1982 spielte die PeeWee Bluesgang drei Tage lang in Joe's Bierhaus in West-Berlin. Dort gastierte am dritten Abend der Schlagersänger Drafi Deutscher. Man kam ins Gespräch und jammte später noch ein paar Rockklassiker der Fifties zusammen. Nach diesem Abend war allen Beteiligten klar, dass sie was zusammen machen wollten. Also verabredete man sich zu Proben im Hot Club Iserlohn. Es folgten TV- und Radio-Auftritte und einige Livekonzerte. Im August 1983 begannen dann die Aufnahmen im Tennessee Studio, Hamburg. Drafi Deutscher produzierte das Album und sang selbst bei drei Songs. Leider hatte er aber soviel mit seinen eigenen Projekten zu tun, dass das Album im Archiv und später ganz verschwand. Aber der Sänger der PeeWees, Richard Hagel, hatte noch eine Aufnahme auf Kassette, die er jetzt mit dem Mastering-Spezialisten Hans Detholf zusammen überarbeitete. Das Ergebnis ist das vorliegende Album.
Das Ganze gibt es als Digipak mit einem sechsseitigen Booklet, in dem Thomas Hesse die Geschichte, die zu den Aufnahmen führte, erzählt. Dazu sind noch drei Fotos mit Drafi Deutscher und ein paar Zeitungsschnipsel abgedruckt.
Nachdem die CD im Player verschwunden ist, macht sich erst mal Entsetzen breit. Das klingt, wie eine mittelmäßige Platte aus den 70ern. Nach den ersten zwei Liedern hat man sich aber an den Klang gewöhnt und kann sich auf die musikalische Qualität der Songs konzentrieren. Drafi Deutscher, der leider 2006 verstarb, hat bei den Aufnahmen drei Songs eingesungen, wovon mich nur "Playing Funky" überzeugen kann. "One Only Woman" und "My Summer Sun" lassen eher die Schlagerherkunft des Künstlers durchblitzen. Schade, denn dass der Mann es drauf hatte, bewies er bei "Playing Funky" mit einer leidenschaftlichen und ausdrucksstarken Stimme. Auch die Spielfreude der Band scheint hier größer als bei "One Only Woman" und "My Summer Sun" zu sein.
Einen schönen Slow-Blues bietet die PeeWee Bluesgang uns mit "Baby Please Please" an, der von Richard Hagel gewohnt souverän vorgetragen wird. Ein weiteres Highlight ist das balladeske "Sweet Mary-Anne", welches sich sofort im Gehör festsetzt. Thomas Wasskönig macht am Piano einen tollen Job. So stellt er auch bei "Boogie Child" sein Feeling für packende Grooves unter Beweis. Gewürzt wird die Nummer noch durch das Saxofon von Peter Schulte, der leider nur bei diesem einen Track mitspielt. Auch "Love Is Jealousy" kann überzeugen, nicht zuletzt wegen der hervorragenden Gitarrenarbeit von Thomas Hesse und dem feinen Piano.
Am Ende stelle ich mir die Frage: "Wer braucht eigentlich dieses Album"?
Vielleicht der Hardcore-Fan, der alles haben muss, was sein Künstler je veröffentlicht hat? Der Nostalgiker, der alles sammelt, weil es alt ist? Oder der Musikfan, dem der musikalische Gehalt wichtiger ist, als der gute Sound? Ich habe keine Ahnung, bin aber froh, das Teil in meinem Regal stehen zu haben!
Also: Vor dem Kauf unbedingt reinhören!
Line-up:
Richard Hagel (vocals)
Thomas Hesse (guitar)
Heribert Grothe (bass)
Wolfgang Schulte (drums)
Thomas Wasskönig (keyboards, guitar)
with:
Drafi Deutscher (vocals #1,6,9)
Peter Schulte (saxophon #5)
Tracklist |
01:One Only Women
02:Baby Please Please
03:Down-Healed Blues
04:Sweet Mary-Anne
05:Boogie Child
06:My Summer Sun
07:Can You Hear My Thunder
08:Love Is Jealousy
09:Playing Funky
10:Got All The Meanness Back In Me
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