Ah, eine Band, die man aus dem Campusradio kennt. Zumindest wenn man ein gutes Campusradio hat. Denn das hier ist eine gute Band.
Den Humor, der hier an den Tag gelegt wird, merkt man schon der Bandinfo an, doch was interessiert, ist die Musik. Und um es gleich vorwegzunehmen: Hier erwartet einen Mando Diao-mäßige Indierock-Schrammelpop-Musik.
Das ganze hat einen recht deutlichen englisch/schwedischen Einfluss, und so konnte man sich wohl auch den Wortwitz mit dem Albumtitel nicht verkneifen. Ist zwar nicht zu hundert Prozent mein Humor, aber lustig geht es dann ja mit Songtiteln wie "My Guitar Has Caught A Cold" weiter. Also hören wir endlich richtig rein. Gitarren, Bass, Schlagzeug, ein wenig Mundharmonika, und natürlich der Gesang. Das sind die Standardzutaten, die schon recht lange in dieser Musikrichtung gut funktionieren und das tun sie auch hier wieder einmal. Womit wir gleichzeitig bei der größten Stärke, aber auch Schwäche des Albums wären: Man kennt das alles irgendwie halt schon. Dieses Album ist konstant OK, bietet aber weder Neues, noch große Abwechslung.
Das Intro der knapp 37 Minuten stellt "Yours / Mine" dar. Ich weiß zwar nicht, ob es so intendiert war, aber die Stereogitarren zu Beginn des Stücks unterstreichen den Titel sehr schön. Da hab ich mich schon auf Mehr von dieser Band gefreut, die es scheinbar so einfach, wie auch elegant versteht, den Text passend mit der Musik zu untermalen. Irgendwie geht es dann im Lied aber nicht so weiter.
Dafür bekommt man einen guten Eindruck darvon, was einen im folgenden erwartet. Das wäre, neben Mando Diao und auch eine gewisse Portion Oasis. Würden Oasis aus Schweden kommen und ebenfalls leicht undeutlich singen wie Mando Diao, dann würden sie wohl Pardon Ms. Arden heißen.
Weiter geht es ein wenig schneller. "Disco Queen", die erste Single des Albums, ist durch und durch tanzbar. Das Lied wirkt wie gemacht, um die Menge anzuheizen und die schönen Frauen auf die Tanzfläche zu locken. Die weniger Schönen, die vielleicht am Rand stehen bleiben, werden sich genauso erfreuen können, denn auch wenn man sich nicht dazu bewegt, so reisst einen das Stück innerlich schon ein wenig mit. Na gut, was soll man sonst auch schon von einem Song mit diesem Titel erwarten? Anforderungen also erfüllt? Zu vollster Zufriedenheit, Ms. Arden.
Textlich bewegt sich die Platte in eher seichteren Gewässern. Auch das ist nichts Ungewöhnliches für dieses Genre. Manchmal ist es aber doch ein bisschen zu platt.
Andere Tracks wiederum, wie das schon erwähnte "My Guitar Has Caught A Cold", bergen durchaus einen gewissen lyrischen Hintergrund, der entdeckt werden möchte. Hat man dazu keine Lust, wird dies ohne weiteres verziehen und weitergerockt. Eindeutig der nächste Singlekandidat, möchte ich meinen. Denn auch hier ist das Tanzpotenzial nicht nur gegeben, sondern dermaßen hoch, dass ich es mir wirklich gut in einer Disko vorstellen kann. Und dann doch noch eine kleine Überraschung: Nach popformatigen 2:30 Minuten eine nette kleine Akustikpassage, in der man sich noch mal nahe an den Menschen drängen kann, dessen Schweiß man gerne riechen würde - und schon geht's ab zum Finale. Wer jetzt noch sitzen bleibt, der wurde wohl schon beim Schulball in der dritten Klasse nie aufgefordert. Daran kann die Musik auch nicht mehr viel ändern.
Der Rest der Songs dümpelt dann leider eher im alternativen Mittelfeld herum. Halt nicht wirklich klasse, aber durchaus hörenswert.
Wie nicht anders zu erwarten bewegt sich auch vom musikalischen Anspruch her nicht viel. Klar, solche Bands schrammeln halt ihre Akkorde runter und gut ist's. Manchmal beschleicht zumindest mich aber doch der Wunsch, mal ein bisschen was ausgefeilteres zu hören. Leider kann man schlecht einschätzen, ob die Band es einfach nicht besser kann, oder der Produzent abgewinkt hat, um die Zielgruppe nicht zu vergraulen. Gäbe es ein Songbook zum Nachspielen dieser Songs, würde das wohl eher in der Kategorie für die Anfänger landen.
