Bei einem Bandnamen wie Parzival und einem Plattentitel wie "Urheimat" muss ich sofort an drei Dinge denken. Erstens an die germanische Klassik des Herrn Richard Wagner und seine düsteren Werke. Zweitens an den tragischen Helden Parsifal aus dem erweitertem Umfeld der Artus-Sage. Drittens bleiben bei mir immer etwas gemischte Gefühle, wenn auf Fotos mit Herrenmenschen-Ästhetik jongliert bzw. kokettiert wird. Ich hoffe doch, dass das dritte nur ein Aufhänger ist und bleibt und nicht mehr dahinter steckt!
Bei Musik, wie sie die vier Herren aus Dänemark fabrizieren hab ich irgendwie immer das latente Bedürfnis stramm zu stehen, die Hände an der Hosennaht und die Augen geradeaus, Haltung anzunehmen. Kalt, martialisch, ja irgendwie militärisch dröhnt die Musik der Russen.
Hä? Russen??? Hieß es eben nicht noch Dänen? Ja, ja, Russen, allerdings nach Dänemark ausgewandert. Und um das Ganze noch etwas mehr Richtung Verwirrspiel gleiten zu lassen, die Burschen singen auf, ACHTUNG!!! Deutsch! Jawohl! Und das schon seit 1999 bzw. inklusive des aktuellen Tonträgers, auf sechs CDs.
Obwohl ich zugeben muss, dass das Verstehen des Gesanges doch ein recht schwieriges Unterfangen ist. Denn Sänger Dimitrij Bablevskij, oder in diesem Falle sollte man es eher Sprecher nennen, grummelt in so einer tiefen Tonlage, dass man ihn sehr schlecht versteht. Erschwerend kommt hinzu, dass durch die russische Phrasierung der deutschen Texte auch nur manches wirklich als Deutsch zu erkennen ist.
Leider, denn die CD soll wohl ein Konzept über die sogenannte Urheimat sein, ein Begriff der die zentrale Herkunft erklärt, in dem eine bestimmte, meist ebenfalls erschlossene Protosprache, also die gemeinsame Urform einer Sprachfamilie, gesprochen wurde. Im weiteren Sinne versteht man unter Urheimat das Herkunftsgebiet historisch belegter oder noch existierender Völker oder Volksgruppen.
Aber aus den Songtiteln (leider liegen mir keine Texte vor) kann man schlecht Rückschlüsse erahnen.
Aber zur Musik selbst: Wie schon oben erwähnt, tönt diese recht maschinell aus der Anlage, bewegt sich in der Schnittmenge von Laibach und Rammstein, weiß anfangs zu gefallen, bringt allerdings in der Mitte des Silberlings einige Langweiler hervor. So sehr der Beginn von "Urheimat" einen fesselt und überwältigt, so sehr gleitet spätestens beim vierten Song der Hörer in Langeweile ab. Schade, denn zum Ende hin weiß die Multikultitruppe wieder zwingendere Mucke zu machen.
Okay, bei einer Spielzeit von fünfzig Minuten sind ja noch genug gute Songs auf "Urheimat", und wer weiß, vielleicht sind es gerade die Lieder, die anderen gefallen, die ich als langweilig bzw. belanglos einstufe.
Mir persönlich sind da alte Ministry, Nitzer Ebb oder Front 242 bzw. Laibach lieber, weil diese Bands doch das Original sind und bleiben. Wer aber was Neues sucht, oder allgemein eine Faszination für solche Bands hegt, sollte die Herren mal antesten.
Line-up:
Dimitrij Bablevskij (vocals, programming, keyboards)
Tim Mogensen (bass, guitars, keyboards)
Oleg Naumov (drums, percussion)
Michael Hedelain (percussion, keyboards)
Tracklist |
01:Zeit O
02:Urheimat
03:Nach Nord
04:Sei bereit
05:Peitsche und Zuckerbrot
06:Der Geist des Barons
07:Leben ist Fabrik
08:Die große Schau
09:Der Anilingürtel
10:Der Aarn
11:Der Blasebalg
12:Elektrisches Vorspiel
13:Die spröde Welt
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