Angesichts des Bandnamens kommt einem unweigerlich dieser blöde Reim aus Kindertagen in den Sinn: »Pardauz - da lag er auf der Schnauz'« - man kann sich kaum dagegen wehren. Doch Schadenfreude ist fehl am Platz: Pardauz haben sich mit ihrem Debütalbum "Dreizehn" keineswegs auf die Fresse gelegt! Wenn man den Namen als das Geräusch versteht, das beim heftigen Zusammenstoß mitten im wildesten Pogotanz entsteht, kommt man den fünf Jungs aus Kölle schon eher auf die Spur.
Musik wie Texte gehen gleichermaßen voll auf die Zwölf - mit anderen Worten: »Pardauz!!!« Musikalisch entpuppt sich das schnell als eine muntere Mischung aus ganz viel Punk mit Hard Rock und Metal versetzt. Auch wenn sich textlich vieles um Spaßhaben bei reichlichem Bierkonsum dreht, so lässt es Pardauz zwischendrin nicht an Tiefgang und vor allem Gesellschaftskritik vermissen. Ganz wichtig, denn die Unmengen von Spaß- und Modepunks haben (meiner unmaßgeblichen Meinung nach) nie verstanden, dass Punk stets politisch, wenn auch ohne den moralinsauren, erhobenen Zeigefinger, war und ist! Pardauz texten klar, ohne Umschweife direkt, oftmals sehr persönlich, lassen aber auch eine gewisse Portion Ironie nicht vermissen. Meine Lebenswirklichkeit ist das nicht (mehr) - ich eiere beim Hören irgendwo zwischen »Mann, bist Du alt geworden« und »Gott sei Dank hab ich diese Phasen schon hinter mir« herum. ;-)
Mein seit Jahrzehnten geliebter Deutschrock wird seit längerem von merkwürdigen Gestalten unterwandert. Dieser nationalpatriotische Quark geht Pardauz glücklicherweise völlig ab. "Reisen" - nebenbei bemerkt: eine wunderschöne Komposition - zeugt von weltoffener Neugier, die überaus sympathisch bei mir ankommt. "Lieber Freund" verbindet feinsten Rasta-Gras-da-Reggae mit fröhlichem Punk zum Mitträllern. Das balladesk beginnende "Schmeiss das Geld zum Fenster raus" nimmt unverhohlen die Generation 'Raffke' aufs Korn - fast schon etwas zu nachsichtig. Da hätte etwas mehr 'Gift' gewiss nicht geschadet.
"Dreizehn" steigert sich musikalisch im Verlauf ganz erheblich. Die letzten vier Songs schreien geradezu »MEHR!!« Pardauz lösen sich hierbei etwas von den knackig-kompakten Strukturen und eröffnen dadurch größere Spielräume in den Arrangements von "Liebe schenken" und "Herzen müssen brennen". Der abschließende Titelsong entpuppt sich sogar als ultraschwerer Heavy-Rocker, der einem abwechselnd in die Magengrube und den Arsch tritt - geile Nummer!
"Sommertagstraum" fällt gegenüber den anderen zwölf Songs völlig aus dem Rahmen. Ein richtig hübscher Rocker mit deutlicher Pop-Attitüde, wie geschaffen als Single fürs Qualitätsradio. Allerdings erst im Frühsommer - bei Schnee und Eis macht's sonst vielleicht »Pardauz«...
Gleich mit ihrem Debüt können die Kölner mit einer erfrischenden Mixtur aus Deutschrock und Punk überzeugen - handgemacht, ehrlich, mit Ecken und Kanten. Sicherlich ist noch Luft nach oben - das muss bei einer Debütscheibe auch so sein. "Dreizehn" macht schon mal Spaß, wir werden aber wohl noch so einiges von Pardauz zu hören bekommen.
Line-up:
Sebastian Herrmann (Gesang)
Patrick Herrmann (Gitarre)
Dieter Molenda (Trommeln)
Michael Thomys (Bass)
Peter Wieland (Gitarre)
Tracklist |
01:E-Song(5:18)
02:Das Lied von dem Typen (2:26)
03:Reisen (3:02)
04:Lieber Freund (2:45)
05:Freitag (3:03)
06:Bleichzeit (3:22)
07:Schmeiss das Geld zum Fenster raus (3:28)
08:Internet (2:23)
09:Viele schöne Dinge (2:15)
10:Liebe schenken (4:13)
11:Sommertagstraum (3:03)
12:Herzen müssen brennen (4:45)
13:Dreizehn (4:30)
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