Legt man diese Debüt-CD von
Pentaphone ein, kann man sicherlich in den ersten Sekunden von der powervollen Rhythmik und Gitarrenarbeit beeindruckt sein. Doch dann ähnelt der Aufbau und der Gesang zu sehr dem scheinbaren Vorbild
Nickelback. Auch
Creed und
Kid Rock kommen als Assoziation hoch. Dies mag vielen gefallen, die solche Sachen mögen. Doch demjenigen, der nordamerikanischem Post Grunge und Alternative eher abgewandt ist, wird dies schnell die Suppe kräftig versalzen. Nun könnte jeder sich für die zwei Alternativen entscheiden. Unbedingt kaufen, oder unbedingt umgehen. Damit könnte man die Rezension an dieser Stelle beenden.
Jedoch fällt mir als jemandem, der die genannten Bands/Genres größtenteils verschmäht, doch etwas Positives auf. Die Stimme hebt sich von der Chad Kroegers noch etwas ab. Zwar trifft der Sänger von Pentaphone nicht jeden einzelnen Ton (könnte teilweise auch Absicht sein), doch ist seine Stimme um einiges angenehmer. Desweiteren erklingt in den einzelnen Songs meinen Ohren zufolge mehr Abwechslung als bei besagten Bands. Und eine gewisse Frische kann man Pentaphone sicherlich auch nicht absprechen. Eher kommt fast jeder Song mit neuer Energie daher, als dass man sich auf der rockigen Kraft des Openers ausruht. Selbst beim fünften Track läuft der Motor noch richtig rund. Auch wenn in dem Stück die Anlehnung an die Vorbilder überhaupt nicht mehr zu übersehen ist. Das klingt dann echt so, als hätten sich Nickelback, Creed und Kid Rock zusammengetan, um einen 'neuen Song' aufzunehmen. Kein Wunder, dass gerade dieser Titel "Tribute" heißt.
Was auf jeden Fall noch wenig originell ist, ist die Klavierballade ganz an den Schluss zu packen, und diese dann auch noch "Say Goodbye" zu nennen. Kitschgrenze überschritten, würd ich mal sagen. Apropos Klavier: Die Musik ist, wie es sich für Alternative/Post-Grunge gehört, natürlich überwiegend gitarrenlastig. Meistens wird E-Gitarre eingesetzt, auf Akustikgitarre wird eher verzichtet. Bei "Away" oder "Still In Your Kiss" erklingt dann sogar eine Violine. Beides Balladen, bei denen einige den Gesang als schön empfinden könnten, sich andere aber aufgrund 'Moderner-Amerikanischer-Cowboy-Manier' eher abgeschreckt fühlen dürften.
Die Texte sind zwar nicht gerade lyrische Ergüsse, doch sind sie völlig in Ordnung und nur selten kitschig. Da passt der bekannte Spruch
»Ausnahmen bestätigen die Regel« gut hinein. Für diese Art Musik reicht die lyrische Qualität auf jeden Fall locker aus.
Innovativ ist dieses Album nicht. Generell haben
Pentaphone aber schon Potenzial, doch sollten sie sich hinter anderen Bands wie ihren scheinbaren Vorbildern nicht verstecken, und vielleicht besser versuchen, etwas eigenes auf die Beine zu stellen. Sie müssen ja die Rock-Musik nicht neu erfinden, aber wer will schon eine zweite Version von
Nickelback hören?
Die erwähnte Piano-Ballade "Say Goodbye" ist übrigens trotz der beschriebenen Mängel ein schöner Lagerfeuer-Song. Dieser Track, gepaart mit den paar anderen Stärken - beispielsweise dem energiegeladenem Anfang des Openers - sollte eine gute Grundlage für das nächste Album bieten, bei dem die Band dann endlich aus dem Schatten der anderen springen kann.
4 von 10 RockTimes-Uhren