Aber gut, auch von Mando Diao hört man des öfteren, dass sie erst auf ihrer ersten großen Tour gelernt haben, richtig Gitarre zu spielen. Ich kann mich jedoch nicht dem Gedanken erwehren, dass sich Tom Arden, seines Zeichens Bassist bei Pardon Ms. Arden, recht stark langweilen muss. Erstens darf er nicht gerade viel spielen, zweitens beschränkt sich diese rare Zeit meist auf das runterspielen der Grundtöne. Lichtblicke sind hier Walkingbass-Lines und der Beginn des Songs "The Ballad Of True Mates". Auch gitarren- sowie schlagzeugtechnisch geht es hier wohl eher nach dem Motto: 'Nichts Schwieriges spielen, denn sonst habe ich auf der Bühne nicht genug Zeit für die Performance'.
Kann man auch durchaus vertreten, diese Einstellung. Jedoch sollte man es nicht wagen, mit dieser CD bei einem Gesangslehrer vorstellig zu werden. Da würde man wohl gesagt bekommen: »Junge, hör dir das bloß nicht zu oft an, sonst singst du auch noch eines Tages so unverständlich«.
Auch vom Mix her ist die CD doch sehr auf tanzbaren Indierock geeicht. Hier wurde nicht lange probiert, hier wurde nicht experimentiert, hier wurde einfach in eher kurzer Zeit ein möglichst anständiges Album gezimmert. Das ist zwar gelungen, doch ist nichts entstanden, bei dem man sich jedesmal, bevor man die CD einlegt, schon auf den Sound freut, der einem da gleich entgegen kommen wird. Das Schlagzeug klingt meiner Meinung nach ein wenig nach stiefmütterlicher Behandlung, der Gesang hingegen ist sehr präsent und wirklich gut gemischt. Der Bass bleibt nahezu gänzlich im Hintergrund zurück, was besonders verwundert, wenn man im Booklet einen Thunderbird gezeigt bekommt - aber ich drifte ab. Aufgenommen wurde im Zorn Studio und im Telstar Studio. Gerade von letztem kann man einiges erwarten, stehen auf der Referenz-Liste doch Namen wie Arctic Monkeys oder Jet. Man könnte das Resultat als ein wenig inhomogen bezeichnen, was allerdings auch nur auffällt, wenn man wirklich auf so etwas achtet.
Wo wir schonmal beim Booklet wären, sagen wir es mal möglichst diplomatisch: Dieses wird wohl nicht beiden Geschlechtern gleich zusagen. Die Austin Powers 60's Schriftart ist ja noch geil, aber die ganzen Blümchen, naja. Ich hatte jetzt nach Anblick des Covers eher etwas in Richtung Virgina Jetzt! erwartet. Und wer weiß: Vielleicht ist genau das die Richtung, in die die Marketingstrategie laufen soll. Innen im Booklet sieht man sie dann erneut: Das etwas gewöhnungsbedürftige Blumenmeer, das es so auch schon mal irgendwo in längst vergessener Zeit als Tapete gegeben haben muss. Immerhin gibt es noch nette Fotos der Bandmitglieder und deren Instrumente zu sehen. Gefällt mir persönlich schon wieder besser. Und was fällt uns noch so auf? Ach richtig. Pardon Ms. Arden machen einen auf Ramones und heißen alle Arden mit Nachnamen.
Fragt man sich nur, wieso dann im Booklet nicht nur einer Mutter gedankt wird. Quasi der Ms. Arden. Aber Witze muss man ja nun auch nicht überstrapazieren.
Was bleibt, ist ein sowohl handwerklich als auch musikalisch gut gemachtes Album mit klaren Strukturen. Hier weiß jeder was er hat; den einen wird es freuen, dem anderen könnte es doch ein wenig zu langweilig sein. Wer auf die alten Mando Diao-Scheiben, Powerpop im allgemeinen oder Scheiben mit leichter Oasis-Inspiration steht, der ist hier goldrichtig. Man muss jedoch auch sagen, dass sich die CD schnell abnutzt. Man entdeckt bei wiederholtem Hören wenig Neues, kann die Scheibe jedoch schnell wieder neu entdecken, wenn man sie eine Zeit lang nicht im Player hatte. Das nennt man dann wohl eingängig oder Ohrwurmcharakter.
Ein Anhören ist die Scheibe allemal Wert, jedoch muss man schon wirklicher Freund des Genres sein oder gerne mal Deutschland statt United Kingdom oder Schweden und Konsorten bereichern wollen, um dieses Indiepop-Kleinod kaufen zu wollen.
Am besten: Nach einigen Wochen nochmal reinhören.
Tracklist |
01:Yours / Mine
02:Disco Queen
03:Catherine
04:Do It All Again
05:My Guitar Has Caught A Cold
06:She
07:Mr. Gibson Ain't That Nice
08:Down The Street
09:The Ballad Of True Mates
10:Believe In You
11:What Went Wrong
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