Patria / Individualism
Individualism Spielzeit: 42:17
Medium: CD
Label: Indie Recordings, 2014
Stil: Black Metal

Review vom 03.06.2014


Andrea Groh
So kann man sich täuschen: Beim Hören von Patrias neuer CD "Individualism" hätte ich schwören können, es mit einer schwedischen Band zu tun zu haben. Falsch. Es stecken zwei Brasilianer dahinter (Triumphsword und Mantus), die auch in etlichen anderen Bands aktiv waren/sind - eine Liste erspare ich mir (zu schreiben) und für die Leser zu lesen...
Dennoch hatten die zwei Zeit, 2008 zudem noch Patria zu gründen und seither vier EPs/Single/Split-CD und vier normale CDs ("Hymns Of Victory And Death", "Sovereign Misanthrophy", "Liturga Haresis" und "Nihil Est Monastica") herauszubringen. Wobei Triumphsword für die Vocals sorgt und Mantus im Studio alle Instrumente spielt. Das komplette (Live) Line-up besteht derzeit aus fünf Musikern.
"Individualism" von 2014 ist also die fünfte normale CD bzw., zählt man die EPs etc. und das Demo mit, die zehnte Veröffentlichung. Was sie bisher mit anderen Bands gemacht haben, zähle ich hier noch gar mal nicht mit. Fleißige Kerle also, die sich dadurch schon einiges an (musikalischer) Erfahrung erspielt haben. Was auch deutlich zu hören ist, alles ist sehr flüssig und kompetent gespielt. Die Produktion von Øystein G. Brun (Borknagar, Cronian) verpasst der Musik den passenden Sound und sorgt dafür, dass alles gut zu hören ist.
Klingt doch alles gut? Ja, aber vielleicht schon ein wenig zu gut, zu perfekt.
Doch schauen und hören wir uns "Individualism" erst einmal näher an. Beim Titellied handelt es sich um ein Intro mit unter anderem sakralen Chören. Hat was. Passend dazu steht im Booklet die Zeile »Abandon all hope, you who enter« (Dante Alighieri).
Als dann die eigentliche Musik einsetzt, ist diese bei weitem nicht so düster, wie man vielleicht erwarten könnte.
Aus den Boxen dringt vielmehr melodischer Black Metal schwedischer Machart, der beispielsweise Dissection-Fans gefallen dürfte. Das fordert natürlich einiges an spieltechnischem Können - und die Brasilianer zeigen, dass sie dieser Aufgabe gewachsen sind. Das Material kommt locker und flüssig, kombiniert geschickt Harmonie und relativ flottes Tempo (Blast-Attacken sind keine vorhanden). Wenn die leicht keifige Stimme schweigt, ist Platz für schöne Gitarrenleads.
Die Songs sind clever arrangiert, auch wenn sie nicht unbedingt etwas Neues bieten, lassen sie sich gut anhören.
Es gibt noch zwei Mal nette Auflockerungen in Form von Instrumentalstücken, nämlich "Epiphany" und den Rauswerfer "Requiem For The Ego", dem wiederum ein Satz aus der "Göttlichen Komödie" im Textblatt zugeordnet ist: »I came into a place void of all light.«
Eine runde und gelungene Sache also? Kommen wir zum Kritikpunkt: "Individualism" fehlt ein wenig das, was der Titel besagt, nämlich Individualität. Das ist schon etwas schade, denn wir haben es hier mit talentierten Musikern zu tun. Dennoch habe ich den Eindruck, dass diese einfach zu viel machen, in zu vielen Projekten aktiv sind, statt ihr Können zu fokussieren und eine richtige Hammerscheibe herauszubringen.
Line-up:
Triumphsword (vocals)
Mantus (guitars [live] / all instruments [Studio])

Live Musicians:
Igniis Inferniis (guitar)
WS Vulkan (bass)
Abyssius (drums)
Tracklist
01:Individualism (0:36)
02:Blood Storm Prophecy (4:41)
03:Uncrowned God Of Light (3:49)
04:Outrage (5:12)
05:Orphan Of Emptiness (4:59)
06:Far Beyond The Scorn (4:36)
07:Catharsis (4:48)
08:Epiphany (1:53)
09:Your Rotten Heart Dies Now (4:26)
10:God's Entombment (4:18)
11:Requiem For The Ego (2.29)
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