Nach "Not Naked Enough" (2006) ist "Part-Time Thinker" der zweite Studio-Output der 1996 gegründeten Münchner Band. Nicht gerade viel für 14 Jahre, aber untätig waren sie zwischen den beiden Alben sicher nicht, Gigs in allen möglich Locations - auch Radio Sessions und Open Airs - begleiten die Vita der Dänin Ilse 'Lissa' Morris und des Herrentrios bestehend aus Wolf 'Lupus' Eigner, Stefan 'Cicero' Maierhofer und Jan 'Jay Age' Heintz; alle vier bereits seit jungen Jahren musikalisch geprägt.
Musikalisch gibt es eine Palette rockiger Popsongs (oder poppiger Rocksongs) mit Texten, die man angenehm verfolgen kann und die das ein oder andere Mal zum zustimmenden Schmunzeln anregen. Etwa wenn in "About The Rest" die Internet Chat-'Kultur' aufs Korn genommen wird. Wenn dort die - wie auch immer aussehenden - Chatter sich als Supermänner oder -frauen vorstellen ... sieht ja niemand. Ilse singt dann, dass es anders ist, wenn sie über eine Wiese läuft: Die Erde und die Kuhscheiße unter ihren Sohlen sind echt.
Wenn ich sage, Ilse singt, dann ist das nicht immer so, denn ganz in der Tradition anderer Bands teilen sich männliche und weibliche Vocals die Platte. Wie die Gitarrenarbeit, denn da teilen sich akustische und elektrische Modelle die Arbeit. Und das richtig gut. Hammermäßig wird es gar, wenn Martin Off, ein Gast, die Slide auspackt.
Überhaupt, "Part-Time Thinker" schafft den Spagat zwischen 'durchgängig und aufregungsfrei hörbar' auf der einen und Abwechslungsreichtum auf der anderen Seite. Ob Gitarren, Bass, Drums oder Keyboards - alles ist auf den Punkt eingesetzt. Weder unter- noch überdosiert. Geschmeidige angepoppte Nummern mit Gesang und Attitude im Stile einer Karen Anne Carpenter oder fast schon Americana, beispielsweise "Bright New Day".
Und nun Wolfs Stimme: Die erinnert im angesprochenen "Bright New Day" oder auch bei "Into Dust" an die von Warren Zevon. Ja, bei erstgenannter Nummer meine ich gar, ansatzweise ein leichtes Lee Clayton-Timbre zu vernehmen.
Ist Ilse mit am Mikro, gibt es oft einen leichten Country-Touch. Mehrstimmige Harmoniemonster, eine perfekte Ballade im Stile der Vocal-Giganten Lee Hazlewood & Nancy Sinatra ("Still") und "Time To Learn" könnte man schon etwas als Dire Straits-kompatibel bezeichnen.
Summa sumarum mitnichten schlechte Referenzen. Das alles aber in einer leichten sowie lockeren Art, von einer von Spielfreude geprägten Band aus dem Ärmel geschüttelt. Wie schreibt die Band selbst:
»Da sich die deutsche Sprache hervorragend zum Sprechen, aber kaum zum Singen eignet, während es sich beim Englischen konsequent gegenteilig verhält, sind die Liedtexte folgerichtig englisch, der Humor dänisch, die Frisuren deutsch und die Gitarren international. Logisch, oder?«
Fast, denn nicht nur die Gitarren ... das komplette Album ist als 'international geeignet' anzusehen. Den Vorgänger kenne ich nicht, aber mit "Part-Time Thinker" haben die Münchner eine umkomplizierte Poprock-Scheibe im Portfolio, die sich gerade jetzt, bei den extremen Sommertemperaturen eignet, etwas Frische auf die Terrasse zu zaubern.
Line-up:
Ilse 'Lissa' Morris (lead & backing vocals, acoustic guitar, weather news)
Wolf 'Lupus' Eigner (lead & backing vocals, electric & acoustic guitar, whispers & moans)
Stefan 'Cicero' Maierhöfer (electric bass guitar, backing vocals, distinct ambiguities)
Jan 'Jay Age' Heintz (drums & percussion, backing vocals, keyboard, dishwasher)
Guests:
Martin Off (slide guitar)
Sophia Heintz (vibraslap)
Tracklist |
01:Bright New Day (5:04)
02:AboutThe Rest (4:11)
03:Years (4:10)
04:Part-Time Thinker (3:29)
05:Just Here (3:09)
06:Into Dust (2:35)
07:Still (3:35)
08:Time To Learn (3:49)
09:Michelle (3:33)
10:Way Deep Down (5:17)
11:Crystal Ball (4:15)
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