Stephan Imobersteg & Patina / For So Long
For So Long Spielzeit: 50:49
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2013
Stil: Bluesadelic Folk Rock

Review vom 17.02.2014


Jochen v. Arnim
Etwas spärlich kam kürzlich die CD von Patina, oder vollständig und richtig Stephan Imobersteg & Patina, ins Haus geflattert: eine Einladung zur Release-Party im DIN A6-Format und die CD im durchaus ansprechenden Digipak. Leider keine Info zum Wer oder Was oder Wie oder vielleicht sogar Warum. Auch das Netz bietet nicht so richtig das volle Info-Programm, lediglich ein paar knappe Sätze bei Facebook oder auf der Bandseite im Biographie-Abschnitt.
Ein schweizerisches Trio ist es, soviel ist klar, das unter dem Zepter des Sängers Stephan Imobersteg gemeinsam musiziert. Neben seinen Stimmbändern beansprucht er auch noch die Gitarre und die Harmonica. Seine Weggefährten Reto Wittwer und Jean Claude Reusser zeichnen für Bass und Schlagzeug verantwortlich. Nun ja, mehr braucht es im Grunde auch nicht, um zünftige Musik machen zu können. Und diese zünftige Musik haben die drei Eidgenossen nun in Silber gebrannt und das ganze Spiel "For So Long" genannt.
Fünfzig Minuten Mucke aus dem Alpenland gibt der Silberling her, aber er klingt gar nicht nach Alpen und Hörnern und Talerschwingen. Denn was da schon mit den ersten Tönen des Openers namens "One Man Show" aus den Boxen dröhnt, das können wir problemlos auch irgendwo jenseits des großen Meeres finden. Das ist Country, das ist Blues, das ist Folk, das ist Rock - und das ist gut!
Takt, Stimmung und Geschwindigkeit lassen den Hörer nicht stillsitzen, dazu geht es doch zu aufregend in die Gehörgänge, egal bei welchem Track. Manchmal fast so aufregend, wie man es von den Iren von U2 gewohnt ist. Paradebeispiel dazu ist "Where's The Glory", das mehr als augenscheinlich durch Melodieführung, Gitarrenpart und auch wenig den Gesang an jene große Kollegen erinnert.
"For So Long" ist dagegen ein schöner Country-Rocker, nicht klassische Cowboy-Musik, eher ein wenig aus der Alternative-Richtung rockend. Ganz anders, als es das an späterer Stelle aus den Speakern rock'n'rollende Country-Stück macht, schön fetzig mit Blues Harp und mächtig Rhythmus.
"Lean" folgt im unmittelbaren Anschluss an erstgenannten Song mit schönen Entlehnungen aus dem Delta-Blues abermals gepaart mit intensiver Blues Harp - für mich eines der schönsten Stücke des Albums.
Ganz slow und gefühlvoll kommt etwas später dann "It's All A Question Of The Time", konzentriert sich auf akustische Gitarre und Gesang, ab und zu von pointierten Rhythmuselementen aufgepeppt.
Was die drei Herren auf den bereits genannten und den noch folgenden Stücken mit ihren Instrumenten zu intonieren wissen, macht schon viel Spaß. Besonders gefallen die Einlagen auf der Slide-Gitarre, wie z. B. bei dem in Teilen etwas abgedrehten Stück "Postman". Da kommen zwischendurch irgendwelche psychedelischen Klangsamples aus den Speakern, unterlagern den Gesang und den ganz reduzierten Drum-Rhythmus, bevor der Song in einem fulminanten Ende gipfelt.
Eine gelungene Scheibe, die gerade auch von der Vielfalt der Ingredienzien lebt, ohne dabei ungar zu wirken, weil zu viel Stilmix entstanden ist. Ganz im Gegenteil, das hört sich richtig prima an und birgt zudem einen weiteren Vorteil in sich: Mit jedem Durchlauf entdeckt der Hörer immer noch ein Quäntchen mehr.
Schade, im September waren sie in Aachen, aber da hatte ich Patina leider noch nicht auf dem Radar…
Line-up:
Stephan Imobersteg (vocals, guitar, harmonica)
Reto Wittwer (bass)
Jean Claude Reusser (drums)
Tracklist
01:One Man Show
02:I Will Smile When I'm Gone
03:Where's The Glory
04:For So Long
05:Lean
06:I Am I Am
07:It's All A Question Of The Time
08:Can You Hear That Shout
09:Let It Flow
10:Postman
11:Romeo Is Dead
12:Jailtrain
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