35 Jahre PeeWee Bluesgang - wenn das kein Grund zum Feiern ist, zum Beispiel mit einer neuen CD. OK, in den 35 Jahren gab es eine kurze Trennung von 2008 bis 2010. Aber Richard Hagel und Thomas Hesse konnten nicht ohne ihre gemeinsame Band. Also trommelten sie die PeeWees zusammen und legten wieder los. Neu dabei sind der Keyboarder Nico Kozuschek und der Basser Andreas Müller. Hesse hatte während der Bandpause einige neue Songs geschrieben und so lag es nahe, das mittlerweile 17. Album aufzunehmen. Herausgekommen ist "Boudoir De Luxe", eine handwerklich gut gemachte Platte.
Auch an der Ausstattung gibt es nicht viel zu nörgeln. Die Scheibe kommt in einem ansprechenden Digipak und achtseitigem Booklet daher. Leider wurden dort die Texte nicht abgedruckt, dafür aber mit ein paar schönen Fotos der Band versehen. Der Klang des Silberlings läßt auch keine Wünsche offen.
Thomas Hesse erzählte in einem Zeitungsinterview: »Der Schriftsteller Frank Schätzing hat einmal gesagt, dass er nur Bücher schreibt, die er auch selber lesen möchte. Das ist bei uns bei "Boudoir de Luxe" ebenso. Es ist eine Platte, die ich von ihrem Anfang bis zum Ende gern höre, technisch perfekt produzierte, dennoch organisch und satt klingende Songs, ohne Aussetzer«. Zumindest was die technische Seite anbelangt, ist das der Band gelungen, und den Rest kann nur er selbst beurteilen.
Der Opener "Just In Heaven" rockt bluesig und nimmt den Zuhörer sofort mit. Mit Boogierock geht es bei "Too Much Soul" dann weiter. Hier gibt es ein paar tolle Einlagen von Karlos Boes am Saxofon. Aber auch Nico Kozuschek an den Tasten macht einen guten Job, ist aber für mein Empfinden etwas zu leise abgemischt. Der Titeltrack "Boudoir de Luxe" kommt eher poppig daher und trifft meinen Geschmack nicht so richtig. Aber was ist das? Ein Cover von den Dire Straits? Mitnichten. "Saturday Night" hört sich fast so an, wie "Sultans Of Swing", entwickelt sich dann aber doch etwas anders. Eines der Highlights auf dieser CD.
Einer meiner Lieblingssongs auf diesem Album ist aber die leicht jazzig angehauchte Nummer "Tikki Bar Is Open" mit einem kurzen E-Piano-Solo und schönen Sax-Einlagen. Danach wird es mit "Come Back To Me" etwas ruhiger. Der breite Keyboardteppich dominiert das Stück gemeinsam mit Richard Hagels Gesang, während die Gitarre emotionale Akzente setzt. In der Abteilung Boogierock finden wir dann noch "Give Me Your Love", bei dem der Fuß zwanghaft anfängt mitzuwippen, ob man es nun will oder nicht. Der einzige Song, der ganz ohne Gesang daher kommt, heißt "Can't Pay" und wird nur mit einer akustischen Gitarre und dem Saxofon vorgetragen.
"It's Just The Way" gehört in die Abteilung getragener Pop Rock. Auch hier kann das Saxofon mit einem gefühlvollen Solo punkten. So lass ich mir auch mal einen Popsong gefallen. Ein weiteres Highlight auf diesem Silberling ist "Armageddon 2012". Ein ruhiger Slow Rock-Titel. Genau die richtige Nummer zum Ausklang des Albums, bei der Richard mit den Worten »Everybody wants to go to heaven, but nobody want's to die« endet. Wie wahr!
Fazit: Alles in allem ist "Boudoir De Luxe" ein Album der leisen, ruhigen Töne geworden. Der Blues aus musikalischer Sicht, ist hier eher hintergründig. Dafür erwartet den geneigten Fan ein Album, welches von gereiften Herren mit Tiefgang geschrieben wurde und stilistisch sehr abwechslungsreich ist. Ich persönlich habe einige Anläufe gebraucht, um mich mit der Platte anzufreunden.
Line-up:
Richard Hagel (vocals, maracas)
Thomas Hesse (guitar, vocals)
Andreas Müller (bass, acc. guitar)
Martin Siehoff (drums, percussions)
Karlos Boes (Saxofon)
Nico Kozuschek (keyboards)
Tracklist |
01:Just In Heaven (5:17)
02:Too Much Soul (4:59)
03:Boudoir De Luxe (3:37)
04:Saturday Night (3:38)
05:Tikki Bar Is Open (7:08)
06:Come Back To Me (4:32)
07:Give Me Your Love (4:02)
08:Can't Pay (3:24)
09:It's Just The Way (4:30)
10:Armageddon 2012 (5:05)
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