Perennial Quest / Persistence
Persistence Spielzeit: 79:18
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2008
Stil: Progressive Metal


Review vom 02.02.2009


Alexander Mathias
Würzburg. Immer wieder Würzburg...
Fand kürzlich das Album " Reflections" der Würzburger Prog Metal-Formation Nump den Weg in die RockTimes-Redaktion, klopfen nun Perennial Quest, die nächsten Progressive Metaller aus Würzburg, an die Tür.
Mit "Persistence" haben sie ihren zweiten Longplayer im Gepäck und blicken dabei auf sage und schreibe drei Jahre (!) Produktionsarbeit zurück.
"Persistence" erschien bereits im April 2008 und ist - hier sei nach dem ersten Hördurchgang ein ernst gemeintes 'leider' eingeschoben - erst jetzt zu RockTimes vorgedrungen. Aber für gute Musik ist es bekanntlich nie zu spät.
Schon mit den ersten Takten des Albums schraubt sich "Dream Over" ganz gewaltig in den Gehörgang. Sägende Orgel-Keyboardpassagen, die selige Erinnerungen an Deep Purples 1968er-Scheibe "The Book Of Taliesyn" wecken, liefern sich ein heißes Duell mit am typischen Savatage-Sound orientierten Gitarren.
Erfreulicherweise bleibt es hier beim reinen Soundvergleich und sehr schnell wächst die Erkenntnis, dass die drei Jahre Arbeit an "Persistence" keine Zeitverschwendung war, sondern eine Investition in ein sensibel ausgestaltetes Werk, das mit Fingerspitzengefühl und Kreativität geschliffen wurde, bis es letztendlich ein hochkarätiger Diamant wurde.
Gerade auf der facettenreichen Progressive-Schiene besteht immer wieder die Gefahr, sich in ausgedehnten Songs mehr und mehr in kopflastig-orgiastisches Solo-Gefuddel zu verlieren. Technisch verliebten ZuhörerInnen mag dies vielleicht annähernd Glücksgefühle bereiten, aber wie schnell sind hier doch die Grenzen zur Langweile und Erschöpfung überschritten.
Im Gegenzug verfügen Perennial Quest über ein ausgezeichnetes Gespür, wann eine Steilkurve mit durchgetretenem Gaspedal durchfahren werden muss und wann es erforderlich ist, einen Gang herunter zu schalten, bevor sich der Rennbolide mit einem mehrfachen Überschlag jenseits der Fahrbahn katapultiert.
Als Beispiel dient hier "Take Off The Mask". Temporeiche Stakkato-Riffs, Breaks, getragene Passagen und teilweise geflüsterter Gesang bauen eine Spannung auf, die von der ersten bis zur letzten Sekunde fesselt und beim Mitrocken für manchen Krampf in der Genickmuskulatur sorgen kann.
Direkt im Anschluss folgt der fast 28 Minuten lange Megahammer "A Perennial Quest", das Gesellenstück auf "Persistence". Allein dieser Beitrag stellt schon ein in sich geschlossenes Konzeptalbum dar und gliedert sich dennoch schlüssig in das Gesamtwerk ein. Wohlige Gänsehautschauer steigern das Hörvergnügen und nach wenigen Minuten versinkt man dermaßen in die Musik, dass man sich nach 28 Minuten wundert, wie schnell die Zeit vergehen kann.
Wenn "Persistence" darstellt, was der Nachwuchs im Prog Metal zu bieten hat, lässt sich nur anmerken, dass wir hier genau derjenigen goldenen Zukunft entgegen sehen können, die wir auf dem Finanzmarkt in den nächsten 100 Jahren vergeblich herbeisehnen werden. Perennial Quest demonstrieren über die gesamte Strecke eindrucksvoll, dass deren Fertigkeiten weit über den normalen Musikschulunterricht hinausgehen und sie über genau diejenige Mischung aus Leidenschaft, Kreativität und Herzblut verfügen, die Musik zu unser aller Freude so einzigartig macht.
An dieser Stelle sei übrigens ausdrücklich auf den Vergleich mit den Prog-Göttern namens
Dream Theater verzichtet. Deren Leistung in allen Ehren, haben es Perennial Quest geschafft, eine eigene markante Duftmarke zu setzen. Und gerade dieses Geschick zeichnet genau das aus, was Progressive so einzigartig macht. Eine Facette für jede Band, wobei wir hier wieder den Bogen zum Anfangs erwähnten Diamanten schlagen können.
Keine Promoagentur, Eigenvertrieb statt profitorientierter Musikmanager. Die Freiheit, selbst gestalten zu können, ohne Druck von Außen. Vielleicht liegt es gerade daran, dass Bands wie Perennial Quest diese Art von Musik zustande bringen, wie wir sie nicht mehr kennen, weil unsere Ohren mit dem Flüssigbeton der 'Ich finde den xxx3 Sender toll, weil da kommt immer so abwechslungsreiche und gute Musik, die genau meine Stimmung trifft!' vergewaltigt werden (ich werde das demnächst in einem Zwischenruf näher beleuchten).
RockTimes fordert »Nimm dir Zeit für gute Musik!«. Perennial Quest nehmen dies ernst und schenken uns 80 tolle Minuten davon.
Wer diese 80 Minuten ernsthaft in Anspruch nehmen möchte, hat die Gelegenheit, die CD (Achtung Werbung!) für (wo gibt es das sonst) € 11,50.- (inkl. Verpackung und Versand) auf deren Homepage zu bestellen. Ein Preis, für den sich eine Raubkopie kaum noch lohnt und der es den Jungs gleichzeitig ermöglicht, ihre Stromrechnung auch bei der nächsten Produktion bezahlen zu können...
Würzburg. Immer wieder Würzburg...
Sollte demnächst ein weiteres Prog-Teil aus Würzburg in die RockTimes-Redaktion flattern, wird es Zeit darüber nachzudenken, ob sich dieses Würzburg nicht still und heimlich zu einem kleinen deutschen 'Seattle des Prog Metal' mausert.
Warum auch nicht?!
Line-up:
Florian Amelingmeier (bass)
Tobias Hermann (drums, percussions)
Philipp Öhrlein (vocals, guitars)
Stefan Obst (guitars)
Johannes Keil (vocals, keyboards)
Tracklist
01:Dream Over
02:Believe In You
03:Inside Out
04:Take Off The Mask
05:A Perennial Quest - 1. Rude Awakening
06:A Perennial Quest - 2. Mind Of Doubt
07:A Perennial Quest - 3. Unbalanced
08:A Perennial Quest - 4. A Distant Gleam
09:A Perennial Quest - 5. Misled
10:A Perennial Quest - 6. Final (Un)Certainty
11:Rise Again
12:The Way To Your Heart
13:Are You There?
Externe Links: