Pestilence / Doctrine
Doctrine Spielzeit: 39:21
Medium: CD
Label: Mascot Records, 2011
Stil: Death Metal


Review vom 27.05.2011


Jens Groh
Das zweite Album von Pestilence nach der Reunion 2008 ist erneut ein echtes Schlachtfest vor dem Herrn geworden.
Mehr bräuchte ich eigentlich gar nicht mehr schreiben. Denn Pestilence haben in ihrer Laufbahn eigentlich noch nie ein schlechtes Album gemacht. Nur der Ansatz der Scheiben war jeweils ein anderer. War die erste noch im Thrash verwurzelt, war ab der zweiten Platte der Death Metal zum Regent über die Holländer geworden. Aber schon das dritte Langeisen der Mannen um Patrick Mameli zeigte, wohin die Reise zukünftig gehen sollte, nämlich in die Frickel Death-Abgründe.
Und genau da fühlt sich Patrick Mameli auch im Jahre anno 2011 nach des Nazareners Geburt Pudelwohl.
Wer nun bei Pestilence zwangsläufig an Martin Van Drunen denkt, dessen kranker Stimme immer noch hinterher trauert und deshalb nicht die neuen Plastikscheiben der Tulpenschlächter beachtet, ist selber schuld. Nur so viel vorneweg.
Mamelis Sangesorgan ist fast genauso abartig wie das seines ehemaligen Sängers. Der Gute schafft es, seiner Kehle richtig fieses Gekeife und Gebrülle zu entlocken und dürfte hier auch seine bis dato derbste Vokalarbeit abgeliefert haben. Also genau die Plattform, die seine Texte brauchen. Denn wer will schon von antireligiösen bzw. antichristlichen Themen (das Album ist ein Abrechnen mit dem römischen Klerus und seinem scheinheiligen Gefolge) hören, wenn sie mit einer Eierkneifstimme geträllert werden? Genau, niemand! Hier schon mal beide Daumen hoch! Zumal der Bursche ja auch noch zeitgleich die Lead Gitarre bedient, und die hat es ebenfalls in sich.
Und damit wären wir bei der Instrumentalfraktion. Jene lässt sich nicht lumpen (und steht Mameli in nichts nach) und haut einem in zehn Stücken ("The Predication" ist nur ein Intro) so dermaßen chirurgisch genau eins aufs Fressbrett, dass man anfangs gar nicht merkt, was für technische Kapriolen hinter dem Geballer stecken, das in eine kristallklare knochentrockene Produktion eingebettet ist.
Es ist, wie wenn man sich an Papier geschnitten hat, man spürt es erst hinterher. Genauso verhält es sich mit der Musik von Pestilence - ehe man sich versieht, überrollen einen die vertrackten Melodien und Parts.
Man muss sich allerdings auch erst an den ungewohnten Sound der Achtsaitigen Klampfen gewöhnen. Das ist nicht unbedingt der Klang, wie man ihn von anderen Bands dieses Genres kennt, vielleicht noch von den Kanadiern Gorguts. So mancher Jazz-Instrumentalist dürfte nach dem anhören dieser Scheibe glatt sein Instrument den Flammen anheim liefern. Und auch alternde Kapellen wie Dream Theater sollten angesichts solcher Instrumentalhurrikans eigentlich die Rente einreichen.
Apropos Gorguts: Jene dürften die Holländer wohl am meisten in letzter Zeit beeinflusst haben. Denn nicht nur die Basspassagen, sondern auch so manche Melodie hat man schon auf deren "Obscura" erlauschen dürfen.
Auch bei "Absolution" kommt einem das eine oder andere Break bekannt vor und mag auch von Chuck Schuldiner ausgeborgt worden sein. Aber egal, denn Bands wie diese oder eben Pestilence gibt es sowieso viel zu selten.
Wer sich also schon zum Frühstück solche Brachialhämmer der Marke Atheist, Gorguts, Meshuggah oder Cynic einverleibt, oder zum Kuscheln mit seiner Liebsten den einen oder anderen Output, wie späte Death, zur Hintergrund Beschallung auswählt, dem dürfte die neue Pestilence runterlaufen wie eine Tasse warmer, blutiger Eiter.
Nur zum Autofahren dient das Scheibchen weniger! Man fängt an andere Autos zu jagen!!! Hab ich bei einem Selbstversuch auch getan, HAHAHAHA. Neun fette von zehn Gedärmbatzen
Line-up:
Patrick Mameli (lead guitar, vocals)
Jeroen Paul Thesseling (bass)
Yuma Van Eekelen (drums)
Patrick Uterwijk (guitars)
Tracklist
01:The Predication
02:Amgod
03:Doctrine
04:Salvation
05:Dissolve
06:Absloution
07:Sinister
08:Divinity
09:Deception
10:Malignant
11:Confusion
Externe Links: