Paradise Inc. / Time
Time Spielzeit: 53:08
Medium: CD
Label: Avenue Of Allies Music, 2011
Stil: Melodic Hard Rock, AOR

Review vom 23.10.2011


Michael Gindra
Paradise Inc., das ist eine neue brasilianisch-deutsche Formation, die sich dem melodischen Hard Rock im Stile von Bon Jovi, Jaded Heart, Europe, Poison usw. verschrieben haben und so musikalisch den 80er-Jahren frönen. Gut ist allerdings, dass sie die Mode der Hard-Rocker jener Tage (enge Spandex und blondierte Fönfrisuren) nicht in die Jetztzeit beamen. Und hier liegt nun ihr Debüt "Time" vor: ein 53-minütiger Silberling, bei dem auf der europäischen Version noch eine Akustikversion von "Steel Or Stone" draufgepackt wurde (remember MTV Unplugged?), verpackt in einem dem Titel entsprechenden Frontcover.
Aus ursprünglichen Tribute-Bands wurde 2005 die Gruppe Fairoff gegründet und 2007 eine EP mit dem Titel "Out Of Control" veröffentlicht, um nun 2011 endlich ihren ersten Longplayer herauszubringen. Als Frontmann haben sie den deutschen Rock-Shouter Carsten 'Lizard' Schulz (Evidence One, Midnite Club, Ex-Domain, Iain Ashley Hersey) verpflichtet, als zusätzliche Gastmusiker wirken unter anderem der Schotte Doogie White (Rainbow, Cornerstone,
Yngwie Malmsteen, Tank, Demon's Eye) und der italienische Keyboarder Alessandro Del Vecchio (Glenn Hughes, Edge Of Forever, Eden's Curse, Lionville, Shining Line) mit.
Los geht's mit der akustischen Umsetzung des Covers und dem Titel "Time". Ein rhythmisches Uhrticken ertönt, eine markantes Gitarrenriff übernimmt, wenn der Gesang und obendrein noch ein Synthesizer dazu stoßen, wird spätestens beim Refrain "Live And Learn" klar, wohin die Reise geht: direkt in die 80er-Jahre, als Hard Rock-Bands gerne Balladen und radiotaugliche Metal-Schnulzen veröffentlichten und damit die fette Kohle absahnten.
"Close Your Eyes" beginnt mit einem groovigen, asskickin' Bassriff, bevor ich wieder, außer den bereits oben genannten Bands, an solche Helden wie Def Leppard, Pink Cream 69 und Gotthard erinnert werde. Und so geht es Song für Song weiter, wirklich schlecht ist keines der elf Stücke, aber die Rockmusik möchten Paradise Inc. auch nicht revolutionieren. Mancher Schmachtfetzen wird mit einigen Pianotupfern noch ein wenig aufgehübscht und wirkt so manchmal ein bißchen zu zuckrig, zu klebrig. Die kurzen Gitarrensoli setzen meiner Meinung nach zu wenig Akzente, um das ganze Album überhaupt in die Schublade Hard Rock stecken zu können.
Erst im fünften Track zeigt die Band mal etwas Ecken und Kanten, wobei die nervigen Synthesizer hier etwas zu dick aufgetragen wurden. Selbstverständlich muss dem hart rockenden Ausreißer "Wait And See" auf der Stelle eine vom Piano eingeleitete Ballade folgen, bei der mich die leicht rauchige Stimme von Carsten 'Lizard' Schulz sofort an den leider viel zu früh verstorbenen Gotthard-Sänger Steve Lee erinnert.
Die Stücke haben seltsamerweise alle die gleiche Machart, beginnen balladesk, grooven dann im Uptempo irgendwann los, im zweiten Drittel dürfen dann die Gitarristen zeigen, was sie drauf haben und schmachten trotzdem irgendwie dahin. Selbst der aus diversen Bands bekannte schottische Sänger Doogie White vermag im Track "Not in Paradise" keine großartigen Akzente zu setzen.
Und mit dem letzten Liedchen der Scheibe, der Akustikversion von "Steel Or Stone", gehen wir wieder weit in der Zeitgeschichte zurück, in Zeiten, als fast jede zweite Rockband (Poison, Gotthard usw.) ein Unplugged-Konzert geben musste, weil es einfach 'in' war. Für mich persönlich absolut verzichtbar.
Fazit: Ein Album, gemacht entweder für reifere Semester, die ein wenig in ihrer Jugend schwelgen möchten und die eine oder andere Erinnerung an die 80er auskramen möchten oder aber für pubertierende Rockmännchen, die mit diesen durchaus melodischen Halbballaden ein passendes, Rock-affines Weibchen finden möchten und die Angebetete nicht gleich mit allzu metallischen Klängen erschrecken wollen - nicht mehr und nicht weniger.
Line-up:
Carsten 'Lizard' Schulz (lead and backing vocals)
De Grigo (guitars)
Marcos Peres (guitars)
Rick A. (bass)
Allan Juliano (drums)

Guest Musicians:
Alessandro Del Vecchio (keyboards)
Doogie White (vocals #10)
Paul Logue (bass #5)
Luiz Sacoman (final guitar solo on #9)
Nat Lou (female vocals on #11)
Tracklist
01:Time (Live and Learn)
02:Close Your Eyes
03:Who's Fooling Who
04:I Will Wait
05:Wait And See
06:No More Mistakes
07:You
08:Set Me Free
09:Steel Or Stone
10:Not In Paradise
11:Steel Or Stone (Acoustic Version - European Bonustrack)
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