finde ich, dass "Die Einsamkeit des Schwimmers" - vielleicht etwas überambitioniert - zu viele Leute 'ins Boot' holen möchte. Möglicherweise hat man ein-, zweimal zu viel (siehe oben) nachproduziert? Fragt hier aber nur ein einsames Fossil, das eher auf die besagten Ecken und Kanten, auf Dreck und Speck steht...
pape werden dessen ungeachtet mit diesem Album sicherlich viel Airplay erzielen und damit einen erfolgreichen Weg einschlagen.
Line-up:
Christof Osburg (Klavier, Chor, Schlagwerk, Steuermann)
Christof Pape (Gesang, Gitarren, Navigator)
Maja Kim (Bass, Smutje)
Katja Rauschenberger (Akustikgitarren, Chor, Ausguck)
Kai-Olaf (Der Schwimmer)
Tracklist |
01:Die Einsamkeit des Schwimmers (3:20)
02:Zwanzig Sommer (3:15)
03:Das Foto (2:57)
04:Der Spielfilm (3:24)
05:Das hat der Norden aus mir gemacht (2:53)
06:Ein Leben lang (2:37)
07:Im Labyrinth (2:20)
08:Es kommt oft über Nacht (3:22)
09:Komm in unsere Mitte (2:43)
10:Ich bin dagegen (2:57)
11:Der Blick aufs Meer (2:48)
12:Jeder auf seine Weise (3:54)
13:Die Zeit wischt die Tränen weg (3:42)
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Externe Links:
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