P-A-U-L / Gunshot Lullaby
ghost_lullaby Spielzeit: 45:03
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2010
Stil: Blues Rock

Review vom 11.07.2010


Mike Kempf
Wer? P-A-U-L? da fällt mir spontan mein Lieblingssong von den Ärzten, "Paul" ein, mit folgender Textpassage: »Paule heißt er und ist Bademeister…«. Nun hat die vorliegende Tonkonserve "Gunshot Lullaby" so wenig mit der Berliner Deutsch Rock-Band gemeinsam, wie Heino mit den Sex Pistols. Zum einen bietet die aktuelle Platte eine zehnköpfiges Line-up auf und zum anderen recht heftigen Blues Rock. P-A-U-L bedeutet nichts anderes als der erste Teil seines kompletten Namens: Paul Andrew Ulysses Lamb.
Das Album beginnt eigentlich erst nach dem kurzen Intro "And So It Begins" mit Song Nummer zwei "Our Bullets Will Be Fairytales". Hier gibt's erste anspruchsvolle Gitarrenläufe auf die Lauscher, die zum Ende mit einem, zumindest für meine Ohren, störenden Refraingesang auslaufen. Richtig krass kommt das Refraingelabber bei "Our Bullets Will Be Fairytales" rüber und lässt die guten Instrumentalisten einfach untergehen.
Da lob ich mir das folgende "Martyred Eyes". Hier besticht der rauchige Gesang von Paul Lamb, tolle Keyboards, scharfe Gitarrenklänge und einprägsame Melodie. Mit "I Will Never Tell" habe ich nun meinen ersten Anspieltipp parat! Paul, der seine Stimme sehr rockig einsetzt, dazu ein schroffer rhythmischer Gitarrenteppich, auf dem sich die Lead-Klampfe prächtig austobt, sind die herausragenden Merkmale, die mich das Teil fett unterstreichen lassen! Das nächste Stück, Titeltrack "Gunshot Lullaby", verdient auch die Nominierung zum Song des Albums. Eine nette Rockballade, schön anzuhören ohne dass die Band nun was ganz Irres für die Nachwelt hinterlassen hat. "Detroit Is On Fire" empfehle ich als dritte Hörprobe! Hier geht's schon fast in den Hard Rock-Bereich, wird mit tollen Rhythmuswechseln garniert und hinterlässt mehrere erstklassige Gitarren-Soli! Der Song könnte sich zu einem richtigen Kracher entwickeln, wenn nicht schon wieder so ein langgezogener Refrain vom eigentlichen Können der Instrumentalisten zu sehr ablenken würde.
"Mercy Kissin'" hört sich anfänglich auch nicht schlecht an, bis mir - und nun reicht's mir bald - ein echt störendes, immer wiederholenden Refraingeheule gewaltig auf den Zünder geht! Mir würde der Silberling wesentlich besser bekommen, wenn sie einfach mehr die Gitarren hätten sprechen lassen, denn diese werden auf hohem Niveau eingesetzt. Ah! Bei "At The Revolution" bekommt der Konsument gar Slide-Einlagen zu hören, allerdings nur für 57 Sekunden. Schade, davon hätte ich gern mehr aufgesogen! Mit "Rattlesnakes And Butterflies" höre ich in knapp fünf Minuten meinen Favoriten des Silberlings! Erstklassiger Blues Rock mir hochwertigen Gitarrensoli und Pauls Textpassagen, die wie der Deckel auf den Topf passen, lassen das Stück mächtig abgrooven! Klasse! Dafür gibt's einen Bonuspunkt!
Die restlichen zehn Minuten haben sie auf die Finaltracks "Diamonds For Coal" und "Behind The Brothel" verteilt. Während vorletzter weder sonderlich heraus sticht noch extrem abfällt, findet "Behind The Brothel" zunächst meine ganze Aufmerksamkeit! Hier haben sie den Blues mit Saxofon und Congas gewürzt und der Track wirkt schon fast wie zukunftsorientierter Blues! Der Song sitzt, wirkt sehr anspruchsvoll und es gäbe eigentlich nichts zu meckern. Wenn nicht zum Ende hin schon wieder so ein nervenraubendes Refrain-Gospel-Gejammer einem, in Form eines ständigen »Hey, Hey…«, die letzen Freuden des Zuhörens rauben würde. So bin ich diesmal wirklich zwiegespalten: Tolle Instrumentalisten erschaffen ein passables Fundament, auf dem leider, durch o.g. Refrain, nur ein bescheidenes Einfamilienhaus gebaut wurde. Dabei hätte der Unterbau locker ein paar Etagen mehr vertragen können. Für ein Hochhaus hätte es aber nicht gereicht! Auch wenn es zum Teil recht ansprechend zugeht, handelt es sich hierbei nur um gute Durchschnittsware.
Line-up:
Paul Andrew Ulysses Lamb (vocals, bass, drums)
Eric Hoegemeyer (drums, B3, percussion)
Paul Randolph (bass)
Charles Weldon Hughes (B3, Fender Rhodes, Clavinet, Moog)
Angelica Moross (backing vocals)
Therese Rose (backing vocals)
Elisabeth 'Cupcake' Mackinder (backing vocals)
Layla Hall (backing vocals, congas #12)
Dan Haddad (flute, saxophone #12)
Phil Durr (guitar #12)
Tracklist
01:And So It Begins
02:Our Bullets Will Be Fairytales
03:I Ain't Givin' You Up
04:Martyred Eyes
05:I Will Never Tell
06:Gunshot Lullaby
07:Detroit Is On Fire
08:Mercy Kissin'
09:At The Revolution
10:Rattkesnakes And Butterflies
11:Diamonds For Coal
12:Behind The Brothel
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