Spielzeit: 45:04 Medium: CD Label: Eigenproduktion, 2009 Stil: Folk, Singer/Songwriter Review vom 27.08.2009 Wolfgang Giese

Paul O'Brien ist Ire und lebt derzeit in Kanada, genauer gesagt, seit 2004. Dort arbeitete er zunächst als Lehrer. Diese Stelle wandelte er bald in einen Teilzeitjob um, weil er nach ausgiebigem Kontakt mit der dortigen Musikszene genau dorthin wieder zurückkehrte.

"Plastic" ist nach "Take A Chance" (1998) und "Sacred Lines" (2005) ein weiteres Album, allerdings hatte er, als er noch in Großbritannien lebte, auch Platten veröffentlicht.
Seine Lieder erzählen Geschichten, Geschichten aus der Vergangenheit und aus der Gegenwart, um Legenden ("Madrona"). Beim Titelsong "Plastic" geht es um einen Typen, der zwei Staatsbürgerschaften besitzt und in einem anderen Track um einen Soldaten, der wegen Fahnenflucht erschossen wurde ("For My Mary").

Er trägt seine Stücke mit viel Sensibilität und Einfühlungsvermögen vor, seine Arrangements sind klar und überschaubar, was ihnen insofern andererseits auch etwas Waghalsigkeit nimmt. Ich meine, etwas mehr zupackender dürfte der eine oder andere Song ruhig sein!
Irgendwo angesiedelt zwischen keltischem Folk und dem Singer/Songwriter-Genre präsentiert uns O'Brien elf Stücke mit seiner weichen und mitunter melancholischen Stimme. "Not Over Now" mit sanft treibendem Schlagzeug und atmosphärisch eingesetzten 'Whistles' zeigt uns den Weg in diesem nicht gewöhnlichen Mix. Bereits beim Titelsong ist wieder diese 'Ungewissheit' vorhanden, wie man diese Musik genau einordnen soll.

Da schwingt so etwas von der Musik der Moving Hearts, der großartigen irischen Folk Rock-Band um Christy Moore mit. Da ist es wieder das Schlagzeug, das ein modernes Element mit hineinbringt.
Bereits der dritte Titel, "Sunrise", entfernt sich jedoch schon vom typisch keltischen Folk/Folk Rock und ist mehr dem Singer/Songwriter-Idiom zuzurechnen - mit seinen sanften Klängen, die dann mit "Walk Back Home" noch verstärkt dargeboten werden. Das ist ein zart tönendes Liebeslied, mit dieser feinen Cello-Untermalung.

Auch warm-zarte, poppige Klänge mit schwebendem Rhodes-Keyboard ("Bonds And Chains") und sanft Rockendes mit "More That I Am" runden das Bild ab, doch manchmal habe ich den Eindruck, dass die Kompositionen fast nur Mittelmaß erreichen. Den Songs fehlt mitunter ein bestimmter Kick, der sie über das hinaushievt, was mehr als gefällig klingende Musik hervorbringt.
Gut, ich habe keinen wirklich schlechten Titel entdecken können, doch das, was die beiden ersten Stücke positiv versprechen, halten die übrigen leider nicht, hier verliert sich O'Brien leider eben zu oft in wiederkehrenden Stimmungen, die wenig Abwechslung bieten. Leider, denn, wie gesagt, nicht wirklich nicht gut, aber auch nicht der große Wurf!

So bleibt es dabei: Der erste Titel, "Not Over Now", ist wegen seiner mehr keltischen Ausprägung mein erklärter Favorit der Platte, gefolgt vom Titelsong.
Der Rest ist für mich von unterschiedlicher Qualität und 'persönlicher Ansprache'. "For My Mary" ist es, was sich für mich sehr angenehm aus der Masse abhebt, eine der schönsten Balladen, die ich auf Platten der letzten Zeit gehört habe, und Millie O'Brien 'veredelt' den Titel durch passende Harmony Vocals zudem.
Unter dem Strich vergebe ich von 10 RockTimes-Uhren die dennoch stattliche Anzahl von 8!

Line-up:
Paul O'Brien (vocals, guitar, bouzouki - #1, guitar solo - #5, tenor guitars - #6, mandolin - #11)
Millie O'Brien (harmony vocals - #1,9, lead vocals - #9)
Joe Molloy (whistles - #1,2)
Joby (drums, bass, Hammond organ, harmony vocals - #1,5,7,8,11, electric guitar - #2,3,5,6,10, Wurlitzer - #3,5, pipe organ - #3, percussion - #3, string bass - #4,9, piano - #5,6,8, Rhodes - #5, pump organ - #5, keyboards - #7,10,11, tenor bass - #8, tambourine -#8)
Aidan O'Brien (pipes - #2)
Kevin Fox (cello - #4,9, string arrangements - #9)
Fintan O'Brien (lead guitar - #7)
Cormac O'Brien (piano - #7)
Anne Schaefer (harmony vocals - #7,10,11)
Calvin Cairns (concertina - #9)