Pendragon / Believe
Believe
Pendragon mischen diesen Herbst ebenfalls mit!
"Believe" nennen sie ihr siebentes Werk. Und ob ihr es nun glaubt oder nicht: Das Album ist ein Stück Edel-Progressive Rock geworden.
King Nick Barrett Pendragon hat viele der Stücke auf seinem Stamminstrument entwickelt. Als er merkte, dass diese Grundideen so schön im Pfeffer lagen, wollte er seine Riffs so laut und aggressiv wie möglich runterdigitalisieren. Das ist schon ein bewundernswerter Anspruch. Natürlich ist so ein Ziel immer schwer zu erreichen. Trotzdem sind die Riffs wirklich famos, zeitweise sogar genial. Das gilt für die gesamte Axtarbeit, sowohl von Nick Barrett als auch von Basser Peter Gee. Der zupft also nicht nur gekonnt und songdienlich den Tieffrequenzer, sondern zeigt auch sechssaitig, dass er es kann.
Aber natürlich spielen die Keyboards weiterhin eine große Rolle im Pendragon-Zeitalter. Chris Nolan betritt nicht nur mit Arena die Arena, sondern verfeinert auch bei Pendragon die Arrangements mit bombastischen, sphärischen aber vor allem mit gekonnten Keyboardklangfarben. Er legt Klangteppiche, er kachelt Soundmosaike und verhilft den Songs zu Magie. Recht so!
Neben seines wirklich stilvollen Gitarrenspiels fungiert Nick Barrett auch als Sänger. Dieses Arbeitsergebnis ist leider nicht ganz so überzeugend ausgefallen. Nick macht diesen Job nicht schlecht, er ist aber eben nicht der Ausdruckstärkste mit den Stimmbändern. Die Gesangslinien sind dennoch ein Treffer und sobald er gesanglich unterstützt wird, entwickelt sich eine ergreifende Atmosphäre.
Der Titeltrack entführt den Musikfan in eine keltisch - elfische Zauberwelt. Ertönt zunächst ein keltisches Pfeifen, so setzten die weiblichen Sängerinnen dann noch einen drauf. Durch die Voice-Box wird der magische Effekt weiter verstärkt.
Umso rüder ist der abrupte Wechsel zum Hard-Rock Riff von "No Place For The Innocent". Nicks stimmliche Limitierung wertet die Strophe zugegebener Maßen ein wenig ab, aber der Gesamteindruck des Songs bleibt trotzdem stark. Die Breaks sitzen, die Solis zünden und die Variationen des Riffs machen "No Place For The Innocent" zu einer modernen Progressive Rock Nummer. Trotzdem wäre es interessant, dieses Stück einmal von Jon Anderson zu hören.
Mit orientalischen Einflüssen startet die zweit längste Nummer der CD. 7:07 Minuten lang lassen Pendragon die Musikfans einiges über "The Wisdom Of Salomon" erfahren. Der auf der Akustikgitarre intonierte Riff ist so ein anfangs erwähntes Stück Genialität. Und höre da: Nick Barrett liegt mit seiner stimmlichen Tonlage plötzlich genau richtig. Die Soloparts klingen richtig interessant, was auch im warmen Verzerrersound seine Begründung findet.
Klanglich rangiert "Believe" auf hohem Niveau. Ein Muss bei Produktionen dieser Art. Der Instrumenten-Mix würde erbarmungslos verkommen, wenn der Sound nicht differenziert, brillant, klar und druckvoll wäre. Bei Pendragon ist alles im grünen Bereich!
"Believe" ist für alle Musikfans geeignet. Man kann zuhören, man kann staunen, man kann sich freuen, man kann abschalten.
Insbesondere die Freunde des progressiven Rocks werden ihre helle Freude an dem Album haben. Die sollten sich vielleicht sogar die Special Edition mit erweitertem Booklet und einer einstündigen "Making of..."- DVD zulegen.
Für das siebente Pendragon Album decken wir die Tafelrunde ruhigen Gewissens mit acht starken RockTimes-Uhren und sind froh, dass Nick Barrett das Zauberschwert in den 80' er Jahren aus dem Steinblock hat ziehen können.


Spielzeit: 51:50, Medium: CD, InsideOut Music, 2005
1:Believe 2:No Place For The Innocent 3:The Wisdom Of Sodom 4:The Wishing Well 5:Learning Curve 6:The Edge Of The World
Olli "Wahn" Wirtz, 26.08.2005