So, CD eingelegt, mal hören was da kommt... Plötzlich ein Blitz, ein Wirbel aus Licht und Farben, und Zack! Ich bin wieder im Jahre 1995 angekommen.
So, oder so ähnlich kam es mir wirklich vor, als ich die Neue von Parity Boot zum ersten Mal hörte, denn die Musik, die die Kerle hier fabrizieren klingt wie Mitte der Neunziger - eine Zeit, als Bands wie Fear Factory, Strapping Young Lad und Konsorten gerade ihren Höhenflug hatten.
Gerade letztgenannte haben es der Mannschaft um Bandgründer Mathias sehr angetan, denn von Anfang an hat man das Gefühl, man höre eine verschollenes SYL-Album - Gesang, wie auch Musik der Deutschen klingt verdammt nach den großen kanadischen Vorbildern.
Wobei allerdings auch ein paar Synthie-Effekte von der 'Angst Fabrik' ausgeliehen wurden, speziell beim ersten Song, dem Titellied, hat es doch frappierende Ähnlichkeit mit den Yankees.
Besonders die Stimme klingt über weite Strecken verdammt nach Devin Townsend, immerhin eine Leistung, denn Heavy Devy verfügt schon über ein enormes Klangspektrum und Sänger Mathias gelingt es vortrefflich, auf seinen Spuren zu wandeln.
Als wirklich gelungen muss man "Stare And Burn" hervorheben, das mit einem tollen Chorus, und einer bombastischen Atmosphäre aufwarten kann. Hier stimmt alles, von den mit Doublebass untermalten Gitarrenwänden bis hin zur Melodie, ein echter Industrial-Koloss. Der Rest fällt dagegen doch ein wenig ab, zuviel wurde hier zusammen geklaut, wenig was man nicht schon auf Fear Factorys "Demanufacture" oder SYLs "City" gehört hat.
Und das ist die Krux: Wären Parity Boot vor, ich sage mal fünfzehn Jahren auf der Bildfläche mit ihrem Debüt aufgetaucht, sie könnten einen enormen Stellenwert in der Industrial-Szene innehaben.
Klar freut man sich als Fan von FF und SYL über das Debüt der Burschen, aber mal ehrlich, diejenigen, die damals schon der geräuschvollen Seite des Metals gelauscht haben, brauchen eine Neuauflage besagter Bands nicht unbedingt, und diejenigen, die "Into Nothing" erst kennen lernen, denen dürfte das Gehörte zu altbacken klingen.
Denn Industrial, wie wir ihn hier zu hören bekommen, war genau einem Zeitabschnitt verpflichtet und verbunden, und Fakt ist, das Lebensgefühl von damals kann man nicht zurückholen oder wieder reproduzieren. Einzig im Thrash ist dieses Experiment erfolgreich gelungen, dieser war aber nicht so zeitabhängig wie Industrial. Hhm, schon merkwürdig, dass, was auf einer Seite klappt, auf der anderen in die Hose gehen kann.
Es tut mir immer wieder leid, wenn ich solche Kritiken schreiben muss, denn schlecht ist "Into Nothing" nicht, und Fans von FF und SYL sollten auch mal ein Ohr riskieren, denn die Platte weist eine ordentliche Produktion und auch gute Songs auf, sogar einen echten Knaller: "Stare And Burn", nur Innovativ ist halt anders.
"Into Nothing" wird mit Sicherheit seine Käufer finden, und Parity Boot sollten auch weiter mit dem Feuereifer weitermachen, den sie an den Tag legen, immerhin haben sie schon vor ihrem Erstling eine Demo-CD, sowie eine EP, und eine Live-CD in Eigenregie veröffentlicht, nur sollten sie nicht soo sehr nach ihren Vorbildern schielen, und mehr eigenes ausprobieren, das Potenzial dazu haben sie.
Nicht unerwähnt bleiben soll das phantastisch animierte Video zu "Into Nothing", das die Abschlussarbeit von Gitarrist Eike im Rahmen seines Grafikdesignstudiums ist.
So, CD raus, Zack! Da ist wieder der Lichtblitz, der mich ins Jahr 2009 zurück bringt…
Line-up:
Mathias Riediger (guitar, synth, vocals)
Jörg Hannebohm (bass, vocals)
Eike Braselmann (guitar)
Dominik Wegmann (drums)
Tracklist |
01:Into Nothing
02:Sickness
03:UntilWe're Stong
04:Pride
05:The Void
06:Dying Here
07:No More Lies
08:Fail
09:All Is Gray
10:Stare and Burn
Bonus Video:
Into Nothing
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